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Sie hat viel Selbstvertrauen für ihren dritten WM-Start tanken können: Die Inzeller Profi-Trailläuferin Rosanna Buchauer freute sich beim UTMB Mont Blanc beim OCC-Rennen über 57 Kilometer und 3500 Höhenmeter über einen starken zwölften Platz. (Foto: Dacia)

Turbulentes Jahr für Rosanna Buchauer: Jetzt wartet die WM

Die ersten neun Monate in diesem Jahr hatten für Rosanna Buchauer so einiges zu bieten. »Das Jahr war bisher wirklich sehr turbulent und aufregend«, betont eine der besten deutschen Ultra-Trailläuferinnen.


Im März machte sich die 35-Jährige aus Inzell, die mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt in Innsbruck hat, selbstständig. Sie hält ab sofort Vorträge und Workshops in Unternehmen und zeigt den Mitarbeitern dabei unter anderem auf, welche Werkzeuge sie als Sportlerin in Sachen Mentaltraining und Motivation nutzt. »Das kann man eben auch sehr gut in der Geschäftswelt brauchen, um Ziele erreichen zu können«, betont sie. Für Buchauer war's genau der richtige Schritt, denn ihre neue Aufgabe macht ihr jetzt schon viel Freude. »Das ist richtig cool und dieMischung macht vor allem auch sehr viel Spaß.«

Denn in erster Linie ist Rosanna Buchauer weiter Profi-Trailläuferin – und das mit großem Erfolg. Nach ihrem überaus starken vergangenen Jahr, in dem sie Siege beim Lavaredo Ultra Trail, beim Großglockner Ultra-Trail und beim fünftägigen Etappenrennen »Snowman Race« in Bhutan sowie einen starken dritten Platz beim CCC im Rahmen des UTMB Mont Blanc einfuhr, hat sie in diesem Jahr bisher noch nicht den ganz großen Wurf landen können. »Ich habe dafür aber wieder sehr viel gelernt«, zeigt sie sich dennoch zufrieden.

Viel Zeit und Energie für den WSER

Für den Western States Endurance Run (WSER) in den USA investierte Rosanna Buchauer viel Zeit und Energie. In der ersten Saisonhälfte war praktisch alles auf diesen eine Rennen ausgerichtet. »Das war schon allein krass von der Logistik her«, blickt sie zurück.

Ihr Training lief gut und Buchauer war genau auf den Punkt bereit für den prestigeträchtigen Wettkampf, der über 100,2 Meilen mit rund 5500 Höhenmetern durch die Sierra Nevada in Kalifornien geht. »Doch dann war's ein ziemliches Desaster«, erzählt sie. Buchauer musste nämlich früh aus dem Rennen aussteigen. »Ich war noch nicht mal richtig drin im Rennmodus, da hatte ich schon Magenprobleme.« Und zwar so heftig, »dass es mir eigentlich nur im Liegen einigermaßen gut gegangen ist«.

Die Inzellerin kämpfte, versuchte alles, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Sie schleppte sich bis zu km 40 durchs Rennen und zog dann die Notbremse. »Ich hatte dann auch noch Schüttelfrost, obwohl es 40 Grad heiß war.« Was genau der Auslöser für ihre Probleme gewesen ist, darüber kann Buchauer nur spekulieren. »Mein Trainer und ich denken, dass es das chlorhaltige Wasser an den Versorgungsstationen war, das ich nicht vertragen habe.«

"Habe das Rennen nach zwei Wochen abgehakt" 

Unter dem Strich sei dieses »DNF« (die Abkürzung steht für »did not finish«, übersetzt: »nicht ins Ziel gekommen«) sehr schade gewesen, »aber ich habe das Rennen dann nach zwei Wochen abgehakt.« Nochmals wird sie sich diesem extremen Rennformat wohl nicht mehr stellen. Denn Buchauer hat eine Erkenntnis aus den USA mitgenommen: »100 Meilen sind nicht so meines. Ich habe mich auf den Strecken von 80 bis 120 km gut eingegroovt.«

Die sympathische Spitzensportlerin blickte also schnell wieder nach vorne – wohlwissend, dass in diesem Jahr noch ein weiteres großes Highlight auf sie warten wird: ihre bereits dritte WM-Teilnahme!

Für ein gutes WM-Gefühl ging Rosanna Buchauer jetzt auch nochmals ins Risiko. Sie wollte vor der Abreise nach Spanien unbedingt noch ein gutes Rennen machen – und dafür kehrte sie nach Chamonix zurück. In Frankreich startete sie beim UTMB diesmal bei OCC. Das Rennen geht über 57 Kilometer und 3500 Höhenmeter – für Buchauer eigentlich eine zu kurze Strecke. Aber aus Regenerationsgründen war das die einzig vernünftige Option. »Ich hab's als coole Herausforderung gesehen«, berichtet sie. Und ihr Plan ging vollends auf. Buchauer landete am Ende auf einem starken zwölften Platz.

"Mein Selbstvertrauen ist wieder da"

»Ich war nah dran an den Top 10 in einem extrem starken Teilnehmerfeld«, freut sie sich. Aber vor allem »war meine Zeit mega gut.« Buchauer kam nach 6:08:47 Stunden ins Ziel, die Siegerin Joyline Chepngeno aus Kenia benötigte für die Strecke 5:34:03 Stunden. Unter dem Strich war's für die Inzellerin ein rundum geglückter Versuch: »Mein Selbstvertrauen ist wieder da.«

Jetzt hat Rosanna Buchauer noch einen intensiven Trainingsblock in ihrer Heimat Österreich auf dem Plan stehen, ehe sie mit dem deutschen Team nach Spanien reisen wird. Die Berglauf- und Trailrunning-WM findet dort in Canfranc vom 25. bis 28. September statt. Buchauer (SV Ruhpolding) ist für den Long-Trail (81,2 km, 5434 Hm) nominiert. Weitere deutsche Starterinnen sind Lotti Brinks (TSV Wasserburg), Katharina Hartmuth (SCC Berlin), die beim UTMB über 174 Kilometer und 9900 Höhenmeter sensationell auf Platz drei gelaufen ist, Ida-Sophie Hegemann (LG Göttingen), Eva Sperger (LG Stadtwerke München), Lisa Wimmer (Ultratrailrunning Erlangen) und als Ersatzläuferin steht Juliane Rößler (TG Viktoria Augsburg) auf der Liste.

Sie braucht sich nicht verstecken

Gelaufen wird dabei in den Pyrenäen. Für Buchauer ist es »eine komplett neue Strecke, die sehr anspruchsvoll und sehr technisch ist«. Sie weiß aber auch: »Die Strecke könnte mir liegen.« Und verstecken braucht sie sich ohnehin nicht: Bisher lief es bei ihren beiden WM-Starts richtig gut: Buchauer wurde 2022 in Thailand und 2023 bei ihrem Heimspiel in Innsbruck im Einzel jeweils hervorragende Fünfte.

Und diesmal? »Es ist eine riesen Ehre für mich, erneut bei der WM dabei sein zu dürfen«, sagt Buchauer. Sie wolle vor allem die WM-Atmosphäre mitnehmen und das Erlebnis im Team genießen. Aber freilich will sie auch wieder »Höchstleistung bringen«. Was unter dem Strich dabei rauskommen wird, weiß sie nicht. »Im Einzel wird es sehr schwer werden, eine Medaille zu bekommen, das Feld ist brutal stark. Aber mit dem Team ist wieder eine drin.«

Denn bei der WM 2023 in Innsbruck sicherte sich das deutsche Damenteam den Vizetitel. »Den wollen wir verteidigen«, sagt Buchauer selbstbewusst. Als stärkste Konkurrenten nennt sie die Mannschaften aus Frankreich, Spanien und auch den USA. So oder so es wird ein harter Kampf in den Pyrenäen werden. Rosanna Buchauer will diesen von der ersten bis zur letzten Minute annehmen: »Ich freue mich jetzt auf die WM.« SB

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