Unter dem Eindruck dieser Bilder begann Alfred Mayer, Mitglied des Bayerischen Roten Kreuzes und Leiter der Bereitschaft Trostberg, mit Finanzierung durch kirchliche Institutionen erste Hilfstransporte in das durch Hunger, Elend und Kampfhandlungen gezeichnete Land zu organisieren. Seine Ziele waren dabei hauptsächlich psychiatrische Einrichtungen, Waisenhäuser, Altenheime, Krankenhäuser sowie Rot-Kreuz-Stellen in Sibiu (Hermannstadt), Sebes (Mühlbach) und Alba Julia (Karlsburg).
In den folgenden Jahren fuhr Mayer meist bis zu acht Mal jährlich mit gespendeten Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen nach Rumänien und berichtete über Kinder, die Orangen und Bananen in ihrer Unkenntnis mit der Schale essen wollten und keine Schokolade kannten.
1995 traf er eine Kollegin aus dem BRK-Kreisverband Rosenheim, die einen Verein zur Hilfe für rumänische Waisenkinder gegründet und in der Nähe von Arad ein kleines renovierungsbedürftiges Haus gekauft hatte, um einigen Waisenkindern ein neues Zuhause zu geben. Mayer bezog dieses Haus in seine Unterstützung ein. Auch wurde es finanziell vom BRK-Kreisverband Traunstein unterstützt.
Als 1996 der offizielle Partnerschaftsvertrag zwischen dem Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn und der Zentrale des Rumänischen Roten Kreuzes in Bukarest unterzeichnet wurde, konnte auch der Kreisverband Traunstein in größerem Umfang tätig werden. Doch aufgrund der teilweise noch im kommunistischen System verwurzelten Denkweise gestaltete sich eine Partnerschaft auf Ortsebene in den folgenden Jahren unmöglich.
Als im Jahr 2000 ein weiteres baufälliges Haus zum Zweck einer liebevollen Umgebung für Waisenkinder gekauft wurde, war es wieder Alfred Mayer, der in Traunstein zu Spenden aufrief und neben anderem Baumaterial und Mobiliar einen kompletten Dachstuhl gespendet bekam. Mit Judita Cuvineanu, der neuen Direktorin der Filiale Arad des Rumänischen Roten Kreuzes bereitete er eine Partnerschaft mit dem BRK-Kreisverband Traunstein vor. Diese wurde vom Vorstand Jakob Strobl und Kreisgeschäftsführer Kurt Stemmer unterzeichnet, der Vertrag trat ab Anfang 2002 in Kraft.
Seither laufen alle Hilfstransporte mit Bekleidung, Medikamenten, medizinischem Gerät, Lebensmitteln und anderen dringend benötigten Dingen für nach wie vor notleidende Teile der Bevölkerung über Arad. Allein von 1990 bis 2011 gab es 122 Transporte mit mehreren Hundert Tonnen Hilfsgütern für Schulen, bedürftige Familien, Altenheime, Krankenhäuser, psychiatrische Einrichtungen, Waisenhäuser, Zivilschutz und Rettungsdienst, die Alfred Mayer in seiner Freizeit ehrenamtlich organisierte.
Zusätzlich gingen drei gebrauchte BRK-Fahrzeuge in den Besitz des Roten Kreuzes Arad über. Kreis und Stadt Arad im Westen Rumäniens unweit der ungarischen Grenze haben etwa 160.000 Einwohner, zahlreiche prachtvolle Bauten im Stadtzentrum erinnern an die einstige Zugehörigkeit zur Donaumonarchie. Auch hinterließen dort siedelnde Donauschwaben ihre Spuren.
Vor einigen Tagen machte sich nun wieder eine Delegation des BRK Traunstein mit Kreisvorstand Konrad Schupfner, Kreisgeschäftsführer Andreas Richter, Kreisgeschäftsführer a.D. Kurt Stemmer, Vorstand Wohlfahrts- und Sozialarbeit Wolfgang Wick, Alfred Mayer, Projektkoordinator Claus Hieke und dem damaligen stellvertretenden Kreisgeschäftsführer Stefan Berndl auf den 850 Kilometer langen Weg nach Arad zur Feier des 20-Jahre-Partnerschaftsjubiläums, unter anderem mit Empfang beim Bürgermeister von Arad sowie einem Besuch der Philharmonie.
Als »Gastgeschenk« übergaben sie einen nicht mehr benötigten Krankentransportwagen, einen Transporter voller Winterkleidung und vorweihnachtlicher Leckereien für die Waisenhäuser und Behinderteneinrichtungen sowie Material für den Rettungsdienst, das von der ehrenamtlichen Mannschaft des dortigen Sanitätsdienstes schon sehnsüchtig erwartet wurde. Zudem übergaben sie einen Scheck über 3000 Euro.
Für nächstes Jahr steht ein Besuch von Mitgliedern des Jugend-Rotkreuzes Arad in Traunstein auf dem Programm, damit in den nächsten Jahren die Zukunft des Partnerschaftsprojekts mit Übergabe an die nächste Generation eingeläutet werden kann.
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