Zusammen mit dem Live-Reporter des ZDF, Christoph Hamm, verabschiedet sich Fritzenwenger in die Fernseh-Rente. Noch zweimal werden die beiden im letzten Trimester der Saison mit ihren Analysen zu sehen und zu hören sein – und zwar bei den Weltcups in Oslo (Norwegen/29. Februar bis 3. März) und Canmore (Kanada/14. bis 17. März).
»Die Zeit beim ZDF war großartig. Ich habe jeden einzelnen Tag genossen«, blickt der 62 Jahre alte Ruhpoldinger im Gespräch mit unserer Sportredaktion jetzt schon zurück und ergänzt: »Ich war zuletzt ja der Senior der Gruppe. Es macht mich unheimlich stolz, dass ich so lange und so gut mit dem Team zusammenarbeiten habe dürfen.«
Über 1000 Rennen hat der ehemalige Profi-Biathlet in all den Jahrzehnten kommentiert – und dabei auch unzählige Medaillen des deutschen Teams hautnah miterleben dürfen. Besonders in Erinnerung sind Fritzenwenger die Olympischen Winterspiele in Turin geblieben: 2006 holte die deutsche Mannschaft insgesamt elf Medaillen (fünfmal Gold, viermal Silber, zweimal Bronze). Ein Jahr später ging bei der WM in Antholz der Stern von Magdalena Neuner auf, sie holte damals in Südtirol dreimal Gold. »Ich habe so viele Biathleten kommen und gehen sehen – das war schon alles sehr intensiv«, betont der Experte, der sich übrigens jedes Rennen, das er kommentierte, im Nachgang nochmals angeschaut hat. »Meistens habe ich mir danach gedacht: 'So schlecht warst du gar nicht'.« Dennoch sei er froh, bald nicht mehr »jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen«.
Auch die Internationale Biathlon Union (IBU) würdigte nun Fritzenwengers jahrzehntelange Verdienste um den Biathlon-Sport. Der Verband nutzte dazu einen Festabend im Rahmen der Biathlon-WM im tschechischen Nove Mesto. Dort wurden ja die früheren Weltklasse-Biathleten Magdalena Forsberg (Schweden), Raphael Poiree (Frankreich) und Gabriela Soukalova (Tschechien) in die Hall of Fame der IBU aufgenommen. Bei diesem feierlichen Festakt bekam auch Herbert Fritzenwenger, sein Fernsehkollege Christoph Hamm und die bisherige Athletensprecherin Clare Egan, die ihr Amt niederlegt hat, ihre Ehrungen überreicht.
Fritzenwenger bekam sie für seine Zeit als Sportler, Trainer, Organisator und Mitentwickler des TV-Produkts Biathlon in Deutschland. »Die Ehrung hat mich sehr gefreut«, betont Fritzenwenger. Sie kam für ihn auch »mehr oder weniger überraschend«. Ein paar Tage vor der Ehrung habe er schon gemerkt, dass etwas im Busch sei, lacht er.
Nun wird sich für Herbert Fritzenwenger in wenigen Wochen auch ein Kreis schließen. 1988 erlebte er in Kanada bei den Olympischen Winterspielen in Calgary seinen sportlichen Höhepunkt (dort startete er sowohl im Biathlon als auch im Langlauf), in Kanada beendet er am 17. März in Canmore nun seine Fernseh-Laufbahn. »Das ist für mich der passende Ort, um Servus zu sagen«, sagt Fritzenwenger, der in seiner Laufbahn bei Biathlon-Weltmeisterschaften einmal Silber und zweimal Bronze gewonnen hatte. »Und ich freue mich sehr darauf.«
Herbert Fritzenwenger wird sich zwar in wenigen Wochen von der großen Fernsehbühne verabschieden, »dem Sport werde ich aber selbstverständlich verbunden bleiben«, sagt er. Der Ruhpoldinger wird etwa die »World Team Challenge« der Biathleten auf Schalke weiter betreuen – schließlich ist die beliebte Veranstaltung in der Weihnachtszeit Fritzenwengers Baby. Und auch die »Marke Biathlon« in Deutschland will er aktiv weiter mitgestalten und voranbringen.
»Wir müssen schauen, neue und vor allem jüngere Zuschauer für den Biathlonsport begeistern zu können. Da wollen wir in nächster Zeit einiges ausprobieren«, deutet Fritzenwenger an, der auch dem Golfclub Ruhpolding als Präsident vorsteht und dort »unheimlich viel Spaß« mit seiner ganzen Arbeit hat.
Wer seine Nachfolge beim ZDF antreten wird, ist übrigens noch nicht bekannt. »Ich wünsche meinen Nachfolgern auf jeden Fall viel Spaß«, sagt Herbert Fritzenwenger und ergänzt: »Ich freue mich auch darauf, ab der nächsten Biathlon-Saison dann auf der Couch zuhören zu dürfen.« SB