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Keine Biathlon-Großveranstaltung in Ruhpolding findet ohne sie statt: Die Beppos des SC Ruhpolding sorgten auch bei der World Team Challenge für Unterhaltung und gute Laune in der Chiemgau-Arena – auch ohne Fans, die waren ja bei der WTC aufgrund der strengen Corona-Bestimmungen nicht zugelassen. (Foto: Lechner)

World Team Challenge als versöhnlicher Abschluss

Winterliche Chiemgau-Arena bietet perfekte Kulisse – In Ruhpolding laufen bereits die Planungen für den Biathlon-Weltcup 2022


Ruhpolding statt Schalke. Keine Zuschauer statt 40.000 Biathlon-Fans. Im Corona-Jahr ist einfach alles anders – doch eines ist gleich geblieben: Die World Team Challenge (WTC) war einmal mehr eine gelungene Veranstaltung!

»Wir können sehr zufrieden sein«, bilanzierte Herbert Fritzenwenger, der Erfinder und Organisator der WTC. »Es hat alles bestens funktioniert und das unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen«, ergänzte Fritzenwenger, der am Montagabend auch wieder als Stadionsprecher fungierte. Auch die Bilder, die aus der Chiemgau-Arena um die Welt gingen, seien eindrucksvoll gewesen, betonte Fritzenwenger, der auch Vorsitzender des SC Ruhpolding ist.

Bevor die WTC gestartet ist, gab es übrigens noch einen Test mit Weltcup-Läufern und Junioren im Vorprogramm, um noch einmal alle Einstellungen für das Fernsehen testen zu können. Pünktlich zum Anschießen der WTC-Starter hatte es dann heftig zu schneien begonnen. »Es hat es für uns aber nicht einfacher gemacht, dass es so geschneit hat«, lachte Herbert Fritzenwenger. Doch »die motivierten Mitarbeiter haben einmal mehr alles gegeben«, dankte er dem eingespielten Team. »Sie können sehr stolz auf sich sein. Die Veranstaltung hat gezeigt, Ruhpolding ist immer parat!« Man könne eben auch sehr schwierige Situation perfekt bewältigen, ergänzte er. Auch die Einschaltquoten waren mit einem Marktanteil von 13,8 und 16,8 Prozent gut.

Spannung pur bis zum Schluss

Sportlich war's zudem richtig spannend! Bei der Veranstaltung traten ja zehn Mixed-Duos aus neun verschiedenen Nationen gegeneinander an – und zwar in einem Massenstart- und einem Verfolgungsrennen. Am Ende war das russische Duo Jewgenija Pawlowa und Matvey Eliseev vorn. Nur 7,1 Sekunden dahinter reihte sich eines der beiden deutschen Teams ein. Mit der Jubelfaust und einem strahlenden Lächeln lief Simon Schempp seiner Freundin Franziska Preuß in die Arme. Dank einer überzeugenden Leistung am Schießstand sicherte sich das Paar Rang zwei.

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Simon Schempp war vor seinem ersten internationalen Rennen in diesem Winter aufgeregter als sonst. Aber er lieferte und wurde mit seiner Freundin Franziska Preuß bei der World Team Challenge Zweiter. Foto: dpa

Das tolle deutsche Abschneiden komplettierten Denise Herrmann und Benedikt Doll als Dritte. Letzterer ließ im Schlussspurt den Italiener Lukas Hofer nach Fotofinish um 0,1 Sekunden hinter sich. »Der Zielsprint von Benni war legendär«, sagte Herrmann.

Insgesamt wurden 156.000 Euro an die zehn Duos ausgeschüttet – 28.000 Euro davon für die Sieger. 22.000 Euro gab es für Platz zwei. »Vielleicht investieren wir das in einen Urlaub, wenn es mal wieder möglich ist«, sagte Deutschlands derzeit konstanteste Biathletin Preuß mit einem Lachen. Bereits 2018 hatte das Duo Preuß/Schempp den zweiten Platz bei der WTC belegt. Schempp hatte zudem mit Vanessa Hinz 2016 für den letzten deutschen Sieg bei der beliebten Veranstaltung gesorgt.

Vor allem für ihn war sein erstes internationales Rennen in diesem Winter ein Fingerzeig an die Trainer, dass er mit Blick auf die Rennen im neuen Jahr endlich auch im Weltcup-Kader wieder berücksichtigt wird.

Schempp hofft jetzt, dass er schon beim ersten der beiden Oberhof-Weltcups ab 8. Januar dabei ist. »Ich nehme ein positives Gefühl mit. Gerade beim Schießen fühle ich mich momentan schon sehr gut, auch die letzten Wochen waren da vielversprechend«, sagte der zweimalige Olympia-Zweite, der zusammen mit seiner Freundin Franziska Preuß in Ruhpolding lebt und auch am Stützpunkt trainiert. »Was das jetzt natürlich auf der Strecke wert ist, wird man sehen. Aber trotzdem bin ich optimistisch.«

Die beiden deutschen Biathlon-Weltcups finden im Januar ja nacheinander in Oberhof statt, damit sollen während der Krise viele Reisen zwischen den Wettkampforten vermieden werden. Ruhpolding bleibt deshalb nur die Zuschauerrolle. »Mit einem weinenden Auge« sieht Engelbert Schweiger, der Leiter der Chiemgau-Arena, nach wie vor diesen Beschluss. »Aber ich glaube auch, dass das die richtige Entscheidung gewesen ist«, betonte er. »Eine Durchführung des Weltcups hätte so viele Schwierigkeiten mit sich gebracht.« Er sei aber sehr froh darum, dass man sich jetzt zumindest bei der World Team Challenge präsentieren habe dürfen. Und gerade diese Veranstaltungen seien in der Krise auch so wichtig. »Es war eine perfekte Kulisse«, freute er sich.

Das sah auch Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer so: »Biathlon gehört zu Ruhpolding, das liegt uns im Blut.« Schweiger dankte in diesem Zusammenhang vor allem auch den ehrenamtlichen Helfern. »Sie haben wieder so gearbeitet, wie sie es schon immer gemacht haben, einfach perfekt!«

Eine besondere Situation war's diesmal auch für Alexander Klammer, alias DJ Lumpi. Er sorgte auch diesmal für Stimmung – allerdings durften ja wegen der strengen Corona-Bestimmungen keine Fans in der Chiemgau-Arena sein. »Das war natürlich nicht schön«, betonte er. »Der Biathlon lebt ja auch von den Zuschauern.« Klammer selber zog sein Programm aber »so wie immer« durch. Nur diesmal spielte er eben teilweise auch ein wenig Zuschauer-Jubel mit ein. »Für die Sportler, die Betreuer und die Helfer.«

Auch Justus Pfeifer fand es schade, dass die Fans diesmal nicht dabei sein durften. »Die Fans zeichnen den Biathlon ja aus«, betonte er. »Gerade auch bei uns in der Arena herrscht immer eine hervorragende Stimmung – und es steht eine regelrechte Wand hinter dem Schießstand.« Bei der World Team Challenge fehlte »diese einmalige Stimmung und das ist natürlich schade«.

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Herbert Fritzenwenger (links), der Erfinder und Organisator der WTC, zog nach der Veranstaltung in der Chiemgau-Arena ein positives Fazit. Alexander Klammer (rechts), alias DJ Lumpi, sorgte wieder musikalisch für Stimmung.

Alexander Klammer bedauerte zudem, dass das eingespielte Team von Schalke diesmal aufgrund der strengen Auflagen eben nur dezimiert an den Start gehen konnte. Es fehlten etwa die bekannten Ruhpoldinger Stadionsprecher Harald von Knoerzer-Suckow, Geri Egger und Laura Erdelyi, die eben auch Jahr für Jahr im Ruhrpott zusammen mit DJ Lumpi und Herbert Fritzenwenger durchs Programm führen. »Wir sind schon ein tolles Team«, fand Klammer. »Ich habe jetzt einfach mal große Hoffnung, dass sich die Situation 2021 normalisieren wird.«

Denn in diesem Jahr war eben vieles anders als ursprünglich geplant. Damit neigt sich jetzt etwa auch das Jubiläumsjahr des SC Ruhpolding zu Ende. Der Verein ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Die Feiern zum Jubiläum fielen coronabedingt deutlich kleiner als ursprünglich geplant aus – unter anderem musste ja auch die Sommer-Biathlon-WM abgesagt werden. »Mit der World Team Challenge haben wir jetzt aber einen versöhnlichen Abschluss des Jahres hinbekommen,« fand Herbert Fritzenwenger. Er wünschte sich für das neue Jahr vor allem »Gesundheit für alle und, dass wir die Probleme, die uns gerade alle so stark belasten, gemeinsam beseitigen können und uns vertragen«.

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Das Siegerpodest bei der World Team Challenge: Das Biathlon-Paar Franziska Preuß (von links) und Simon Schemppbelegten den zweiten Platz. Den Sieg sicherte sich das russische Duo Matvey Eliseev und Jewgenija Pawlowa. Denise Herrmann und Benedikt Doll kamen dank eines starken Schlussspurts von Doll noch auf den dritten Platz. Foto: dpa

»Natürlich sind viele Unsicherheiten da«

In Ruhpolding laufen derweil die Planungen für den Biathlon-Weltcup im Jahr 2022 an. »Es sind aktuell natürlich viele Unsicherheiten da«, betonte Engelbert Schweiger. »Aber wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.« Bisher laufe alles planmäßig. Ein wichtiger Punkt ist dabei unter anderem die Füllung des Schneedepots. »Wir haben bisher schon sehr gute Ergebnisse erzielt«, freute sich Schweiger. »So gut wie die Bedingungen in diesem Jahr sind, waren sie schon lange nicht mehr. Wir sind auf einem guten Weg.«

Einen Wunsch haben übrigens beide Funktionäre – und zwar, dass bei der nächsten World Team Challenge, die dann im Dezember 2021 wieder auf Schalke stattfinden soll, und beim nächsten Biathlon-Weltcup in Ruhpolding 2022 wieder »Fans dabei sein dürfen«. Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer gab sich diesbezüglich jedenfalls optimistisch: »Da sind wir zuversichtlich.« SB

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