Das klappte – und wie! Funk setzte sich nach dem Schwimmen über 1,9 Kilometer auf dem Rad schnell vom Spitzenfeld ab – und ließ dabei namhafte Triathleten auf der 90-Kilometer-Radstrecke einfach mal alt aussehen. »Dass am Ende niemand mit mir mithalten konnte, hat mich schon ein wenig überrascht«, gestand Funk. Er selber sei von der Situation beflügelt gewesen. »Über mir der Helikopter, vor mir das Führungsfahrzeug und in dem Wissen, dass es einen Livestream vom Rennen gibt – da konnte ich dann noch mehr drücken«, sagte er stolz.
Doch erst am zweiten Anstieg der Radrunde wusste er erstmals, dass sein Vorsprung schon deutlich war und er brachte diesen bis in die Wechselzone. »Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob es reichen wird«, betonte er. Am Wendepunkt der Laufstrecke – es war ein Halbmarathon zu absolvieren – sah Funk dann aber, dass sein erster Verfolger gut einen Kilometer hinter ihm lag. Zudem bekam er auf der Laufstrecke nun regelmäßig von seinen Eltern und seiner Freundin die Zwischenzeiten zugerufen. »Aber ich habe erst zwei Kilometer vor dem Ende realisiert, dass ich das Rennen gewinnen werde«, sagte er. Und so brüllte Frederic Funk im Ziel, das er nach 3:44:49 Stunden erreichte, seine ganze Freude heraus. »Nach den ersten zwei verkorksten Rennen in dieser Saison war's dann umso emotionaler.« Ob's das perfekte Rennen war, mochte der Triathlet nicht sagen. »Es gibt immer ein paar kleine Sachen, die man noch besser machen kann«, betonte er. Fakt ist: Jan Stratmann (3:49:25) und Maurice Clavel (3:49:56), die den deutschen Dreifach-Triumph in Niederösterreich komplettierten, hatten am Ende einen deutlichen Rückstand auf Funk. Er wird ja, wie die Frauen-Siegerin von St. Pölten, Anne Haug, von Erfolgstrainer Dan Lorang trainiert.
Sebastian Kienle, der Ironman-Hawaii-Sieger von 2014, adelte Frederic Funk im Ziel. »Es war schon ein verdammt gut besetztes Feld und er hat uns hier echt deklassiert«, betonte Kienle, der am Ende Neunter (3:52:41) geworden ist. »Man muss halt auch sehen, dass dahinter das Tour-de-France-Peleton gefahren ist, da ist jeder mal im Wind gefahren und er ist halt allein vorne komplett durcheskaliert.« Kienle ist sich sicher, dass Funk eine große Karriere bevorstehen wird. Er habe ja schon einmal gesagt, »dass ich die Aktie gerne zeichnen würde«, ergänzte er. »Und die ist heute natürlich durch die Decke gegangen.«
Für Funk sind Kienles Worte »motivierend«. Der junge Athlet ergänzte: »Sebi ist ein großes Vorbild für mich.« Er selber bereitet sich jetzt auf sein nächstes Rennen vor. Er wird bei der Challenge Walchsee am Sonntag, 27. Juni, an den Start gehen – ein Heimspiel also für den Unterwössener, bei dem er in der Vergangenheit schon zweimal Zweiter geworden ist.
Natürlich würde er dieses Rennen auch gerne mal gewinnen, sagte Funk, aber er gab sich auch gleich wieder bescheiden. »Ich werde jetzt auch nicht sagen, ich werde jedes Rennen gewinnen.« Doch eines nimmt er aus St. Pölten ganz sicher mit: »ein Mega-Selbstbewusstsein für das Training«. Und eines versprach er auch: »Ich werde mich jetzt nicht auf meinem Sieg ausruhen.«
Für Funks Teamkollegen von Triathlon Grassau, Julian Erhardt, lief es in St. Pölten ebenfalls besser. »Ich bin tatsächlich mit allen drei Disziplinen zufrieden«, sagt er. »Aber so, wie das Endergebnis da steht, ist es natürlich katastrophal.« Der Überseer ging nach 4:06:40 Stunden über die Ziellinie und belegte damit Platz 39. Beim Schwimmen lief im ersten See noch alles nach Plan. »Beim zweiten See habe ich mich dann in der Tat etwas schwergetan«, betonte er. Beim Radfahren war er dann meist auf sich allein gestellt, war aber auf Tuchfühlung. »Beim Laufen war dann alles sehr eng.« Und da Erhardt ein hervorragender Läufer ist, machte er sich durchaus Hoffnungen, dass er noch einige Plätze nach vorne kommen könnte. Doch er bekam schon auf der ersten der beiden Laufrunden Probleme mit dem Magen. Die Folge: Erhardt musste zweimal einen Stop auf der Toilette einlegen. Woran es gelegen hat? »Ich habe am Vortag nicht selber gekocht, sondern mir etwas geholt. Das dürfte einen Tick zu viel gewesen sein.«
Jetzt hofft Julian Erhardt für das nächste Rennen, endlich mal »alle Puzzleteile zusammenfügen zu können«. Er wird am Sonntag, 20. Juni, beim Apfelland-Triathlon in Stubenberg am See in der Oststeiermark über die Mitteldistanz starten. Eine Woche später – also am Sonntag, 27. Juni – geht es für ihn ebenfalls zur Challenge Walchsee.
SB