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Überwältigenden Applaus erhielten Sarah Christian, Hisako Kawamura und Maximilian Hartung beim zweiten Sommerkonzert in Traunstein. (Fotos: Brigitte Janoschka)
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Hisako Kawamura und Alexander Melnikov boten eine hinreißende Interpretation des Feuervogels.

Phoenix, Feuervogel und lyrische Formen

Bei einem spannenden Programm beim zweiten Sommerkonzert im Kulturforum Klosterkirche Traunstein zogen Kelly-Marie Murphys Klaviertrio (*1964) »Give me Phoenix Wings to Fly«, Igor Strawinskys Suite »Der Feuervogel« in der Version für zwei Klaviere und das Klaviertrio in a-Moll von Maurice Ravel die Zuhörer in ihren Bann und lösten Begeisterungsstürme aus.


International erfolgreiche Musikerinnen und Musiker wie Alexander Melnikov als zweiter Pianist in der Feuervogel-Suite, Sarah Christian, Violine, Hisako Kawamura, Klavier, und Maximilian Hornung – der zugleich Intendant der Sommerkonzerte ist – am Violoncello ließen ein virtuoses Feuerwerk explodieren und das Motto der Konzertreihe »Feuer« hörbar und vor allem spürbar werden. Als Symbol für Energie und Ausdrucksstärke war der Aspekt des Feuers als Idee in den Kompositionen enthalten und loderte in den Interpretationen leidenschaftlich auf.

Die Fähigkeit des Feuers zur Transformation und die damit verbundene Metaphorik von Gestaltungskraft, Erneuerung und sogar Auferstehung kommt inhaltlich großartig im Klaviertrio »Give me Phoenix Wings to Fly« zur Geltung. Die Darstellung von flirrender Luft über Feuerflammen durch die wiederholte Anspielung eines Tones, Glissandi, Tremoli und am Schluss ein lange verklingender Ton im Bass des Flügels – dieses Sterben des Phoenix führte zum meditativen zweiten Satz, bevor die Energie mit kräftigen Pizzicati in dynamischer Steigerung zu einer Verdichtung des Klanggeschehens führte und den Phoenix auferstehen ließ.

"To bring the Dead to Life" war Impuls für Murphys Komposition

Der Titel dieses Klaviertrios entstammt einer Gedichtzeile von John Keats mit hohem Symbolgehalt, der sich außer auf den Phoenix auch auf das dichterische Ich selbst und damit auf jede persönliche Transformation bezieht. Auch das Gedicht »To bring the Dead to Life« (»Die Toten lebendig werden lassen«) von Robert Graves war ein Impuls für Murphys Komposition, die die lyrischen Stilmittel in musikalische Parameter übersetzte.

Die inhaltliche Spannung übertrugen die beiden Ausnahmepianisten Hisako Kawamura und Alexander Melnikov in Klang in den Sätzen der Feuervogel-Suite, die auf dem gleichnamigen Handlungsballett mit dem Thema Wiedergeburt basiert. Beim Tanz des Feuervogels im Zaubergarten Kastschejs, der Bitte des Vogels um Freiheit, dem Reigen der Prinzessinnen, dem Höllentanz des Zauberers und dem Wiegenlied entstand ein Kampf des Guten gegen das Böse, bei dem die beiden Pianisten musikalisch eindrucksvoll die Funken tiefster Gefühle versprühten und so – nicht nur durch den Namen des Vogels – das Motto des Feuers am Ende in phänomenal-virtuoser Gestaltung und orchestraler Pracht darboten.

Wie ein Resümee beschloss das Klaviertrio von Maurice Ravel ein musikwissenschaftlich und philosophisch durchdachtes Konzertprogramm, das die Besucher mit der transformativen Kraft des musikalischen und lyrischen Feuers verändert auf den Heimweg schickte.

 

Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen und wird am 13.09.2025 um 18:05 Uhr in der »Festspielzeit« auf BR Klassik gesendet.

Brigitte Janoschka

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