Die Veranstaltung auf der Terrasse des Café Biathlon in der Chiemgau-Arena war den ehrenamtlichen Helfern gewidmet, die sich im Januar 2025 engagiert hatten. Hochkarätigen sportlichen Besuch gab es ebenfalls – und ein großes Lob durch Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer.
Die Feier war zugleich eine Premiere: Erstmals wurde nicht am Abschlusstag des Weltcups gefeiert, sondern im Sommer. »Das ist bei anderen Weltcup-Orten so üblich, bei uns war es das erste Mal. Und es hat teilweise heftige Kritik von auswärtigen Helfern gegeben – manche haben wir wohl verloren«, bedauerte Hermann Hipf. Er hatte beim Weltcup zum zweiten Male als OK-Präsident fungiert.
OK-Chef Timo Gerhold, der Geschäftsführer der Chiemgau-Arena, durfte sich dennoch darüber freuen, dass gut 360 der etwa 700 akkreditierten Weltcup-Helfer nun zu Gast waren. Die Gäste wurden von allen Seiten gelobt. Das galt auch für Ex-Biathlet Simon Schempp, den Lebensgefährten von Weltcup-Gesamtsiegerin Franziska Preuß (Ruhpolding), die kurzfristig ihren Besuch absagen musste: »Sie war etwas angeschlagen, deshalb ist sie als Vorsichtsmaßnahme zu Hause geblieben«, erklärte Schempp.
Ob denn der viermalige Weltmeister Befürchtungen gehabt habe, nach dem Gesamtweltcup-Triumph von Franziska Preuß zu Hause unter Druck zu geraten, wollte Sprecher Harald von Knoerzer-Suckow wissen: »Ich wusste nicht, ob ich nach ihrem Sieg unter dem Tisch essen muss«, witzelte Schempp. Natürlich musste er das nicht – und erinnerte an das dramatische Finale, bei dem Preuß knapp vor ihrer Konkurrentin Lou Jeanmonnot (Frankreich) gesiegt hatte. »Beide hätten es verdient gehabt, und es war spannend bis zum letzten Meter. Aber wir sind natürlich froh, dass Franzi es geschafft hat.«
Auch Schempp erinnerte sich an die Helfer: »Man hat sie an den gelben Jacken erkannt und gemerkt, was alles für so eine Veranstaltung nötig ist. Auch bei den Siegerehrungen hatte man Kontakt. Daher ein riesiges Dankeschön an alle Helfer«, betonte der 36-Jährige.
Lob gab es zudem von Biathlet Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl): Er konnte zwar wegen eines Termins nicht selbst kommen, ließ aber per Mail den Helfern Grüße ausrichten: »Ohne die Helfer wäre der Weltcup nicht zu stemmen. Daheim ist alles noch ein bisschen besser als an allen anderen Weltcup-Orten«, schrieb er an Herman Hipf.
Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer – vor wenigen Tagen zum zweiten Male Vater geworden – verwies darauf, »dass wir in den vergangenen Jahren viele Veränderungen hatten. Bei manchen mussten wir etwas zurücknehmen, aber insgesamt haben die Änderungen zum Erfolg geführt. Unsere Helfer sind mit viel Enthusiasmus, Herz und Engagement dabei.« Zugleich sei wichtig: »Ein bissl Gaudi muss auch sein – und mit euch bekommt man viel Gaudi«, lobte er.
Wie wohl man sich im Team der Unterstützer fühlen kann, unterstrich auch Ruhpoldings »Biathlon-Urgestein« Wolfgang Pichler. Der ehemalige Athlet und Erfolgstrainer sei ein »Späthelfer«, meinte Harald von Knoerzer-Suckow. »Ich habe die Helfer immer geschätzt – jetzt bin ich ein Teil von dem Haufen da und habe mich in den letzten zwei Jahren in die richtige Reihe eingegroovt«, bekannte der 70-Jährige. Und erinnerte daran, dass der Werdegang der Boom-Sportart Biathlon nicht unbedingt absehbar war: »Bei der WM 1979 in Ruhpolding hatten wir gerade mal 40 Minuten im Fernsehen.« Damals gab es allerdings auch nur drei Wettkämpfe: Sprint, Einzel und Staffel – jeweils der Männer, wohlgemerkt. WM-Wettkämpfe der Frauen gab es erstmals 1984.
Es gab auch eine Tombola. Zu den Hauptpreisen gehörte auch eine Skijacke des Deutschen Skiverbands, die Pichler gewann, aber nicht behielt: »Meine Frau hat gesagt, wenn ich noch einmal ein Gwand heimbring, schmeißt sie mich raus ...« Die Jacke bekam dafür Helferin Angie vom Roten Kreuz aus Ruhpoldings Partnergemeinde Ihringen. Auch Tickets für die Biathlon-Saisoneröffnung im Oktober in München, VIP-Tickets für den Weltcup in Oberhof und ein Gelbes Trikot der Weltcup-Führenden mit dem Autogramm von Franziska Preuß wurden verlost.
Stützpunkt-Biathlet Philipp Nawrath betonte: »Ruhpolding ist einer der besten Weltcups im ganzen Winter – und ihr seid ein wichtiger Teil davon«. Ohnehin bedeute für ihn ein Weltcup in seinem »Wahl-Wohnzimmer« nicht mehr Druck, sondern »es ist leichter, weil ich mein ganzes Umfeld um mich habe und einige hier in Ruhpolding, die mich unterstützen. Ich weiß die Wege wie im Training und bin etwas entspannter.« Was die Ehrenamtlichen leisteten, sei »ganz speziell, das finde ich cool. Man ist schon eingewöhnt und kennt einige zum Teil schon gut.«
Anschließend wurden vier besondere Helfer geehrt, die zuletzt für einen »Generationswechsel« Platz gemacht hatten: Als Wettkampfleiter wurde Alois Reiter von Maximilian Herrmann abgelöst, am Schießstand Thomas Christofori und Hermann Feil durch Max Heinz und Wolfgang Baumann und bei der Materialkontrolle Alfred Eisenberger durch seinen Sohn Florian Eisenberger. Dafür gab es von Hermann Hipf sogar eine »Ehrenkunde« für Christofori – ehe Hipf sich korrigierte: »Natürlich Ehrenurkunde.«
Ein besonderes Lob für Alois Reiter hatte Timo Gerhold parat: »Der 'Loisl' ist weltweit unser Aushängeschild. Er hat mich vor zweieinhalb Jahren, als ich hier angefangen habe, eingeführt und immer unterstützt.« Reiter selbst, schon 1996 bei der Weltmeisterschaft im OK dabei, freute sich darüber, »dass ich den Weltcup mitprägen durfte und parallel durch IBU-Jobs viel Wissenswertes mit einbringen durfte.«
Daher gehe er mit »einem lachenden und einem weinenden Auge«, ergänzte er. Besonders erfreulich sei: »Ich habe die Gewissheit, dass das neue Team es so weiterführt.« Er ermunterte alle Helfer: »Bleibt beim Weltcup dabei. Denn was wir hier in Ruhpolding haben, ist etwas ganz, ganz Großes.« who