Die World Combat Games finden – anders als eine Europa- oder Weltmeisterschaft – nicht jedes Jahr statt. Um hier starten zu dürfen, müssen sich die Athleten über einen längeren Zeitraum qualifizieren und Punkte sammeln. »Es ist eine Art kleine Olympische Spiele für Kampfsportarten (Aikido, Boxen, Fechten, Judo, Ju-Jutsu, Karate, Kendo, Kickboxen, Muay Thai, Ringen, Sambo, Savate, Sumo, Taekwondo und Wushu)«, erläutert Bombik. Er ergänzt: »Nur die besten acht Athleten der Welt gehen an den Start, nachdem sie über zwei Jahre hinweg Punkte gesammelt haben. Hier muss man von Anfang an maximal da sein, fokussiert sein und abliefern.«
Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad war Austragungsort der WM. In der Länderwertung im Ju-Jutsu holte sich Deutschland den 2. Platz hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten und vor Thailand.
Dass gleich drei Leistungssportler des TSV Bergen in ihren Gewichtsklassen zu den acht besten Athleten der Welt zählten und somit bei den World Combat Games antreten durften, ist ein riesiger Erfolg für den Verein.
Lukas Bombik stand für Deutschland in der Gewichtsklasse -94 kg auf der Matte. Zum Auftakt musste er einen Dämpfer gegen Karel Dingemanse einstecken. Denn der Niederländer erarbeitete sich schnell einen soliden Punktevorsprung. Daher musste Bombik ein Risiko eingehen, wurde aber aufgrund unsauberer Techniken disqualifiziert. Um sich die Chance auf einen Podestplatz zu erhalten, musste Bombik den nächsten Poolkampf gegen Christophe Mputu (Kongo) gewinnen. Gewohnt souverän punktete Bombik vor allem mit Atemtechniken (Schlag- und Fußtechniken) im ersten Teil und gewann mit 12:4 Punkten.
Nachdem die ersten und zweiten Plätze der beiden Poolgruppen feststanden, traf Bombik auf Mikkel Kailow. Doch der Däne konnte der Entschlossenheit Bombiks nichts entgegensetzen und musste diesen ins Finale einziehen lassen. Im Kampf um die Goldmedaille traf Bombik abermals auf Karel Dingemanse, welcher sich in seinem Halbfinale gegen den Serben Nikola Trajkovic durchgesetzt hatte. Zusammen mit Bundestrainer Steffen Heckele bereitete sich Bombik intensiv auf das Finale vor. Hochmotiviert startete der Ju-Jutsuka des TSV Bergen mit sauberen Schlagtechniken. Mit einem sensationellen Talfallzug brachte Bombik seinen Gegner zu Boden und fixierte ihn mit einer anschließenden Haltetechnik für 15 Sekunden am Boden, womit er sich mit Full Ippon (technische Überlegenheit) die Goldmedaille bei den World Combat Games sicherte.
Entsprechend groß war Bombiks Jubel: »Für mich ist es jetzt einfach 'rund': Jetzt habe ich im Ju-Jutsu jedes Turnier gewonnen, das ich in meiner Gewichtsklasse kämpfen kann. Ich bin Deutscher Meister geworden, habe Grand-Slam-Turniere gewonnen, bin aktuell amtierender Europameister, konnte mir sogar den Traum vom Weltmeistertitel in zwei verschiedenen Gewichtsklassen erfüllen und dann dieses Jahr noch die Combat Games. Ich bin unendlich glücklich und dankbar, dass ich dieses große Glück habe und all das so geklappt hat. Sein Erfolg war der Lohn für viele Anstrengungen: »Es waren extrem anstrengende Wochen und Monate. Kaum war die WM im Juli vorbei, ging Anfang August auch schon direkt die Vorbereitung für die Combat Games los. Mit vier Mattentrainings pro Woche, dazu noch Kraft-, Ausdauer-, Schnelligkeits- und Dehneinheiten wird die Woche schon sehr voll. Wenn dann noch im Grunde genommen jedes Wochenende ein Trainingslager oder Stützpunkttraining stattfindet, dann gibt's im Grunde genommen keine Zeit mehr für etwas anderes«, blickt er zurück. Doch er habe »immer daran geglaubt, dass ich es schaffen kann. Das lag zum einen an den letzten Jahren, den letzten Turnieren und zum anderen auch einfach am Team, meinen Freunden, meinen Trainingspartnern und den Trainern. Jeder hat an mich geglaubt, mich angefeuert und mir zu jedem Zeitpunkt das Gefühl gegeben, dass ich es packen kann! Gegen jeden Gegner war ein wenig Fingerspitzengefühl erforderlich, sich auf deren Stärken und Schwächen einstellen, ohne dabei zu sehr von meinem Kampfstil abzuweichen.«
Die 26-jährige Anja Guercke (+70 kg) aus Bergen durfte sich in der ersten Runde über ein Freilos freuen. Der erste richtige Kampf ging für Guercke gegen die bisher unbekannte Thailänderin Chansri Arreewan. Nach Ablauf der dreiminütigen Kampfzeit gab es einen Punktegleichstand. Das Duell entschied aber die Thailänderin für sich, da sie in der Unterbewertung einen sauberen Angriff (Ippon) mehr vorweisen konnte. Im Kampf um den Einzug ins Bronze-Finale standen sich dann unglücklicherweise die Vereinskolleginnen Anja Guercke und Bianca Feichtlbauer gegenüber, womit klar war, dass es nur eine von beiden ins kleine Finale schaffen würde. Mit einer Beingreifer-Technik in Part zwei und einer anschließenden Haltetechnik entschied Guercke den Kampf vorzeitig für sich. Im Duell um die Bronzemedaille ging es für Guercke gegen die amtierende Weltmeisterin Nadina Biljanovic (Kroatien). Guercke hatte sich gut auf die gefürchteten Handkantentechniken der Kroatin eingestellt. Doch immer wieder wusste die Kroatin ihren Vorsprung auszubauen, profitierte dabei von fragwürdigen Entscheidungen der Kampfrichter und konnte sich in einer sehr engen Begegnung letztlich mit 10:5 durchsetzen. Guercke holte sich somit den 4. Platz.
Bianca Feichtlbauer startete für ihr Heimatland Österreich und stand zum Auftakt Nadina Biljanovic gegenüber. Feichtlbauer konnte sich gut behaupten, musste sich jedoch der technischen Überlegenheit (Full Ippon) geschlagen geben. Im darauffolgenden Duell gegen Laura Valentina Castillo (Kolumbien) setzte sich Feichtlbauer mit starken und druckvollen Angriffen mit 9:6 Punkten durch, bevor sie gegen ihre Vereinskollegin Guercke unterlag und den 5. Platz belegte. fb