»Durchkommen war mein Hauptziel – und das unter 14 Stunden«, sagt Rosanna Buchauer, die sich eine Zeit zwischen 13 und 13,5 Stunden vorgenommen hatte. »Deshalb bin ich die erste Hälfte lockerer gelaufen und war überrascht, dass ich am Ende doch noch schneller geworden bin.«
Überrascht sei sie auch von der Geschwindigkeit gewesen, die die anderen Läufer vom Start weg vorlegten. Trotzdem blieb sie entspannt – schließlich hatte sich Rosanna Buchauer vorgenommen, am Anfang nicht gleich alles zu geben. Und diese Taktik zahlte sich aus: »Das Rennen lief sehr nach Plan und ich war mir immer sicher, dass ich es ins Ziel schaffe. Mein Wille war da und die Kraft in den Beinen.«
Motiviert habe sie dabei, dass sie immer wieder andere Läufer überholte – immerhin geht beim UTMB die internationale Elite der Trailläufer an den Start. Aber auch von der Unterstützung an der Strecke schwärmt die 32-Jährige: »Meine Familie und Freunde waren vor Ort. Und es gab so viele Leute, die mitgefiebert und angefeuert haben. Das war unglaublich und pusht einen. Einen großen Teil macht bei so einem Rennen der Kopf aus.«
Deshalb hatte sich Rosanna Buchauer auch mental intensiv auf ihre erste UTMB-Teilnahme vorbereitet: »Ich habe mich sehr viel mit meiner Motivation beschäftigt und mir überlegt, was passieren könnte und wie ich darauf reagiere.« Am Ende sei es dann aber gar nicht so schlimm gewesen, wie sie befürchtet hatte. »Da war ich fast ein bisschen enttäuscht«, gibt sie zu und lacht. Nur kurzzeitig habe sie daran gedacht, mal eine Pause zu machen. Doch das Gefühl war schnell wieder abgeschüttelt. Auch die Versorgung beim Rennen klappte gut. »Ich habe das Essen gut vertragen«, freut sich Rosanna Buchauer, die ihren Körper darauf eingestellt hatte, Energiegels zu verarbeiten.
Außerdem hatte sie in diesem Jahr auch drei kürzere Rennen als Vorbereitung absolviert: Beim Kaiserkrone-Trail und dem Eiger-Ultra-Trail über 56 und 52 Kilometer kam sie jeweils als schnellste Frau ins Ziel. Beim Hochkönigman-Skyrace über 32 Kilometer war sie die zweitschnellste Frau. Rosanna Buchauer bestätigte damit ihre gute Form, mit der sie sich auch eine Einladung zum UTMB erkämpft hatte. »Es war spannend, sich im Elitefeld mit den Besten der Besten zu messen«, sagt sie. »Da hat einfach alles zusammengepasst.«
Seit zwei Jahren betreibt die 32-Jährige ihren Sport intensiver mit einem persönlichen Trainer. Ihre Leidenschaft für die Trailläufe entdeckte Rosanna Buchauer 2013 bei der Teilnahme am Jungfrau-Marathon in der Schweiz – ein Marathon mit rund 2000 Höhenmetern. »Da habe ich gemerkt, dass mir das Spaß macht«, erinnert sie sich. Der Entschluss zur Teilnahme fiel nach einer sechsmonatigen Weltreise. »Da hat mir der regelmäßige Sport mit Struktur gefehlt.«
Bis zum Alter von 15 Jahren war die Inzellerin als Eisschnellläuferin aktiv, mit ihrer Familie sei sie oft in die Berge gegangen. Dafür hat sie auch in Innsbruck – für das Studium der Wirtschaftswissenschaften ging sie nach Österreich – optimale Voraussetzungen. »Ich kann von der Haustüre aus starten. Da habe ich schon meine Strecken und muss nicht viel planen.«
Planung braucht das regelmäßige Training – etwa zehn bis 20 Stunden pro Woche – nämlich durchaus. »Da benötigt man viel Zeitmanagement.« Lange Einheiten legt sich Rosanna Buchauer aufs Wochenende – und ist dann nicht nur in Innsbruck, sondern auch mal rund um Inzell unterwegs. »Ich gehe sehr gerne auf den Hochstaufen.«
Für die Inzellerin war das Rennen am Mont Blanc zwar der Höhepunkt, aber noch nicht das Ende der Saison: Sie hofft noch auf eine Nominierung für die Trailrunning-WM in Thailand im November. »Es wäre natürlich sehr cool, bei einer WM zu starten«, betont sie. Zunächst gönnt sich die Projektmanagerin aber eine kleine Pause. »Jetzt muss der Körper heilen und sich gut erholen. Nach so einem Rennen muss man sehr viel schlafen und gut essen.«
Das hatte sie auch schon gleich nach ihrer UTMB-Teilnahme gemerkt: Nach dem Ultra-Trail sei sie »durch« gewesen, aber »das Frühstück danach war cool«. Auch mental habe sie das Rennen »ganz schön gemerkt: Danach war einfach weniger Energie im Gehirn und ich in allem ein bisschen langsamer.«
Abgeschreckt hat Rosanna Buchauer diese Erfahrung aber nicht – ganz im Gegenteil: Eine Wiederholung kann sie sich durchaus vorstellen. Die Planungen für das nächste Jahr beginnen im Oktober und November. »Der UTMB ist wegen der Stimmung und der Atmosphäre auf jeden Fall wieder eine Überlegung wert. Vielleicht kann ich noch eine andere Strecke ausprobieren oder schauen, ob noch mehr drin ist.«
Aber auch eine Teilnahme an Rennen der Skyrunners-World-Series kann sich die Inzellerin im kommenden Jahr vorstellen. »Die sind sehr technisch, aber spannend und werden mit den Besten der Besten entwickelt.« Dass sich Rosanna Buchauer auch auf anspruchsvollen Strecken erfolgreich mit der Elite der Trailläufer messen kann, hat sie am Mont Blanc schließlich gerade bewiesen.
jom