Am Samstag gab es etliche Vorführungen im neuen Salinenpark, einige hundert Menschen empfingen den historischen Samerzug unterhalb des Wochinger Spitzes und begleiteten ihn zum Salinenpark.
Am Sonntag fand auf dem Karl-Theodor-Platz ein Festgottesdienst statt. Anschließend formierte sich ein buntes Festzug durch die Innenstadt zum Stadtplatz.
Seit 1912, als die Saline in Traunstein geschlossen wurde, konnten die Besucher erstmals wieder miterleben, wie einst in Traunstein Salz hergestellt wurde. Mit einer großen Sudpfanne, einer Leihgabe der Bad Reichenhaller Saline, führten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Traunstein das alte Handwerk des Salzsiedens vor. Wer wollte, konnte sich ein kleines Säckchen des „weißen Goldes" als Erinnerung erwerben.

An den Bau der Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein von 1617 bis 1619 erinnerte der Vinzenziverein Hammer mit der Vorführung, wie die für die Soleleitung – die erste Pipeline der Welt – benötigten Holzrohre, die so genannten Deicheln, nur durch Manneskraft hergestellt wurden. Mit einem vom Holzknechtmuseum Ruhpolding zur Verfügung gestellten Deichelbohrer bohrten sie Löcher von rund zwölf Zentimetern Durchmesser in die Fichtenstämme.
Besucher, die glaubten, genau so viel „Schmalz" in den Armen zu haben, konnten selbst das Deichelbohren probieren. Dabei merkten sie, welche Kraftanstrengungen vor 400 Jahren nötig waren, um die benötigten 8000 handgebohrten Deicheln für die Soleleitung herzustellen.

Ferner hatte die neue Soleleitungsausstellung im Ferdinandistock geöffnet, in der Gerätschaften aus der Salinenzeit gezeigt werden sowie alte Fotos und interessante Informationstafeln über diese Zeit aufklären. Im Salinenpark präsentierten sich darüber hinaus das Museum Salz & Moor aus Grassau, in dem derzeit die Sonderausstellung 400 Jahre Soleleitung zu sehen ist, sowie das Salzbergwerk Berchtesgaden mit einem Informations- und Verkaufsstand.
Reichenbachpumpe in Betrieb genommen
Mit einem Knopfdruck nahm der Vorsitzende des Fördervereins „Alt-Traunstein", Richard Kraft, die originale Reichenbach'sche Wassersäulenmaschine aus dem 19. Jahrhundert in Betrieb, mit der die Sole ab 1810 zur Saline in Rosenheim gepumpt wurde. Um die Sole bis zu 90 Meter anzuheben, brauchte sie rund 800 Liter pro Minute.

Für die musikalische Umrahmung sorgten neben dem Fanfarenzug die „Fuschbach Musi" aus Vachendorf und die „Soatn-Knepfe-Musi" aus Bergen und Siegsdorf.
Höhepunkt war schließlich das Eintreffen der Samer (Säumer), die das Salz mit Säcken, Fässern und Scheiben über weite Entfernungen in die großen Städte transportierten.

Der historische Samerzug mit seinen schwer bepackten Pferden hatte sich am Freitag in Ruhpolding auf den Weg gemacht und wurde am Samstag nach einer Übernachtung in Hammer unterhalb des Wochinger Spitzes vom Fanfarenzug der Veitsgroma Zunft sowie einigen hundert Menschen begeistert empfangen und zum Salinenpark begleitet. Dort wurde auch ein kleines Theaterstück aufgeführt.
Alle Fotos vom Samstag:
Feierlichkeiten am Sonntag
Am Sonntag begann der Festtag mit einem Festgottesdienst bei der Salinenkirche am Karl-Theodor-Platz, wo einst das gleichnamige Sudhaus stand. Stadtpfarrer Georg Lindl begrüßte die Gottesdienstteilnehmer mit der Feststellung, dass Traunstein ohne Salz nicht vorstellbar sei. Wie wichtig das Salz einst war, zeige die Tatsache, dass es in unsere Sprache eingegangen sei, zum Beispiel mit dem Wort „Salär", der Auszahlung in Salz.
Aber auch ein Leben ohne Gott sei nicht vorstellbar. In seiner Predigt ging er auf das Wort Jesu zu seinen Jüngern ein: „Ihr seid das Salz der Erde..." Er bedauerte, dass das einigende Band in der Gesellschaft verloren gegangen sei und die Einzelinteressen im Vordergrund stünden. „Ihr seid das Salz der Erde" sei mit einem Auftrag verbunden, der über diese Welt hinaus reiche. Bereits eine kleine Prise verleihe Würze und reinige. Wo der Geist der Einzelinteresse wehe, brauche es Männer und Frauen, die sich für das einsetzten, was sie für richtig erkannt hätten.
Großer Festumzug durch Traunstein
Nach dem Gottesdienst zog der historische Festzug, der ganz im Zeichen der einstigen Salinenstadt Traunstein stand, durch die Innenstadt. Angeführt von der Stadtmusik Traunstein zeigten zahlreiche Gruppen und Vereine aus der Stadt und der Region das Leben in und um die Salzproduktion.

Ganz vorne mit dabei war Sepp Knott in der Montur des Salzmaiers, der einst das Sagen in der Saline hatte. Der Förderverein Maxhütte war mit einem Festwagen vertreten, der die Erzguss zeigte. Die Mitglieder des Holzknechtvereins Ruhpolding hatten Werkzeuge dabei, mit denen das Holz einst geschlagen wurde. Der Transport auf dem Wasser war durch die St. Nikolai-Schiffleut-Bruderschaft Wasserburg vertreten.
Wie der Transport des Salzes auf dem Landweg geschah, demonstrierten die Samer vom Samerberg, die Fässer, Säcke und Scheiben auf ihren Rössern mitführten. Apropos „Fässer": Die Schäffer der Kolpingfamilie Traunstein gingen ebenfalls mit und machten Werbung für ihre Auftritte zum kommenden Fasching.

Aus Traunstein waren die Landsknechte des Georgivereins, die Gebirgsschützenkompanie, die Schauspieler des Histroienspiels „Spitznudl und de nasse Dirn" und die historische Gruppe des GTEV „Trauntal" dabei. In einigen Festkutschen fuhren die Geistlichkeit sowie Vertreter der heimischen Kommunalpolitik und der Partnerstädte Haywards Heath und Wesseling mit.
Für die musikalische Begleitung der drei Züge waren neben der Stadtmusik Traunstein, der Veitsgroma Fanfarenzug, die Musikkellen aus Inzell und Ruhpolding verantwortlich.
Alle Fotos vom Sonntag:
Video vom Samerzug am Samstag:
Bjr/red