Traunstein: Coronavirus-Lage in den Kliniken Südostbayern – Dutzende Mitarbeiter infiziert
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Foto: Kliniken Südostbayern AG

Leiter des Gesundheitsamts zum Coronavirus: »Wir sind vorbereitet«

Sollte das Coronavirus wieder in den Landkreis Traunstein kommen und sich ausbreiten, dann sind die Ärzte und Rettungsdienste gerüstet. »Wir sind vorbereitet«, sagt Dr. Wolfgang Krämer, der Leiter des Gesundheitsamts Traunstein, im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Die eingerichtete Koordinierungsgruppe stehe in ständiger Alarmbereitschaft und könne, wenn Bedarf gegeben ist, sofort handeln.


Schon einmal war das Virus im Landkreis Traunstein aufgetreten. Doch die wenigen Erkrankungen, die seinerzeit zu konstatieren waren, sind inzwischen auskuriert. Die Infizierten sind schon längst aus dem Krankenhaus Trostberg entlassen und wieder zuhause. Angesichts der Welle von Infektionen, die sich nun über die Länder in Europa wälzt, sind auch die Bürger im Landkreis Traunstein erneut und jetzt besonders in Sorge.

Gewerbeschau in Palling abgesagt

Neuerkrankungen mit dem Virus hat das Gesundheitsamt in den vergangenen Tagen laut dessen Leiter nicht gemeldet bekommen. Vorsorglich seien auf Anordnung der Behörde an drei Schulen im Landkreis Ausschlüsse von Lehrern und Kindern erfolgt, die in Risikogebieten gewesen und somit nachweislich mit Erkrankten in Kontakt getreten sind. Das Gesundheitsamt habe in diesen Fällen eine 14-tägige, häusliche Quarantäne ausgegeben. Die Personen werden laut dem Behördenleiter getestet, ob sie sich mit dem Virus angesteckt haben.

Eine Reihe von Veranstaltungen im Landkreis Traunstein sind abgesagt worden. Nicht zuletzt auch die am Wochenende vorgesehenen Eisspeedway-Rennen in Inzell sind gestrichen worden (wir berichteten). Und die Gewerbeschau in Palling, die am 21. und 22. März geplant war, findet nun auch nicht statt.

Für den Fall, dass das Virus im Landkreis auftritt, hat das Gesundheitsamt eine Reihe von Vorkehrungen getroffen. So führt Dr. Krämer aus, dass er zusammen mit anderen Ärzten und Verantwortlichen eine Koordinierungsgruppe gebildet habe, die sich regelmäßig am Montag trifft, um die Lage zu beraten. Im Falle besonderer Vorkommnisse erfolge die Einberufung über die Rettungsleitstelle innerhalb einer halben oder dreiviertel Stunde.

Wer eine Auskunft benötigt, kann sich an das Gesundheitsamt wenden. Unter der Telefonnummer 0861/58 147 stehen die Mitarbeiter Rede und Antwort.

Besorgte Bürger sollen zum Telefon greifen

Dr. Krämer appelliert an die Bürger, nicht gleich zum Arzt in die Praxis zu gehen, sondern unbedingt zuerst telefonisch mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist, dann könne man sich an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst, Telefon 116117, wenden. Er habe einen zusätzlichen Fahrdienst eingerichtet – was bedeutet, dass ein Arzt dann zum Patienten kommt.

Gerüstet ist laut Krämer neben der ambulanten auch die stationäre Versorgung von Patienten, die im Verdacht stehen, sich infiziert zu haben, oder aber nachweislich den Erreger in sich tragen und eine Therapie benötigen. Die Kliniken Südostbayern AG sei vorbereitet. Im Krankenhaus Trostberg stehe eine komplette Station zur Verfügung, die im Bedarfsfall 20 bis 25 Patienten aufnehmen kann. Dr. Krämer sagt, dass die Kliniken AG ein »wachsendes System« eingerichtet habe: dass sie, wenn die Betten in Trostberg nicht ausreichen, dann an anderer Stelle – und zwar in Ruhpolding – kurzfristig weitere schaffen könne.

Der Leiter des Gesundheitsamts legt den Bürgern nahe, die klassischen Mittel anzuwenden, die vor einer Infektion schützen. So rät er insbesondere etwa auch, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Zu Mitbürgern, die niesen müssen, sei Abstand zu halten. Und wer selbst niesen muss, sei angehalten, seine Nase in ein Taschentuch zu stecken. Diese und weitere Maßnahmen empfiehlt der Leiter des Gesundheitsamts – nicht aber den Kauf von Schutzmasken und Desinfektionsmitteln. Eine Anschaffung für den häuslichen Gebrauch sei nicht erforderlich. Im Umkehrschluss könnten Schutzmasken und Desinfektionsmittel dann womöglich in Praxen und Kliniken – dort also, wo sie dringend gebraucht werden – fehlen.

Viele Anfragen in den Praxen

Auch Dr. Melanie Kretschmar, die Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Traunstein, fordert die Bürger auf, nicht in die Praxis zu gehen, sondern erst zu telefonieren. Sie berichtet, dass in den Praxen zunehmend Anfragen von Patienten eingehen, die sich auf das Coronavirus testen lassen wollen – ohne jedoch einen Grund zu haben. So melden sich ihren Angaben zufolge immer wieder Bürger, die allein darauf aufmerksam machen, dass ihr Nachbar einmal gehustet habe.

Übertrieben und vor allem für das Personal in den Praxen belastend seien Arbeitgeber, die Mitarbeiter zum Arzt schicken und ihnen auftragen, sich bescheinigen zu lassen, dass sie das Virus nicht in sich tragen. In solchen Fällen, die auch dazu beitragen, dass die niedergelassenen Ärzte an den Rand der Belastbarkeit kommen, müsse zuerst der Betriebsarzt eingeschaltet werden. In ihre Überlegungen miteinschließen sollten die Firmen stets auch die Möglichkeit, Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. pü

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