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Die Chieminger Golf-Chefs verabschiedeten Andrew Foyle (Mitte) nach 40 Jahren – links Präsident Sebastian Wagnerberger, rechts Vizepräsident Bruno Crone. (Foto: Kas)

Andrew Foyle: »Wollte nur drei bis fünf Jahre bleiben«

CMit einem großen Turnier ist beim Golfclub Chieming Andrew Foyle (65) verabschiedet worden. Der Headgreenkeeper hat am 31. Oktober nach 40 Jahren seinen letzten Arbeitstag. Er spielt selbst nicht gerne Golf, musste jetzt aber beim 2er-Scramble, wo zwei Spieler ein Team bilden und mit dem besser liegenden Ball weitergespielt wird, zusammen mit Pro Michael Kriechbaum ran. Das Duo spielte außer Konkurrenz. Bruttosieger wurden Florian Troll und Georg Hohlneicher vor Severin Kirchner und Jonas Weiß sowie Florian Herzog und Gareth Atkinson. Die Nettowertung ging an Dieter Ebert und Lukas Rohleder (alle vom GC Chieming). Danach stand der gebürtige Engländer mit irischer Staatsbürgerschaft unserer Redaktion Rede und Antwort.


Wie war Ihre letzte Runde auf Ihrem Platz?

Ich habe ja mit einem Profi gespielt, es ist gut gegangen, manchmal haben wir auch mit meinem Ball weitergespielt. Ich habe paar gute Schläge getroffen, schön war es. Früher habe ich viel Golf gespielt, war aber nicht das große Talent, ich hatte einfach zu wenig Geduld. Mein bestes Handicap lag so um 25, heute habe ich keines mehr.

 

Wann hatten Sie erstmals Kontakt mit dem Golfsport?

In Irland lebte ich bis zu meinem 19. Lebensjahr. Nach einer Ausbildung zum Gartenbauingenieur wanderte ich nach Australien und Neuseeland aus, kam mit 23 Jahren zurück. Dann hatte ich erstmals Kontakt zum Golfsport. Ich lernte Greenkeeper, was in Irland, im Gegensatz zu Deutschland, ein richtiger Lernberuf ist. Nach zwei Jahren ging es nach St. Andrews in Schottland, dort wo die Wiege des Golfsports steht.

 

Und dann kam Chieming?

Richtig! Herzog Max von Bayern, Gründer und erster Präsident des Golfclubs Chieming, ist Mitglied in St. Andrews. Dort gibt es jedes Jahr eine große Golfwoche, Herzog Max ist da immer dabei. Er fragte meinen Chef, ob er mich nach Bayern holen könne, man bräuchte dort einen jungen Mann. Ich bekam dann die Nachricht, am 2. Dezember 1985 um 14 Uhr am Flughafen London-Heathrow zu sein. Dort traf ich Herzog Max, mit dem ich vorher nie gesprochen hatte. Ich wusste gar nicht, wo es hin ging, hörte nur, ich sollte irgendwo in Deutschland arbeiten. In Knesing hat man mir dann eine kleine Wohnung bereitgestellt. Wir trafen uns in einer Stube, so begann ich hier als Greenkeeper.

 

Die Anlage hatte schon Bestand.

Der 18-Loch-Platz war da, aber kein Clubhaus, kein Sekretariat, kein Restaurant, man kann es mit heute gar nicht vergleichen. Der Club wurde ja 1982 gegründet, also drei Jahre vor meinem Start. Damals gab es zwei Teiche und sechs Bäume, 20 Jahre später waren es schon fünf Teiche und über 900 Bäume. 2004 bis 2006 fand ein großer Umbau statt. Da wurden vier Hektar Richtung Knesing hinzugenommen, Loch fünf und sechs ausgebaut. So konnten wir die ersten neun Löcher auf die andere Straßenseite verlegen, alles zur Entzerrung, denn es war sehr eng.

 

Sie sind jetzt 40 Jahre Headgreenkeeper und immer nur bei einem Verein. Warum gab es nie eine Veränderung?

Als ich herkam, wollte ich drei bis fünf Jahre bleiben, ich war ja noch jung und man will auch was anderes erleben. Ich wollte nach Portugal oder Frankreich, einfach mal eine andere Kultur kennenlernen. Aber ich hatte mit dem Club und den Präsidien immer das beste Verhältnis, durfte im Winter verreisen, war da in Südafrika, in Neuseeland, Südamerika. Ich konnte von Kapstadt aus auf Inseln segeln, erlebte die Karibik, den Südatlantik.

 

Wenn Sie heute auf die Chieminger Anlage schauen, wie ist sie zu bewerten?

Für mich ist Chieming ein verstecktes Juwel, landschaftlich sehr, sehr schön. Die Gäste loben immer wieder die Ruhe, gerade solche, die aus Metropolen wie Frankfurt, Berlin oder Hamburg kommen. Auch in München-Eichenried ist es unruhig. Die Gäste schätzen unsere Oase. Wir haben aber auch immer ganz hart daran gearbeitet, dass die Qualität hoch bleibt. Chieming ist mein Baby.

Sie als Greenkeeper haben Ihre Ideen auch immer mit eingebracht.

Wenn mich jemand gefragt hat, was ich mache, sagte ich immer, ich sei Entwicklungshelfer, denn der Golfsport steckte hierzulande noch in den Kinderschuhen. Das war ganz anders als in Irland oder Schottland, wo Golf schon immer Volkssport war. Aber in Deutschland war das etwas Besonderes. Ich habe Verantwortung für die Landschaft bekommen und habe immer auf die Natur geschaut. So bekamen wir Anerkennung. Wir sind jetzt sieben Greenkeeper, sechs davon in Festanstellung.

Aber Sie haben sich auf anderen Golfplätzen umgesehen und etwas abgeschaut für Chieming.

Ich war in der ganzen Welt unterwegs, habe mich natürlich fortgebildet. Für meinen Job braucht man immer Motivation und die holte ich mir. Ich bin auch Mitglied beim Verband in Bayern, wo die Fortbildung für Greenkeeper stattfindet. Das erfolgt in Freising, ich bin dort Referent und sitze im Prüfungsausschuss.

 

Sie arbeiten täglich bis zu 13 Stunden, bleibt da Zeit für Familie?

Natürlich, ich bin seit 26 Jahren verheiratet, wir leben in Hart, haben uns am Chiemsee kennengelernt, meine Frau ist aus München. Wir haben zwei Töchter, 25 und 23. Sie sind aber schon außer Haus. Die ältere hat Innenarchitektur studiert, arbeitet heute in einer Schreinerei in Matzing. Die Jüngere arbeitet in Schweden auf einem Golfplatz, hat dort ein Stipendium bekommen. Es könnte leicht sein, dass sie zum GC Chieming zurückkehrt.

 

Wie wird Ihr Rentnerleben aussehen?

Wir haben ein Haus in Südfrankreich gekauft, dort werden wir unseren Lebensabend verbringen, ganz ohne Golf. Wir haben einen Hektar Grund, ich werde Gemüse und Obst anbauen, darauf freue ich mich schon. Natürlich werden unsere drei Hunde dabei sein.

 

Und der GC Chieming?

Die Zeit werde ich nie vergessen und hier wird es auch weitergehen. Seit 1. Februar hat der Verein Mark Sturm aus der Wasserburger Gegend eingestellt, wir haben die letzten Monate alles gemeinsam gemacht. Er ist sicher ein guter Nachfolger als Headgreenkeeper, er hatte diese Funktion ja schon vorher. Karlheinz Kas

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