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»Callboy«-Prozess zieht sich weiter

Ein Sexwochenende zwischen einem 69-jährigen Rechtsanwalt mit Zweitwohnsitz in Prien und einem Callboy, der vermutlich einen zweiten Mann mitgebracht hatte, sollte ursprünglich Anfang April mit dem Urteil der Ersten Strafkammer am Landgericht Traunstein enden. Inzwischen gibt es Verhandlungstermine bis in den August hinein. Am siebten Prozesstag kam das Gericht mit Vorsitzender Richterin Heike Will wegen juristischer Rangeleien mit den Verteidigern keinen Schritt voran. Das Verfahren wird am Donnerstag um 9.30 Uhr fortgesetzt.


Über eine »Romeo«-Plattform hatte der Jurist für den 20. und 21. Juni 2024 einen 23 Jahre alten Callboy, den er bereits von früheren Kontakten kannte, gebucht. Der Mann aus Venezuela sitzt jetzt seit 19. Februar zusammen mit einem 32-jährigen Jamaikaner auf der Anklagebank. Gemäß Staatsanwalt Florian Jeserer wurde der 69-Jährige stundenlang gefesselt, verletzt und bedroht, weil er die PIN zu seinem Paypal-Konto nicht preisgeben wollte. Mit Bargeld, Uhren und Schmuck im Gepäck verließen die Angeklagten das Opfer.

In der öffentlichen Verhandlung war von dem Geschädigten bislang kein Wort zu hören. Auf seinen Antrag hin hatte das Gericht bei seiner Zeugenvernehmung Zuhörer wie Medien aus dem Sitzungssaal geschickt.

Nun wollten die Verteidiger Temba Hoch aus Bremen, Dr. Adam Ahmed aus München und Julian Praun aus Traunreut den Anwalt nochmals befragen. Doch dazu kam es nicht. Ein weiterer geplanter Zeuge wurde wieder heimgeschickt. Der Polizeibeamte hatte Bilder und Videos sowie Links auf dem Computer des Geschädigten geprüft. Hoch und Dr. Ahmed lösten eine Debatte darüber aus, welche Inhalte von Bedeutung für das Verfahren sind und was auf dem PC irrelevant sein könnte. Ergebnis war ein Befangenheitsantrag der zwei Verteidiger gegen die Kammer. Sie sei »offensichtlich unvorbereitet«, hieß es.

Über den Antrag ist noch nicht durch eine andere Kammer entschieden. Wann der Geschädigte und der Polizist in den Zeugenstand treten, blieb offen. Die zunächst für Donnerstag vorgesehene Ermittlungsbeamtin der Kripo Rosenheim, die den Geschädigten ausführlich vernommen hatte, wurde urlaubsbedingt umgeladen auf den 16. Mai. Wie es konkret weitergeht, ist derzeit nicht bekannt. kd

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