»Solche Projekte haben für mich einen gewissen Reiz«, erzählte er im Gespräch mit unserer Sportredaktion. »Man erlebt viel, man sieht viel.« Und was ihn diesmal besonders freute: »Diesmal ist mein Plan voll aufgegangen. Es lief sogar besser, als ich es erhofft hatte, und das macht mich unglaublich stolz und glücklich.«
Diesmal sei es für ihn vor allem wichtig gewesen, »dass ich an allen Tagen Spaß habe und es auch wirklich genießen kann«. Denn bei seinem Gardasee-Projekt sei eben genau das viel zu kurz gekommen. »Da war viel Quälerei dabei«, erinnerte sich Birkicht, der mittlerweile im Übersee wohnt, zurück. »Damals habe ich ein paar Fehler gemacht.« Und diese wollte er bei seinem neuen Laufabenteuer unbedingt vermeiden – und das klappte!
Im Vorfeld machte sich Holger Birkicht erneut viele Gedanken – über die Route, über die Etappenziele. Alles war genau geplant. Kurz vorm Start kam dennoch etwas Stress auf. Der Ultraläufer verlegte seinen Start nämlich aufgrund der Wetterprognose kurzerhand um ein paar Tage nach vorne – und so musste er einiges umorganisieren. Am Ende war das aber die goldrichtige Entscheidung – und es lief vom ersten Tag an wie am Schnürchen.
Was ihn dabei besonders motivierte: »Ich hatte jeden Tag auch immer mal wieder eine Begleitung dabei, das hat mir auch ein sehr gutes Gefühl gegeben.« Direkt auf den ersten Kilometern seines Projekts begleiteten ihn etwa der Traunwalchner Trailrunner Patrick Kühn und Dirk Misselhorn vom TSV Bergen Trailrunning. Am zweiten Tag reisten seine Eltern Manfred und Margit zur Unterstützung an. Seine Mama lief sogar die letzten 20 Kilometer der Strecke mit. Am dritten Tag war seine Freundin Anita auf dem Rad dabei und am letzten Tag gab's erneut eine Rad-Begleitung: Sein Bruder Jan fuhr auf den letzten Kilometern mit und hielt den Zieleinlauf auch in Ton und Bild fest.
Und das Erfolgsrezept für das perfekte Abenteuer? Birkicht drehte im Vorfeld an ein paar Stellschrauben – unter anderem minimierte er nochmals das Gewicht seines Laufrucksacks. »Da können auch 0,5 kg einen wichtigen Unterschied machen«, betonte er. Und schließlich »habe ich diesmal nicht ganz so lange Etappen gewählt«. Gleich der erste Tag war der anspruchsvollste – und auch deshalb ging er diesen sehr durchdacht und kontrolliert an. »Ich bin den ersten Tag in einem gemütlichen Tempo angegangen.«
Sein Weg führte ihn dabei von Bernau am Chiemsee nach Lenggries. Frühmorgens um 4 Uhr ging es schon los. »Dadurch konnte ich entspannt loslaufen und hatte keinen Zeitdruck.« So erreichte Birkicht schon gegen 14.30 Uhr sein erstes Etappenziel. »Damit gab's auch ein paar Stunden mehr Erholung und ich habe auch immer wieder zwischendurch schon gedehnt.« Das habe ihm sehr viel gebracht, betonte er. Was Birkicht diesmal zudem auch vom Anfang an besser gelang: »Ich konnte meinen Energiespeicher immer wieder recht gut auffüllen.« Am Ende des ersten Tages hatte er 84 Kilometer und 1750 Höhenmeter zurückgelegt.
Weiter ging es für Birkicht dann an den Plansee. Er bewältigte am zweiten Tag insgesamt 80,5 Kilometer und 1000 Höhenmeter – und es lief weiter hervorragend für ihn. »Ich bin schön kontrolliert und gleichmäßig gelaufen, noch dazu ohne schwere Beine«, freute er sich.
Und es sollte noch besser kommen. »Die letzten beiden Tage habe ich dann schon gewusst: Ich schaffe es.« Aber mit 70 km und 1120 Höhenmetern war auch der dritte Tag bis nach Immenstadt im Allgäu eine Herausforderung. Aber auch »das schöne Panorama« beflügelten Birkicht immer wieder aufs Neue.
Das Finale hatte dann noch »ein paar knackige Anstiege« parat. Die letzten 56 Kilometer mit 1210 Höhenmeter seines Abenteuers meisterte Birkicht aber ebenfalls noch mit Bravour – und vor allem auch ohne Probleme. Es lief so gut, dass er am letzten Tag sogar noch einen kleinen Umweg einbaute: Er lief noch schnell den Pfänder hoch. »Das waren 350 Höhenmeter mehr«, lacht er. Doch auch die nahm er gerne mit und belohnte sich am Ende mit einem Sprung ins kühle Nass.
Und welches Projekt steht für ihn nun als nächstes auf dem Plan? »Ich habe ein bisschen was im Kopf«, verriet Birkicht, der eine Woche nach seinem Laufabenteuer an den Bodensee auch virtuell beim »Wings for Life«-Run mitmachte und dabei starke 50 Kilometer zurücklegte, ehe er vom virtuellen Catcher Car eingeholt wurde.
Demnächst wird er nun auch wieder bei einem richtigen Wettkampf an der Startlinie stehen – und zwar geht's für ihn am Samstag, 17. Mai, zum Mountainman nach Nesselwang ins Allgäu. Holger Birkicht startet dort über den XXL-Trail über70 Kilometer (3924 Höhenmeter). Nach seinem mehrtägigen Laufabenteuer »Lake to Lake« ist er für diese Herausforderung jedenfalls bestens gerüstet. SB