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Die Siegsdorferin Karin Hahn – hier beim Training auf dem Weg zum Kammerlinghorn – startete im Jahr 2015 mit dem Trailrunning – und mischt seitdem bei ihren Rennen auf beeindruckende Art und Weise immer ganz weit vorne mit. (Foto: Hahn)

Nach langer Leidenszeit mischt Karin Hahn in der Trailspitze mit

Viele Stunden harte Trainingsarbeit stecken hinter dieser überaus beeindruckenden Ausbeute: Karin Hahn läuft auch in diesem Jahr weiter von Erfolg zu Erfolg! Bei ihren zwei Saisonhöhepunkten räumte die 33 Jahre alte Siegsdorferin sowohl beim Zugspitz-Ultratrail (14 km/500 Hm) in Garmisch-Partenkirchen als auch beim Großglockner-Ultra-Trail (16 km/1000 Hm) in Kaprun im erlesenen internationalen Top-Starterfeld jeweils die zweiten Plätze ab.


»Die Rennen zwischen 15 und 25 Kilometer machen mir im Moment sehr großen Spaß«, erzählt die ambitionierte Hobby-Trailrunnerin und ergänzt mit einem Lächeln im Gesicht: »Sie sind kurz und schlimm.« Aber die Quälerei sei auch ganz schnell wieder vergessen – und zwar dank dieses einzigartigen »Finishline-Moments«.

Geboren und aufgewachsen ist Karin Hahn in Niederbayern und schon früh entdeckte sie ihr sportliches Talent. Mit drei Jahren stand sie das erste Mal auf Skiern, seit der 1. Klasse klettert und bouldert sie für ihr Leben gern. Mit ihrer Familie war sie auch früher schon immer wieder mal in den Bergen unterwegs, machte später zudem auch Leichtathletik und hatte dort die ersten Berührungspunkte mit dem Laufen. Sie belegte zudem in der Kollegstufe des Gymnasiums den Leistungskurs Sport und machte darin ihr Abitur.

Als Karin Hahn im Jahr 2015 mit ihrem Mann Matthias, der Bergführer ist, in den Chiemgau gezogen ist, da dachte sie aber noch nicht im Traum daran, dass sie sich innerhalb weniger Jahre einen Namen in der Trailrunning-Szene machen würde. Doch mittlerweile mischt die 33-Jährige regelmäßig bei namhaften Rennen ganz weit vorne mit. Dabei hing die Fortsetzung ihres Hobbys lange an einem seidenen Faden.

»Ich habe hier wieder mit dem Laufen angefangen«, erzählt sie – und das zunächst ganz ohne große Ambitionen. 2017 startete sie erstmals beim Großglockner-Ultra-Trail – damals gleich mal über die 30 km. »Und ich bin auf Anhieb Fünfte geworden«, berichtet sie noch immer stolz. »Das hat mich wirklich sehr gefreut, weil ich das zuvor ja noch nie gemacht hatte.«

Hahn behielt dieses Rennen aber auch aus einem anderen Grund in schmerzhafter Erinnerung: Sie riss sich dabei die Bänder und die Kapsel im Sprunggelenk und musste erst einmal pausieren. »Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis das wieder gut gewesen ist«, blickt sie zurück. Ihre Leidenszeit ging aber auch danach weiter: Anfang 2018 bekam Hahn plötzlich ein sogenanntes »Runners Knee«. »Zwei Jahre lang konnte ich nicht mehr als einen Kilometer am Stück laufen«, seufzt sie. Sie probierte alles – aber ihr Knie wurde und wurde einfach nicht mehr besser.

Schließlich kaufte sich Karin Hahn im ersten Corona-Lockdown ein neues Rad – und entdeckte in dieser Sportart eine neue Leidenschaft für sich. Mit ihrem Mann Matthias ist sie auch jetzt noch viel unterwegs – es ist für sie ein perfekter Ausgleich zum Lauf-Trainingsalltag. »Denn das macht nicht nur immer Spaß«, gibt sie ehrlich zu. »Und man kann beim Radfahren auch ganz leicht viel Grundlagen-Training machen.«

Und das Radfahren war auch noch aus einem anderen Grund goldwert: Hahns Knie spielte plötzlich wieder mit. »Ich konnte endlich wieder laufen«, erzählt sie. Ab dem Sommer 2020 ging es wieder aufwärts und Hahn schlüpfte auch wieder regelmäßig in ihre Trailschuhe – und schon im darauffolgenden Jahr feierte sie ihre nächsten grandiosen Lauferfolge! Beim Mountainman in Reit im Winkl gewann sie über die S-Strecke (11,1 km/300 Hm) und auch beim Chiemgau Trail Run (10 km/488 Hm) wurde sie Erste. »Das war wirklich cool, dass das gleich wieder so gelaufen ist«, sagt sie und ergänzt: »Das sind auch wirklich zwei sehr nette Rennen in der Region.« Doch damit längst noch nicht genug: Beim renommierten Pitz Alpine Glacier Trail kam Hahn beim Zirbensteig-Trail (15 km/850 Hm) auf den starken zweiten Gesamtplatz. »Das war für mich schon sehr überraschend«, erzählt sie. Und da wurde ihr zum ersten Mal so richtig bewusst: »Ich kann auch mit der internationalen Konkurrenz mithalten.«

Die ehrgeizige Hahn, die vor allem das Runterlaufen liebt (»Das macht einfach mehr Spaß«), war nun so richtig angestachelt – und bereitete sich für 2022 noch akribischer, noch strukturierter vor. »Ich wollte einfach wissen, was noch geht«, lacht sie. Und so standen oft wöchentlich sechs Trainingstage im Programm – und das neben einem fordernden Fulltime-Job. Hahn ist nämlich Staatsanwältin. »Mein Training ist daher schon sehr stark von der Arbeit abhängig, und die ist unberechenbar. Sie nimmt leider keine Rücksicht auf meinen Trainingsplan.« Muss sie länger am Gericht bleiben, fällt schon mal eine Trainingseinheit ersatzlos aus.

Dennoch schaffte es Hahn auch im vergangenen Jahr, sich für ihre Saisonhöhepunkte auf dem Punkt fit zu machen. Höhepunkt war ihr erster Start beim Zug-spitz-Ultratrail: Sie wurde über die 25-km-Strecke (600 Hm) am Ende Fünfte. Und wieder hatte die Siegsdorferin eines bestätigt: Sie kann mit der Trailspitze mithalten! Für sie sei das ein cooler Nebeneffekt, wenn sie weit vorn mitmischen könne, betont sie. Viel wichtiger ist ihr aber ein anderer Punkt: »Wenn ich im Ziel bin, und mir denke, mehr wäre nicht mehr gegangen, dann bin ich zufrieden – egal was für ein Platz dabei am Ende rausgekommen ist.«

In diesem Jahr begann ihre Saison krankheitsbedingt erst etwas später, sie startete dann aber erneut so richtig durch – auch dank ihres Manns, der ihr mittlerweile die Trainingspläne schreibt. Für den Herbst hat sie jetzt noch ein Rennen ganz fix auf der Agenda stehen, bei einem anderen überlegt sie noch. Ganz sicher wird Hahn im österreichischen Mayerhofen am kommenden Samstag, 9. September, beim dortigen Ultraks starten. Dort war sie auch schon im vergangenen Jahr dabei und wurde beim »Muz14« (14,5 km/900 Hm) Erste. »Den Titel würde ich heuer sehr gerne verteidigen«, sagt sie bescheiden. Und dann gäbe es da auch noch den Hochfelln-Berglauf am Sonntag, 24. September. »Den muss man sicher auch einmal gemacht haben, vor allem weil das auch wieder ein Rennen direkt vor der Haustüre ist«, lacht sie. Und der Hochfelln ist neben dem Zinnkopf einer ihrer Trainingsberge, sie kennt dort praktisch jeden Stein. »Ob das heuer schon der Fall sein wird, werde ich aber spontan entscheiden.«

Und was plant sie für die Zukunft? »2024 will ich vielleicht auch mal eine längere Strecke ausprobieren«, sagt Karin Hahn. Allerdings habe sie ihre Knie-Verletzung auch sehr sensibel gemacht, sie will auf gar keinen Fall erneut einen längeren Ausfall riskieren. »Ich weiß es schon sehr zu schätzen, dass ich nach diesen zwei frustrierenden Jahren überhaupt wieder laufen kann«, hebt sie hervor. »Dennoch reizt es mich, auch mal einen größeren Umfang zu laufen.« Bei welchem Rennen das dann sein werde, müsse sie noch überlegen.

Karin Hahn kann sich zudem auch vorstellen, mal ein Straßenrennen mitzumachen. »Es wäre schon interessant zu sehen, was da so für mich möglich ist.« Allerdings sei das natür-lich eine ganz andere Sache als ein Berglauf – und eines weiß Karin Hahn schonjetzt: »Trails machen mir sicher definitiv mehr Spaß.« Vor allem, wenn man so erfolgreich dabei ist wie die sympathische Siegsdorferin. SB

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