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Die städtische Ausstellung »Traunstein im Wandel. Mit Fug und Recht« im Kulturforum Klosterkirche eröffneten (von links) Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer sowie die Ausstellungsmacher Franz Haselbeck, Judith Bader und Stefan Schuch, die Leiter des Archivs, der Galerie und des Museums. (Foto: Pültz)

Im Jahr 1375 ging die Stadtwerdung Traunsteins zu Ende

Traunstein – An der Wiege der Stadt Traunstein stand Herzog Friedrich: Im Jahr 1375 verlieh er Traunstein die Stadtrechte – also heuer genau vor 650 Jahren.


Doch die Urkunde, die er damals ausstellte, kennzeichnet heute nicht den Anfang der Stadtwerdung, sondern vielmehr ihr Ende. 1375 war Traunstein eine »fertige«, eine »verfasste« Stadt. Diese Erkenntnis steht im Mittelpunkt der Ausstellung »Traunstein im Wandel. Mit Fug und Recht« im Kulturforum Klosterkirche, die Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer am Donnerstagabend eröffnete. Der Rathauschef sprach von einer »wunderbaren Ausstellung«.

»Mit Fug und Recht« bildet einen Höhepunkt des Festprogramms zum Jubiläum »650 Jahre Stadtrechte Traunstein«, das heuer mit vielen Veranstaltungen gefeiert wird. Die städtische Ausstellung erarbeitet haben Franz Haselbeck, Judith Bader, und Stefan Schuch, die Leiter des Archivs, der Galerie beziehungsweise des Museums. Nach monatelanger Vorbereitung war's nun soweit: Zusammen mit vielen Gästen öffnete die Stadt nun Tor und Tür zur Schau.

1375 markiere einen Anfangs- und einen Endpunkt, sagte Oberbürgermeister Hümmer. Begonnen habe damals Traunsteins Aufstieg als Stadt, die sich heute als wohlhabendes, stolzes Gemeinwesen zeigt, seinen Abschluss gefunden habe vor 650 Jahren Traunsteins Entwicklung zur Stadt. Der Rathauschef erinnerte daran, dass der Bürger früher die tragende Rolle eingenommen habe – was heutzutage in Vergessenheit gerate, wenn man stattdessen nur noch von Einwohner spreche. Bürger zu sein sei ein Recht gewesen, das man von der Obrigkeit bekommen habe. Wer dieses Bürgerrecht bekomme habe, sei ein Träger der Gesellschaft gewesen. Er habe Verantwortung für das Gemeinwesen übernommen, er habe sich nicht zuletzt auch verpflichtet, mit seinem Leben einzustehen für den Fall, dass Feinde die Stadt angreifen.

In der Ausstellung seien Exponate der unterschiedlichsten Art zu sehen, so der Oberbürgermeister weiter. In ihrer Summe bringen sie seinen Angaben zufolge zum Ausdruck, »dass wir stolz auf unsere Geschichte sein dürfen«. Traunstein sei historisch und kulturell interessiert. Im Rückblick auf die ihre Vergangenheit schöpfe die Stadt die Kraft, die sie benötige, um die Zukunft bewältigen zu können.

Archivar Haselbeck sprach von keinem einfachen Jubiläum, das die Stadt heuer feiert. Denn Traunstein sei älter als 650 Jahre. Bereits 1245 sei eine Siedlung »Trauwenstain« genannt worden, in der Zeit um das Jahr 1300 sei der Ort schon als »Stat« in Erscheinung getreten. Die Verleihung der Stadtrechte 1375 durch Herzog Friedrich sei das »Ende der Entwicklung Traunsteins hin zu einer verfassten Stadt« gewesen.

Was macht eine Stadt zur Stadt? An dieser Frage haben sich die Ausstellungsmacher laut Judith Bader, der Leiterin der Galerie, orientiert, als sie daran gingen, das Konzept zu entwickeln. Herausgekommen seien schließlich mehrere Themenkomplexe, die nun in der Schau abgehandelt werde. Im Fokus stehe zum Beispiel die Zentralität, oder aber auch die Bündelung von Einrichtungen. Glaube und Religion, die Wirtschaft, die früher in den Zünften ihren Ausdruck fand, die Kultur und das Brauchtum seien weitere Themen in der Ausstellung. Exemplarisch ausgewählt worden seien Objekte, die nicht nur einen historischen Wert haben und einen Eindruck von früheren Zeiten geben, sondern die auch eine kunsthistorische Bedeutung besitzen, also in auch in diesem Sinne wertvoll sind. Die Zielsetzung bestehe nicht darin, »einen Aufsatz an die Wand zu bringen«, sondern vielmehr wolle man frühere Zeiten lebenswirklich, also lebendig, darstellen.

»Objekte erzählen Geschichte«, meinte Stefan Schuch, der kommissarische Leiter des Stadtmuseums Heimathaus. Und er berichtete, dass viele bekannte Exponate in der Ausstellung zu sehen seien, aber auch zahlreiche unbekannte, die seit Jahren in den Depots des Museums liegen, ohne eine Wertschätzung erfahren zu haben. Als Beispiel nannte er eine Laubsägearbeit: eine vielteilige Nachbildung des Georgiritts aus Holz, die vermutlich aus den 1920er Jahren stammt. Auch ausgestellt sei ein Prunkpokal des Quartettvereins, eines Sängervereins, der nicht nur gesungen, sondern diesen Pokal auch leer gemacht habe. Die Ausstellungsmacher haben die Objekte laut Schuch in den Kontext gestellt, überall seien Erklärtexte angebracht.

Die Ausstellung »Traunstein im Wandel. Mit Fug und Recht« im Kulturforum Klosterkirche ist bis 1. Juni mittwochs bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. pü

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