Bildtext einblenden
Eine Ausfahrt mit 18 Motorrädern der Staffeln aus ganz Bayern bildete den Abschluss der Eröffnungsfeier des Standorts in Traunreut.

Retter auf zwei Rädern starten durch

Anfang 2022 hatte der Kreisbereitschaftsleiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Traunstein, Helmut Frank, einen Plan: Er wollte für den Landkreis eine Motorradstaffel gründen. 2023 wurde der »Fachdienst Motorrad des BRK« gegründet. Nun wurde die Eröffnung des Standorts neben dem k1 in Traunreut gefeiert.


»Nachdem wir die erste Maschine gekauft hatten, sagte Thorsten Brandstätter damals zu mir: 'Helly, jetzt muss aber auch was gehen'«, erinnerte Frank an die Anfänge der Staffel. Ein Ziel war, den viel befahrenen Abschnitt der Autobahn zu betreuen und damit die Lücke zwischen den bereits per Zweirad bestreiften Abschnitten in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Rosenheim zu schließen. Denn auf zwei Rädern gelangt man schneller und einfacher zum Ort des Geschehens, um die medizinische Erstversorgung bei Unfällen oder Staus auf der Autobahn sicherzustellen, erklärte Frank. Zu weiteren Aufgaben zählte der Kreisbereitschaftsleiter die Betreuung der zahlreichen Veranstaltungen im Landkreis Traunstein, wenn Besucher medizinische Hilfe benötigen. Im Katastrophenfall, etwa bei Unwettern, könnte die Motorradstaffel schnell die Einsatzgebiete erkunden und wertvolle Informationen liefern. Weitere Aufgaben, wie Medikamenten- und Blutkonserventransporte oder die Unterstützung bei Einsätzen der Schnelleinsatzgruppe des BRK seien auf zwei Rädern einfacher.

Nach Franks Vorarbeit zur Gründung der Staffel und durch die Unterstützung der BRK-Geschäftsführung mit Andreas Richter und Thorsten Brandstätter konnte 2023 eine gebrauchte Dienstmaschine, eine BMW R 1200 RT, vom BRK-Kreisverband Miltenberg-Obernburg gekauft werden. Es war die Initialzündung für die Gründung des Fachdiensts Motorrad. Anfang 2024 bezog der Fachdienst die Räume im BRK-Gebäude in Traunreut. Im vergangenen Oktober wurde eine zweite Einsatzmaschine, eine BMW R 650 GS, vom Kreisverband München gekauft.

BRK-Urgestein Peter Pohl freut sich, dass es jetzt 18 Motorradstaffeln in Bayern gibt. In den angrenzenden Landkreisen Altötting (zwei Motorräder, fünf Fahrer) und Rosenheim (ein Motorrad, sechs Fahrer) gibt es so eine Staffel seit 1984, im Berchtesgadener Land (ein Motorrad, sechs Fahrer) bereits seit 1983.

Johannes Hasler, Bezirks-Fachdienstleiter des BRK, sprach davon, dass in der Zeit der Planung und Umsetzung Freundschaften entstanden seien. Die Brennpunkte im Reiseverkehr auf der A 8 seien mit der Motorradstaffel Traunstein nunmehr bestens abgedeckt.

»Die Gründung ist ein Meilenstein in der landkreisübergreifenden Zusammenarbeit, ich stehe voll dahinter«, sagte Kreisvorsitzender Markus Schlaffner. »Ich bin selbst schon oft im Stau gestanden und wäre froh gewesen über Helfer, die die Autofahrer betreuen.«

Florian Appelt, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Zivil- und Katastrophenschutz beim Landratsamt Traunstein war voll des Lobes: »Hier ist es wie bei all unseren Hilfsorganisationen im Landkreis, wie zum Beispiel bei den Maltesern. Wir packen an und halten zusammen.«

Retter sind alle ehrenamtlich unterwegs

Die Retter selbst bringen ihre Freizeit für den Dienst in der Motorradstaffel ein. »Alle tun das aus voller Überzeugung und mit viel Engagement«, sagte Helmut Frank. Das Team der Motorradstaffel besteht aus fünf Männern: Neben Fachdienstleiter Frank, hauptberuflich Notfallsanitäter beim BRK Traunstein, sind Robert Meyer, Manfred Lexmaul und Kurt Wildmoser als ausgebildete Rettungssanitäter dabei. Der fünfte im Bunde ist Sanitäter Jens Pischeli. Alle Fahrer sind ausgebildete Rettungssanitäter, haben eine Ausbildung als Gruppenführer und verfügen über langjährige Fahrpraxis mit Maschinen ab 750 ccm. Zudem haben sie in ihrer Freizeit den Fachdienstlehrgang Motorrad absolviert.

Die BRK-Motorräder sind oft die Ersten in der Rettungskette am Unfallort. Deswegen bergen die Motorradkoffer auch alles Wichtige für erste Notfallmaßnahmen. Aber auch kleine Kuscheltiere finden sich darin, wenn die Kleinsten am Unfallort Trost brauchen. Eine der beiden Maschinen hat sogar einen Defibrillator an Bord, der die Überlebens-Chance von Patienten mit Herzstillstand signifikant erhöht, gab Frank abschließend Einblicke in die Ausrüstung der Motorräder.

Projekt durch Spenden finanziert

Möglich wurde die Gründung überhaupt erst durch die großzügige Unterstützung der Förderer der Motorradstaffel. Dazu gehören das Autohaus Bachfrieder in Piding, das Autohaus Freilinger in Traunreut, Fellner »Bad+Heizung« in Traunstein und das Ingenieurbüro »Ing GmbH« aus Traunreut. »Diese Unternehmen unterstützen uns finanziell und sorgen dafür, dass unsere beiden Maschinen in Ordnung und startbereit sind, sodass wir Fahrer sofort für die Menschen, die unsere Hilfe benötigen, unterwegs sein können«, dankte Helmut Frank. »Es entstehen Kosten für Motorradkleidung, Helme, Lehrgänge und Wartungskosten der Motorräder. Da sprechen wir von 3500 Euro für die Ausbildung jedes Einzelnen und von jährlichen Kosten von 2000 Euro für den Betrieb. Daher ist weitere finanzielle Unterstützung unabdingbar.« Wer die Motorradstaffel unterstützen möchte, kann dies über das Spendenkonto mit der IBAN DE11 7105 2050 0000 0001 90 mit dem Verwendungszweck »Motorradstaffel BRK Traunstein« tun.

Nach den Festreden klang die Feier mit viel Lachen und guten Gesprächen aus. Zum Abschluss der Eröffnungsfeier stand tags darauf eine Ausfahrt mit Mitgliedern der bayerischen Motorradstaffeln durch die drei Landkreise Traunstein, Altötting und Berchtesgadener Land auf dem Programm. 18 Motorräder mit ihren Fahrern aus München, Rosenheim, Regensburg, Altötting, dem Berchtesgadener Land, Traunstein und Sonthofen kurvten von Traunreut über Neuötting und Töging nach Piding und weiter über Bad Reichenhall, Ruhpolding und Siegsdorf zurück zum Ausgangspunkt. In Töging erbaten die Helfer auf zwei Rädern den Schutz Gottes. Pfarrverbandsleiter Piotr Wandachowicz erteilte vor der Kirche den Segen. fb

Mehr aus der Stadt Traunstein