Der 31-Jährige startet mit seinem saarländischen Team Bike Aid bei der viertägigen Rundfahrt und freut sich sehr darauf: »Sportlich ist es das höchstrangige Rennen, das ich bisher jemals gefahren bin«, erzählt Bichlmann im Gespräch mit unserer Zeitung.
Im vergangenen Jahr scheiterte sein Team ganz knapp an der Qualifikationshürde für die Deutschland-Tour, die 2018 wieder ins Leben gerufen wurde. Doch diesmal klappte es. »Es war auch schon ganz früh im Jahr klar, dass wir die Nominierung geschafft haben«, betont der Radprofi. »Das hat meinem Team natürlich eine gewisse Planungssicherheit gegeben«, freut er sich.
Für Bichlmanns Team gilt es, sich bei der Deutschland-Tour so gut es geht, zu präsentieren. Kein leichtes Unterfangen, denn: 15 der 22 startenden Mannschaften kommen aus der WorldTour – also der höchsten Radsport-Liga. In diesem elitären Kreis darf nun auch Bike Aid mitmischen – und das Team will auf diesem hohen Niveau eben auch glänzen. »Schließlich wird die Tour täglich live im Fernsehen übertragen«, sagt Bichlmann – ein besonderer Anreiz für die Mannschaft. »Wirtschaftlich ist das für mein Team natürlich sehr wichtig.«
Daniel Bichlmann reist am heutigen Mittwoch nach Hannover. Dort werden am Abend bei der »Nacht von Hannover« die Teams vorgestellt. Im Anschluss gibt es gleich noch ein Ausscheidungsfahren. »Quasi als Warm up«, erzählt Bichlmann, der dort ebenfalls schon am Start sein wird.
Richtig los geht es dann am morgigen Donnerstag – eben in Hannover. Insgesamt müssen die Teams – pro Mannschaft gehen sechs Radsportler an den Start – an den vier Renntagen 721 km zurücklegen. Bichlmann weiß, dass diesmal die Karten anders gemischt sind. »Normalerweise geben wir den Ton an. Diesmal werden uns die anderen Teams ihr Rennen aufdrücken – nicht umgekehrt.«
»Vielleicht gelingt uns ja der Super-Coup«
Denn: »Die Rundfahrt ist für uns schon gewissermaßen ein David- gegen Goliath-Spiel«, erzählt Bichlmann. Sein Team ist eben Außenseiter. »Aber wir haben auch zwei Leute dabei die bei optimalen Umständen auch auf Ergebnisse fahren können und vielleicht gelingt uns ja ein Super-Coup.« Seine Aufgabe im Team sei es wieder, die zwei Top-Fahrer so gut es geht zu unterstützen.
Der 31-Jährige machte das schon die vergangenen Jahre immer wieder mit Bravour – auch deshalb setzt Bike Aid seit Jahren auf den Traunsteiner, der mittlerweile in Salzburg bei seiner Freundin wohnt. Zuletzt war er mit seiner Mannschaft wieder drei Wochen in China unterwegs bei der Tour of Qinghai Lake. Bei der 14 Etappen umfassenden Rundfahrt über das tibetische Hochplateau lief es in diesem Jahr nicht ganz nach Wunsch für sein Team.
Doch der China-Aufenthalt war die perfekte Vorbereitung für die Deutschland-Tour, verrät Bichlmann. »Der Höheneffekt ist bei der Leistungskurve schon spürbar.« Und so geht das Team perfekt vorbereitet in das Abenteuer Deutschland-Tour.
»Für mich war's bisher ein spannendes Jahr – mit vielen anderen Rennen, anderen Ländern und anderen Konkurrenten«, hebt Bichlmann hervor. Denn neben China war der Profi in diesem Jahr auch bei Rundfahrten in Belgien oder der Türkei aktiv.
Nur im Frühjahr lief es für ihn nicht so rund. Im November 2018 fing er sich nämlich bei der Indonesien-Rundfahrt einen Virus ein. »Das hat sich dann bis Januar hingezogen«, erzählt er. »Ich hatte deshalb zunächst einfach keine gute Form.« Doch seit April läuft es wieder! Und so bestritt Bichlmann in diesem Jahr bisher viele Rennen. »Ich bin einfach vielseitig einsetzbar«, sagt er, »und ich habe überall wohl meinen Job gut erfüllt.«
Neben seinen Einsätzen mit dem Team startete Daniel Bichlmann auch wieder bei den einen oder anderen Kriterium. Im österreichischen Nauders etwa gewann er ein Rennen und auch am Wochenende in St. Johann in Tirol stand er ganz oben auf dem Podest. »Das ist immer wieder schön, wenn man vor heimischen Publikum gewinnt«, schwärmt er. »Alles in allem war es für mich bisher ein gutes Jahr, ich bin sehr zufrieden damit.«
Auch bei Bike Aid – das nach wie vor Radsportler aus Afrika fördert – fühlt er sich rundherum wohl. »Es passt bei uns einfach auch menschlich wahnsinnig gut«, betont er. »Wir sind nicht nur Kollegen, wir sind Freunde – und das ist auch unser Erfolgsgeheimnis.«
Nach der Deutschland-Tour geht's für Daniel Bichlmann dann übrigens gleich weiter. Denn er wird mit seiner Mannschaft im September erneut nach China reisen. Bei der Tour of Poyang Lake ist der Traunsteiner dann erstmals am Start.
Ob Daniel Bichlmann, der nach wie vor auch Mitglied beim RSV Traunstein ist, 2020 dann weiter für Bike Aid fahren wird, »steht noch in den Sternen«, sagt er. Er habe bisher aktiv noch keine großen Gespräche mit dem Team-Verantwortlichen geführt. »Wenn ich es mir aber aussuchen könnte, würde ich am liebsten noch ein Jahr für Bike Aid weiterfahren«, sagt Daniel Bichlmann, der neben seiner Karriere als Radsportler auch noch Kaminkehrer ist und diese Abwechslung auch sehr schätzt.
Für die Zukunft schon konkrete Pläne
»Das Radfahren macht mir nämlich nach wie vor viel Spaß«, betont der Allrounder, »und ich bin überzeugt davon, dass ich nochmals meine Leistung bringen und auf höchstem Niveau fahren kann.« Zudem gebe er seine Erfahrung gerne an die jungen Teammitglieder weiter. »Ich weiß, was von mir verlangt wird.« Klappt das nicht, macht er sich aber keine Sorgen. Er hat er für die Zukunft nämlich schon sehr konkrete Pläne. »Ich will meinen Kaminkehrer-Meister machen«, verrät der Radprofi.
Aber jetzt konzentriert er sich erst einmal voll und ganz auf seine Aufgaben bei der morgen beginnenden Deutschland-Tour. »Für uns werden das ganz wichtige Tage sein«, sagt Daniel Bichlmann und verspricht: »Wir werden Gas geben.« Namhafte Konkurrenz hin oder her. SB
Deutschland-Tour
1. Etappe: Morgen, Donnerstag, Start 13.05 Uhr, Zielankunft circa 17.18 Uhr, Hannover – Halberstadt, 167 km, ARD live ab circa 16 Uhr.
2. Etappe: Freitag, Start 11.50 Uhr, Zielankunft circa 16.53 Uhr, Marburg – Göttingen, 202 km, ZDF live ab circa 16 Uhr.
3. Etappe: Samstag, Start 13 Uhr, Zielankunft circa 17.45 Uhr, Göttingen – Eisenbach, 189 km, ARD live ab circa 16.15 Uhr.
4. Etappe: Sonntag, Start 11.40 Uhr, Zielankunft circa 15.32 Uhr, Eisenach – Erfurt, 159,5 km, ZDF live ab circa 14 Uhr.