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Biathlon-Legende Fritz Fischer aus Ruhpolding hat ein neues Aufgabengebiet. Der ehemalige Bundestrainer wird künftig als Talentscout im Bereich Biathlon für den Deutschen Skiverband unterwegs sein. (Foto: Biathloncamp Fritz Fischer GmbH)

Neue Aufgabe: Fritz Fischer ist jetzt Talentscout

Nach 35 Jahren im internationalen Sport geht Fritz Fischer freiwillig in die zweiteReihe zurück. Seinen Bundestrainerposten bei den Biathlon-Herren hat der Staffel-Olympiasieger von 1992 abgegeben, dennoch möchte der 57-Jährige seine Erfahrung auch künftig an die jungen Sportler weitergeben. Wie das geht, verrät Fritz Fischer im Interview mit unserer Sportredaktion.


Hallo Herr Fischer, Sie haben als Herren-Disziplintrainer der deutschen Biathleten aufgehört. Sie haben aber auch betont, dass Sie ein anderes Amt beim Deutschen Skiverband (DSV) übernehmen könnten. Gibt es schon eine Einigung?

Fritz Fischer: Ja, ich arbeite gemeinsam mit meinem Biathloncamp und dem DSV als Talentscout im Bereich Biathlon.

Was machen Sie in dieser Funktion genau?

Fischer: In Zusammenarbeit mit dem DSV werden Sportvereine selektiert, die nicht die Möglichkeit haben, Biathlon in unmittelbarer Nähe zu trainieren. Hier werden wir direkt vor Ort Biathlon-Veranstaltungen anbieten. Ziel ist es, sportlich ambitionierten Kindern, die aus anderen Sportarten kommen, die Sportart Biathlon zu zeigen. Sie bekommen die Möglichkeit quasi »frei Haus« geliefert, Biathlon mit meiner mobilen Laseranlage auszuprobieren.

Wie fällt denn Ihre persönliche Bilanz als Bundestrainer aus?

Fischer: Äußerst zufriedenstellend! Mein Ziel, bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi Medaillen zu gewinnen, wurde erreicht. Mit zwei Silbermedaillen haben wir zwar unser gestecktes Ziel von drei Medaillen nicht ganz geschafft, aber vor allem mit dem spannenden Finale in der Staffel ist es uns doch gelungen, einen guten Eindruck in der Biathlonwelt zu hinterlassen. Alle anderen Nationen trainieren mittlerweile wie auch wir hoch professionell. Viele Biathlonmannschaften sind mittlerweile auf einem Niveau. Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass nur noch Deutschland die Medaillen mit nach Hause nimmt.

Die deutschen Biathlon-Fans sind ja die vergangenen Jahre sehr erfolgsverwöhnt gewesen. Müssen sich die Anhänger jetzt erst einmal auf eine längere Durststrecke einstellen?

Fischer: Das denke ich nicht. Wir haben mit der Männermannschaft gezeigt, dass wir sehr wohl in der Lage sind, um die Medaillen mitzukämpfen. Die Biathlon-Damenmannschaft ist ein sehr gutes, junges und erfolgsversprechendes Team. Möglicherweise benötigt die eine oder andere Sportlerin noch etwas Zeit, um das straffe Weltcupprogramm im Winter zu bestehen. Ich freue mich jedoch auf viele spannende Wettkämpfe. Ich bin mir sicher, viele Fans sitzen weiterhin gefesselt vor dem Bildschirm.

Nach dem Rücktritt von Andrea Henkel sieht es vor allem bei den Damen momentan eher düster aus. Die ganze Last liegt nun auf Laura Dahlmeier, Franziska Preuß und Miriam Gössner. Können die jungen Biathletinnen überhaupt schon mit dem Druck umgehen?

Fischer: Ja, davon bin ich überzeugt. Schritt für Schritt. Gerade diese jungen Frauen haben im Olympiawinter 2013/2014 viele Top-10-Platzierungen erreicht. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.

Wird die neue Saison bei den Damen eher eine Art »Überbrückungsjahr«?

Fischer: Bei dieser Generation wird der Leistungsaufbau sicher bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2018 gehen.

Was trauen Sie den deutschen Biathlon-Herren für die neue Saison zu?

Fischer: Die deutschen Männer haben in jedem Fall das Zeug dazu, bei jedem Rennen um das Podium mitzulaufen. Mit meinem Nachfolger Andi Stitzl haben sie einen motivierten, kompetenten und engagierten Trainer, der gemeinsam mit Mark Kirchner das nötige Umfeld schaffen wird, um erfolgreich zu sein.

Sind neue Überflieger a la Magdalena Neuner oder Michael Greis im deutschen Team schon in Sicht?

Fischer: Die drei Top-Athleten am Stützpunkt Ruhpolding, Birnbacher, Schempp und Graf, präsentieren sich als schlagkräftiges Trio. Sie sind in jedem Fall beim Kampf um das Podium dabei. Ich wünsche ihnen vor allem Gesundheit und eine verletzungsfreie Vorbereitung. Dann ist alles möglich! In Oberhof stehen mit Peiffer und Lesser zwei erfahrene und verlässliche Athleten an der Spitze der Trainingsgruppe. Insgesamt sind wir im Männerbereich mit diesen fünf Top-Leuten sehr gut und breit aufgestellt. Sie geben den jüngeren »guten Zug« für den Weg nach ganz oben!

Und bei den Damen?

Fischer: Bei den Damen sehe ich mit Franziska Preuß und Laura Dahlmeier zwei starke junge Frauen, die mit ihrem eigenen Charakter für viel Erfolg sorgen werden.

Was wird in den nächsten Jahren für die deutschen Biathleten drin sein?

Fischer: Ich bin mir sicher, dass die deutsche Biathlonmannschaft nach wie vor eine starke internationale Rolle spielen und mit guten Ergebnissen und Siegen die Biathlon-Fans unterhalten wird.

Hat Deutschland für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang wieder ein starkes Biathlon-Team beisammen?

Fischer: Die Olympischen Winterspiele 2018 – bis dahin ist noch eine Menge Zeit. Gerade die jungen Athleten werden bis dorthin viel Erfahrung und Stärke gewinnen können. Natürlich ist für alle Teilnehmer das erklärte Ziel, mit Medaillen nach Hause zu gehen. Das sind sie den deutschen Fans einfach schuldig.

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Das Interview führte Stephanie Brenninger

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