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Sie hat es geschafft: Anita Andahazy hat vor knapp vier Jahren mit dem Rauchen aufgehört und sagt, man hat so viel mehr Zeit und Ruhe. (Foto: Bauer)

Anita Andahazy hat 24 Jahre lang geraucht – Das Aufhören gelang ihr mit einem Rauchfrei-Kurs der Caritas

Traunstein – Mit 13 Jahren hat sie die erste Zigarette geraucht. Auf dem Schulhof. Mit den Jahren wurden es mehr – bis zu einer Schachtel am Tag. »Aber ich hab' immer gedacht, dass ich wieder aufhöre, wenn sich eine Gelegenheit bietet«, erzählt Anita Andahazy und teilt damit das Schicksal so vieler Nikotinsüchtiger. In Deutschland sind es etwa 17,5 Millionen Menschen.


Seit knapp vier Jahren nun ist die 40-Jährige Nichtraucherin und sagt ganz klar: »Das Kapitel ist für mich durch. Das fang ich mir nicht mehr an.« Zum Aufhören hat sie sich Hilfe gesucht und einen Rauchfrei-Kurs der Caritas besucht. Anlässlich des Weltnichtrauchertags am heutigen Dienstag erzählt sie ihre Geschichte.

Es war die Neugierde, wie bei so vielen, die Anita Andahazy als Jugendliche zum Rauchen brachte. Auf dem Schulhof, später beim Weggehen. Sie hat immer häufiger zur Zigarette gegriffen. »Damals durfte man ja auch noch überall.« Im Monat kostete sie ihre Sucht schließlich 100 bis 130 Euro. Aber sie hat sich in all der Zeit eingeredet, bei passender Gelegenheit aufzuhören. Dazu kam es nicht. Schließlich ging sie auf die 40 zu, rauchte bereits 24 Jahren lang und spürte, wie das Nikotin auf ihren Körper wirkte: »Beim Berggehen oder Radfahren ist mir immer öfter die Puste ausgegangen.«

Das hohe Suchtpotential von Nikotin wird in der Gesellschaft häufig unterschätzt, sagt Beate Moser von der Fachambulanz für Suchterkrankungen des Caritas-Zentrums Traunstein. Das liege an dem doppelten Wirkspektrum: »Nikotin ist ein Suchtmittel, bei dem ich bekomme, was ich erwarte.«Es helfe beispielsweise den einen beim Entspannen, den anderen beim Konzentrieren. Die einen können danach besser schlafen, andere wiederum werden wach. Innerhalb weniger Sekunden erreiche das Nikotin nach dem Einatmen das Gehirn, wo es die gewünschte Wirkung entfaltet. Ein Ergebnis, das auch eine Studie aus den USA 2011 belegt: Im Vergleich zu Alkohol, Cannabis und Kokain hat Nikotin das höchste Suchtpotential. Zwei von drei Personen, die sich eine Zigarette anzünden, werden abhängig.

Rauchverbote in der Öffentlichkeit, Kampagnen und abschreckende Bilder auf den Verpackungen haben zwar dazu geführt, dass der Anteil der Raucher in Deutschland grundsätzlich zurückgeht, vor allem unter den Jugendlichen. Immer noch rauchen laut der Stiftung Gesundheitswissen aber 28 Prozent der Bevölkerung. Nikotinabhängigkeit ist keine persönliche Schwäche, es ist eine ernst zu nehmende Sucht, sagt Beate Moser. Und als solche sollte sie auch in der Gesellschaft gesehen und behandelt werden. Sie ermutigt Raucher, sich beim Aufhören Hilfe zu suchen.

Anita Andahazy hat das getan. Sie war zunehmend genervt davon, dass man nirgends mehr rauchen durfte; immer auf der Suche war nach Orten und Möglichkeiten, sich eine Zigarette anzuzünden. »Das war anstrengend«, erzählt die 40-Jährige rückblickend. Mit dem Rauchfrei-Kurs hat sie es geschafft, sich aus der Sucht zu befreien. In sechs Treffen wurde viel über die Sucht und die damit zusammenhängenden Verhaltensweisen gesprochen. Zunächst sollte Anita aufschreiben, in welchen Situationen sie zur Zigarette greift und warum. Ehe schließlich beim dritten Kurstreffen alle Teilnehmer zusammen aufhörten mit dem Rauchen.

Die ersten sechs Monate seien dabei die schwierigsten, sagt Beate Moser. »Nur ein Drittel der Süchtigen schafft es dauerhaft, rauchfrei zu bleiben.« Deshalb bietet die Fachambulanz für Suchterkrankungen der Caritas auch über den Kurs hinausgehende Betreuung an. Es gibt telefonische Beratung und Notfallnummern für die Betroffenen.

Anita Andahazy ertappt sich auch heute, knapp vier Jahre nach dem Entzug, noch ab und zu bei dem Gedanken: »Jetzt täte mir eine Zigarette gut«. Und sie sagt, »einmal süchtig, immer süchtig«. Aber sie möchte nicht mehr anfangen. »Ich bin so froh, dass ich aufgehört habe.«

Den Mehrwert erkenne man erst hinterher. Anita hat deutlich mehr Geschmacksinn, ist nicht mehr so schnell außer Puste. »Und ich hab' mehr Zeit, weil ich nicht ständig überlegen muss, wo ich rauchen kann.« Dadurch werde man ruhiger, ausgeglichener.

Sie sei zum Teil belächelt worden dafür, dass sie sich Hilfe gesucht hat, um vom Rauchen loszukommen. Das müsste nicht sein, würde das Rauchen gesellschaftlich nicht so verharmlost. »Es ist und bleibt ein heftiges Suchtmittel und es ist ein ziemlicher Kampf, sich daraus zu befreien«, sagt Suchtexpertin Beate Moser. Regelmäßig bietet die Caritas in Traunstein die Rauchfrei-Kurse an. Interessenten können sich bei Beate Moser unter Telefon 0861/98877410 melden.

»Tabak: Bedrohung für unsere Umwelt«

Immer mehr Menschen achten bei ihrem Lebensstil darauf, die Umwelt zu schonen. Sie kaufen Bio-Lebensmittel, kleiden sich nachhaltig, fahren Rad statt Auto und verzichten auf den jährlichen Urlaubsflug. Doch wie sehr Zigaretten der Umwelt schaden, wird des öfteren vergessen. Darauf soll am heutigen Weltnichtrauchertag der Fokus gelenkt werden.

»Tabak: Bedrohung für unsere Umwelt« lautet das Motto und passt zu einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der sich mit der schlechten Umweltbilanz von Tabak beschäftigt. Demnach werden weltweit jedes Jahr rund 4,5 Billionen Zigarettenstummel weggeworfen. Der giftige Abfall lande oft in der Umwelt, und die darin enthaltenen Giftstoffe bedrohten Tiere und Natur. Tabakfirmen würden sich trotzdem öffentlich als besonders umweltfreundlich darstellen, so die Kritik der WHO.

Tatsächlich trage das Hauptprodukt der Tabakfirmen nicht nur zum Tod von acht Millionen Menschen im Jahr bei – in Deutschland waren es 2020 nach einer aktuellen Auswertung 75.500 Menschen – sondern belaste auch die Umwelt stark, heißt es in dem WHO-Papier. Zwar engagierten sich die Firmen in Projekten zur Aufforstung oder Wasserversorgung, die Tabakindustrie trage in Wirklichkeit aber zur Rodung von Urwäldern für Tabakplantagen und dem Verbrauch knapper Wasserressourcen in vielen Regionen bei. Mit dem Einstieg in das Geschäft mit E-Zigaretten schafften Tabakfirmen neue Umweltprobleme.

Laut Statistischem Bundesamt sank der Pro-Kopf-Verbrauch von Zigaretten in Deutschland zwischen 2011 und 2021 um etwa 21 Prozent. Noch immer aber raucht im Schnitt jeder Erwachsene pro Jahr mehr als 1000 Zigaretten. Der Verbrauch an Pfeifentabak verachtfachte sich im gleichen Zeitraum – vor allem wegen der Nachfrage bei Wasserpfeifen und bei elektrischen Erhitzern.

ka

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