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Die Inzeller Ultra-Trailläuferin Beliana Hilbert verteidigte beim Adamello Ultra Trail in Italien ihren Titel. (Foto: Ferrari Foto)

Grandioser Saisonabschluss dank Kämpferherz

Ihre Saison hat sich Beliana Hilbert durchaus etwas anders vorgestellt: Nach ihren beiden Siegen zum Auftakt (Mountainman-Wintertrail in Reit im Winkl und Ultratrail Fränkische Schweiz mit Deutscher Meisterschaft) wollte die Inzellerin Trailläuferin vom Team Schamel weiter durchstarten, aber es kam anders. Sie musste verletzungsbedingt kürzertreten. Doch jetzt setzte sie beim Adamello Ultra Trail in Italien zum Saisonabschluss noch ein ganz dickes Ausrufezeichen! »Das Finish ist mir diesmal sogar mehr wert als der Sieg«, betonte Hilbert im Gespräch mit unserer Sportredaktion überglücklich. »Ich bin so froh, dass ich das Rennen ins Ziel bekommen habe.«


Denn das war nicht so ganz selbstverständlich. Nach ihrem Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft musste die Inzellerin monatelang an Verletzungen, Rückschlägen und Krankheiten knabbern. Laufpause statt geliebte Trailläufe. Bei den Hochfügen-Hightrails wagte sie im Sommer ein erstes Comeback – erfolgreich. Über die kurze Distanz von 17,7 km (1250 Hm) wurde sie Zweite. Es ging wieder aufwärts und Beliana Hilbert hatte schnell ein Ziel: Sie wollte unbedingt auch in diesem Jahr noch ein 100-km-Rennen machen, denn nach ihrer erfolgreichen Premiere über diese Distanz 2024 beim Adamello Ultra Trail mit neuem Frauen-Streckenrekord war sie angestachelt. Also ging es in diesem Jahr zu den Mayrhofen Ultraks. Die Inzellerin fühlte sich gut, doch das Rennen in Österreich wurde wetterbedingt abgebrochen.

Doch einen Trumpf hatte Hilbert noch im Ärmel: Sie kehrte an den Ort zurück, an dem sie im vergangenen Jahr eben ihr erstes Rennen über 100 km sensationell gewann! Und auch diesmal lief es beim Adamello Ultra Trail! Hilbert verteidigte in Italien ihren Titel. Doch auch dieses Rennen war anders als ursprünglich gedacht.

Denn auch hier machte das Wetter den Läufern einen Strich durch die Rechnung. Die Strecke musste auf 85 km und 5000 Höhenmeter verkürzt werden. »Aber auch das hat gereicht«, lachte Hilbert. »Und es war gut, dass die Organisatoren die höchsten Gipfel rausgenommen haben, die Felsen waren doch arg rutschig.«

Und es war bitterkalt. So kalt, dass Hilbert sogar kurz die Hände eingefroren waren. »Ich habe mich dann an einer Verpflegungsstelle in der Hütte aufgewärmt«, berichtete sie. »Das Problem war, dass ich die Stöcke nicht mehr zusammenbekommen und auch meine Jacke nicht zubekommen habe.«

Es war nicht die einzige Hürde, die die 30-Jährige in diesem Rennen meistern musste. Dabei sei sie selbstbewusst an der Startlinie gestanden, berichtete sie. »Ich wollte unbedingt zeigen, was ich kann.« Aber schon beim ersten Anstieg kam die Ernüchterung. »Meine Beine haben hinten komplett dichtgemacht. Ich konnte gar nicht mehr richtig steigen.« Das sei im ersten Moment so richtig frustrierend gewesen, betonte sie. Auch deshalb, weil die beiden italienischen Zwillinge Luisa und Enrica Dematteis auf und davon zogen. »Ich musste mich mental erst mal wieder aufbauen.« Doch Hilbert dachte nicht ans Aufgeben. »Ich wollte das Rennen einfach nur zu Ende bringen – egal, was für ein Platz am Ende dabei rausspringt.« Doch in der Ebene sah die Inzellerin die beiden Führenden plötzlich wieder. »Da ist mein Wettkampfgeist in mir wieder erwacht.«

Hilbert wusste, dass sie im Flachen und im Downhill immer wieder Boden gutmachen konnte, nur bergauf hatte sie an diesem Tag eben ihre Probleme. »Beim nächsten Anstieg hat mein Bein gekrampft. Dann waren die beiden wieder weg.« Das sei die Hölle gewesen. Aber Hilbert setzte alles auf eine Karte. »Ich wusste, dass die letzten 20 km der Strecke sehr laufbar sind und bergab gehen.« Schließlich bekam sie auf der Strecke von ihrem Lebensgefährten Alexander Westenberger, der ebenfalls ein hervorragender Trailläufer ist, die Information, dass der Rückstand nicht zu groß ist. Hilbert gab alles und holte die Italienerinnen rund 12 km vor dem Ziel tatsächlich wieder ein. »Und dann bin ich zügig an ihnen vorbei.«

Auch in der Schlussphase des Wettkampfs krampfte ihr Bein wieder. »Das war schon brutal, aber ich bin einfach so schnell wie möglich weitergelaufen.« Ihr Kämpferherz wurde belohnt: Beliana Hilbert krönte sich erneut zur Siegerin, kam nach 10:54:47 Stunden ins Ziel und hatte einen Vorsprung von 20 Minuten auf die Zwillinge. »Das war schon irre«, freute sich die sympathische Läuferin.

Was genau ihre Probleme ausgelöst hatte, weiß Beliana Hilbert immer noch nicht. »Wahrscheinlich hatte ich einfach einen schlechten Tag und ich habe wohl zu wenig getrunken. Aber ich hatte kein so großes Durstgefühl wegen der Kälte. Es war auf jeden Fall eine neue Erfahrung für mich.« Trotzdem gab's für sie einen grandiosen Saisonabschluss. Und die Italiener taten ihr Übriges dazu, denn sie sind beim Traillaufen mit Feuereifer dabei. »Es ist wirklich grandios, wie sie einen anfeuern. Sie leben das richtig.«

Für Beliana Hilbert ist jetzt erst einmal Pause und Erholung angesagt. Was 2026 auf ihrem Rennplan stehen wird, weiß sie noch nicht. »Die Planungen laufen«, verriet sie. Gut möglich aber, dass sie erneut nach Italien zurückkehren wird, denn das Triple beim Adamello Ultra Trail wäre durchaus ein lohnendes und würdiges Ziel. »Daran habe ich auf jeden Fall schon gedacht.« SB

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