Bis zum Januar lief noch alles nach Plan für Erhardt, dann begannen die Beschwerden an der Achillessehne. »Ich konnte keine drei Wochen am Stück schmerzfrei laufen«, blickt der 33-Jährige zurück. »Sobald ich die Intensität gesteigert habe, waren die Schmerzen wieder da.«
Die Diagnose war niederschmetternd: Erhardt hatte an der linken Ferse ein knöchernes Überbein. »Der Schleimbeutel in dem Bereich war dauerhaft entzündet.« Der Überseer schöpfte zunächst alle konservativen Möglichkeiten aus, um seine Probleme in den Griff zu bekommen. »Ich habe mich praktisch von Woche zu Woche geschleppt.« Immer mit der Hoffnung, dass die Schmerzen endlich weggehen. Aber nichts half, keine Stoßwellen-Therapie, keine anderen Behandlungen. Die Schmerzen kehrten immer und immer wieder zurück, an einen Triathlon-Wettkampf war nicht zu denken. Seine ganze Saisonplanung war komplett über den Haufen geworfen.
»Immerhin konnte ich schwimmen und Rad fahren«, erzählt er. »Aber es hat das große Ziel gefehlt. Das war praktisch wie zu Corona-Zeiten«, sagt er. »Ich habe nicht genau gewusst, für was ich eigentlich trainiere.«
Nach einem Trainingslager im März auf Mallorca kamen dann auch noch Herzprobleme dazu. »Auf der Couch am Abend ging's los«, erinnert sich Julian Erhardt zurück. Im Krankenhaus wurde bei ihm ein Vorhofflimmern diagnostiziert – ein weiterer Rückschlag, der wohl durch die hohe Trainingsbelastung in den intensiven Tagen eines Trainingslagers und durch einen Infekt ausgelöst wurde. »Das ist aber wieder alles im Griff«, hebt er hervor. »Ich werde auch regelmäßig durchgecheckt.«
Doch die Achillessehnen-Probleme blieben. Lediglich zwei Schwimmwettkämpfe und der Start beim Chiemgau Firmenlauf mit angezogener Handbremse stehen in diesem Jahr auf seiner Rennliste. Um nicht ein weiteres Seuchenjahr erleben zu müssen, wählte Erhardt nun schließlich den letzten Rettungsanker: »Die OP war jetzt praktisch das letzte Mittel.«
Dabei wurde in München unter anderem der entzündete Schleimbeutel entfernt und auch gleich noch eine Teilruptur der Achillessehne gerichtet. »Man hat quasi gleich mehrere Baustellen behoben«, kann er auch schon wieder Scherze machen. »Ich hoffe jetzt, dass das keine Probleme mehr machen wird.«
Aus sportlicher Sicht war's für Julian Erhardt freilich »ein verlorenes Jahr«. Aber er kann seinem ganzen Dilemma auch etwas Positives abgewinnen: »Ich bin mental stärker geworden.« Insgesamt sei das Jahr sehr lehrreich für ihn gewesen. Und seine Devise lautet jetzt: »Stärker zurückkommen.« Er ist sich auch sicher, dass »ich es jetzt noch mehr schätzen werde, wenn ich gesund und fit bin«.
Er sei nun umso motivierter, 2026 nochmals anzugreifen, versichert er. Wie genau seine Pläne ausschauen werden, weiß er aber noch nicht. Er wolle jetzt erst einmal die Reha absolvieren, und »dann will ich eine solide Basis für die neue Saison legen«. Mit viel Athletik- und Krafttraining im Winter soll das gelingen.
»Natürlich habe ich schon das eine oder andere im Hinterkopf«, verriet er. »Aber ich werde erst konkret über meine Ziele sprechen, wenn ich wieder in allen drei Disziplinen sauber trainieren kann. Es wäre jetzt nicht gut, wenn ich den zweiten Schritt vor den ersten machen würde.«
Julian Erhardt hofft vor allem jetzt auf eines, dass sein Seuchenjahr bald Geschichte ist. »Irgendwann muss es ja auch mal wieder bergauf gehen. Ich hoffe, dass das jetzt endlich bald auch soweit ist.« SB


