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Für Christoph Fenninger (rechts, hier mit Trainer Thomas Kleine) ist es wie eine Heimkehr: Nach zwei Jahren beim TSV 1860 Rosenheim ist der Wonneberger zurück bei der SpVgg Bayreuth. (Foto: Andi Bär/SpVgg Bayreuth)

»Ich habe keine einzige Sekunde überlegt«

Für Christoph Fenninger ging vor kurzem ein Kindheitstraum in Erfüllung: Der 27-jährige Fußballer aus Plattenberg bei Wonneberg wechselte vom Bayernligisten TSV 1860 Rosenheim in die 3. Liga zum Aufsteiger SpVgg Bayreuth. Für den Stürmer, der seine Fußballkarriere bei der DJK Otting begann, ist das ein Riesensprung – denn ab sofort darf er sich Profi nennen.

Im Hintergrund Geschirrgeklapper, in der Ferne Blaulicht. Rund 350 Kilometer von seiner Heimat entfernt, sitzt Christoph Fenninger in seiner WG mit dem Handy am Ohr. Er kommt gerade aus einem eineinhalb Stunden langen Training, erzählt er in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Er muss es noch etwas langsamer angehen lassen, kann wegen einer Zerrung im Oberschenkel noch nicht richtig »Vollgas geben«. Doch das sollte in der nächsten Woche wieder funktionieren, hofft der Stürmer.

Erst einmal heißt es für ihn aber, die Zähne zusammenbeißen. Denn Fenninger, der schon seinen ersten Einsatz in seinem neuen Team herbeisehnt, hat einiges an Training aufzuholen. Einerseits wegen seiner Verletzung, andererseits aber auch in Sachen Fitness, Kondition und Taktik. Es ist jetzt einiges anders, wie es der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der zuletzt in der Firma seines Bruders gearbeitet hat, aus seiner zweijährigen Zeit in Rosenheim kennt. »Jetzt geht es nur noch um Fußball«, sagt Fenninger.

Statt viermal in der Woche Abendtraining geht es jetzt für den Wonneberger jeden Tag auf den Platz und danach zu individuellen Übungen. »Das war jetzt ein ordentlicher Sprung«, berichtet er. Er müsse sich erst an das Tempo der höheren Liga gewöhnen. »Aber ich gehe davon aus, dass ich da schnell drin bin.«

Auch privat muss er sich etwas einschränken. Seine Ernährung umstellen und ausreichend Nährstoffe zu sich nehmen. »In diesem Bereich muss ich auf jeden Fall vieles lernen, da bin ich jetzt wirklich kein Oberkenner«, gesteht er. Auch eine App hat er jetzt auf seinem Handy, in der er zum Beispiel nach dem Aufstehen Fragen zu seiner Tagesform beantworten muss.

Und trotz aller Veränderungen fühle sich sein Wechsel und der damit einhergehende Umzug nicht gerade wie ein Neuanfang an, erzählt er. »Ein bisschen ist es wie eine Heimkehr«, sagt der 27-Jährige. Denn der Fußballer war vor seiner Zeit in Rosenheim bereits bei den Oberfranken unter Vertrag. Er kennt deshalb schon viele seiner Kollegen – zum Beispiel seine WG-Mitbewohner Edwin Schwarz und Steffen Eder. So ist es für Christoph Fenninger zwar nicht das erste Mal, dass er für Bayreuth auf dem Rasen steht – doch das erste Mal in der 3. Liga.

Aus »persönlichen Gründen« zog es ihn 2020 nach Oberbayern zurück. Weitere Stationen seiner Karriere waren zuvor Saarbrücken, das U-23-Team des FC Ingolstadt, Wacker Burghausen, der SBC Traunstein und die DJK Otting gewesen. Schon immer war sein Traum: Fußballprofi werden. Und mit seinem Wechsel zu Bayreuth hat er dieses »Mindestziel« erreicht.

Als vor gut einer Woche das Angebot der SpVgg kam, habe Fenniniger »keine einzige Sekunde überlegt« und sofort zugesagt. Zwar gab es schon zuvor zwischen seinem Münchner Berater Serafino Luzzi und der Spielvereinigung Gespräche. Aber Fenninger war sich sicher, dass der Verein erst einmal nach Stürmern in der 3. Liga Ausschau hält. Dass die Entscheidung dann letztendlich für ihn gefallen ist, war eine große Überraschung.

Auch wenn er jetzt seinen Traum erreicht hat, reicht Fenninger das »einfach nur im Kader stehen« nicht aus. Er möchte sich neben Mittelstürmer Markus Ziereis und Stefan Maderer auch als Stammspieler behaupten. Rückhalt bekommt er stets von seiner Familie, die ihn schon immer dabei bestärkt hat, seinen Weg zu gehen – und vor allem jetzt den Schritt in Richtung Profiliga zu wagen. Wo seine Reise noch hingehen soll, das weiß er selber noch nicht. »Aktuell habe ich keinen Plan für die Zukunft.« Er möchte einfach seine Zeit bei Bayreuth genießen und erst schauen, »wie es läuft«.

aha

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