Es ist die dritte Bewerbung für Kauer als Landrat. Bereits 2002 und 2008 trat er für die ÖDP im Landkreis Traunstein an. Er schaffte jedes Mal den Einzug in den Kreistag, doch Landrat wurde er nicht. Auch heuer sieht er seine Chancen als sehr gering an, wenngleich er das Ergebnis der letzten Landratswahl von 1,93 Prozent gerne übertreffen möchte. »Ein Landratskandidat ist aber auch immer Werbung für die Partei«, erklärt er seine Motivation.
Mitbegründer der KJG in Traunreut
Für Politik interessiert hat sich Kauer bereits seit seiner frühen Jugend. Als 13-Jähriger gründete er zusammen mit anderen Mitgliedern seiner Firmgruppe die Katholische Junge Gemeinde (KJG) in Traunreut. Die machte es sich zur Aufgabe, nicht nur die Pfarr-, sondern auch die Bürgergemeinde mitzugestalten.
»Für mich waren auch Alltagsentscheidungen schon immer politisch geprägt – das fing beim Einkaufen an und endete mit der Altpapiersammlung«, begründet er seine Beweggründe Mitte der 1970er. Einige Jahre später wurde Kauer zum Kreisvorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend gewählt und engagierte sich auch im Vorstand des Kreisjugendrings.
Während er sich anfangs nicht parteipolitisch binden wollte, trat er Mitte der 1990er der ÖDP bei und wurde 1996 sofort zum Kreisvorsitzenden gewählt. Dieses Amt hat er 2004 abgegeben, leitet aber immer noch die Geschäftsstelle, die in seiner Traunreuter Wohnung angesiedelt ist. Aber nicht nur auf Kreisebene, sondern auch bundesweit setzt sich Kauer für die Belange der Partei ein. Sechs Jahre saß er im Bundesvorstand der ÖDP und ist heute noch Mitglied in mehreren Arbeitskreisen.
Auch in Vereinen engagiert sich Kauer, der ohne Frau und Kind in Traunreut lebt. Die Mitgliedschaften reichen vom Tauschring in Traunreut, über das globalisierungskritische Bündnis »attac« und mehreren Fördervereinen bis zum Vegetarierbund Deutschland. Fleischlos ist Kauer aus Überzeugung – bereits seit über 30 Jahren.
Wenn ihm mit all der Politik und den Vereinen noch Zeit übrig bleibt, dann widmet sich der 52-Jährige gerne der Open-Source-Software am Computer. Neben dem freien Betriebssystem Linux ist Kauer fasziniert von dem Projekt »Open-Street-Map«. Dabei handelt es sich um eine im Internet frei verfügbare Landkarte, an der jeder Interessierte mitgestalten kann. »Das ist wie bei Wikipedia, nur mit einer Landkarte statt eines Lexikons«, erklärt er. Damit die Karte immer aktuell bleibt, zeichnet Helmut Kauer auch GPS-Daten auf. In Traunreut erledigt er dies zu Fuß oder mit dem Rad, in der weiteren Umgebung dann auch mal mit dem Lastwagen, den er beruflich als Servicetechniker einer Entsorgungsfirma fährt.
Seine Leidenschaft für das Radfahren teilt der Traunreuter zusammen mit dem früheren Ortspfarrer Wendelin Stöttner. Viele Ansichten des Geistlichen haben Kauer in der Jugend geprägt. Kurzzeitig wollte er ebenfalls Pfarrer werden und begann ein Theologiestudium. Dies brach Kauer aber ab. »Ich konnte es letztendlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren«, erklärt er. Diesem Credo folgt er auch heute noch bei seinen politischen Entscheidungen. Dazu passt seine direkte Art, mit der er in Diskussionen durchaus zum »Wadlbeißer« werden kann, um seine Meinung zu vertreten. »Dabei schwimme ich auch schon mal gegen den Strom.«
Bürger sollen mehr eingebunden werden
Sollte Kauer zum neuen Landrat von Traunstein gewählt werden, dann will er sich als Erstes für mehr Direkte Demokratie und Transparenz einsetzen. »Vieles wird auf Kreisebene in nicht-öffentlichen Sitzungen entschieden, das muss geändert werden. Die Informationen müssen fließen und die Bürger mehr eingebunden werden«, so der 52-Jährige. Andrea Poschinger
Neben Helmut Kauer treten noch fünf weitere Kandidaten an, um neuer Landrat zu werden. Diese sind: Andreas Danzer, Sepp Hohlweger, Sepp Konhäuser, Siegfried Walch und Heinrich Wallner. Wir stellen die Bewerber alphabetisch vor.