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Traunsteiner Stadträtinnen setzen sich für mehr Frauen in der Politik ein: »Demokratie lebt von Vielfalt«

Traunstein – »Starke Frauen, starke Kommunen«: So heißt eine Veranstaltung der Traunsteiner Stadträtinnen am Freitag, 26. September, um 17 Uhr im Campus Chiemgau am Stadtplatz. Ziel ist es, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu begeistern. Wir sprachen mit den Initiatorinnen.


Für Andrea Maier (CSU) ist es wichtig, dass Gremien möglichst vielfältig und gleichberechtigt zusammengesetzt sind. »Denn speziell im kommunalen Bereich – in den Gemeinde-, Stadt- und Kreisräten – werden Entscheidungen für unser direktes und unmittelbares Lebensumfeld getroffen«, betont Maier. Für die Stadträtin der CSU-Fraktion bedeutet Vielfalt nicht nur eine unterschiedliche politische Meinung. »Vielfalt bedeutet auch, dass Frauen und Männer mit ihren jeweiligen Lebenserfahrungen und Blickwinkeln gleichberechtigt vertreten sind.« Frauen würden andere Erfahrungen mitbringen und den Alltag oft aus einer anderen Perspektive erleben. Deshalb sei es ihr ein großes Anliegen, Frauen zu ermutigen, den Schritt in die Politik zu wagen. Sie erlebe als Stadträtin, wie viel Freude es mache, mitgestalten zu können.

Blickwinkel vonFrauen wichtig

Zweite Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner (Grüne) betont, dass Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen würden. Deshalb müssten sie auch gleichermaßen an Entscheidungen teilhaben wie Männer. »Ihre Interessen und Bedürfnisse müssen auch politisch vertreten werden. Es ist vielleicht auch ein gesellschaftlicher Vorteil, wenn das Thema Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und soziale Themen aus dem Blickwinkel von Frauen ergänzt werden«, betont Mörtl-Körner. Und selbstverständlich könnten Frauen auch zu nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung, Haushaltsthemen, Bauthemen, Energieerzeugung und allen im Stadtrat zu behandelnden Themen ihre Kompetenzen einbringen. Sie könnten Vorbilder sein und Mut machen, »sich in einer Demokratie politisch zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen«. Ähnlich sieht das auch Ursula Lay (UW). »Frauen machen mindestens die Hälfte der Bevölkerung aus – und wenn wir Demokratie ernst nehmen, muss sich das auch in den politischen Gremien widerspiegeln.« Politik lebe davon, dass unterschiedliche Erfahrungen, Blickwinkel und Kompetenzen einfließen. »Frauen bringen genau das mit: geprägt durch Berufswahl, durch Verantwortung in Kinderbetreuung oder Pflege, durch ehrenamtliches Engagement, das sie vielerorts selbstverständlich leisten. Ihre Perspektiven sind unverzichtbar, wenn es darum geht, das Lebensumfeld der Menschen aktiv und verantwortungsvoll mitzugestalten. Mehr Frauen in der Politik bedeutet mehr Vielfalt, mehr Realitätssinn und eine stärkere Demokratie«, betont Lay.

»Nur neun Frauen im Traunsteiner Stadtrat«

»Im Traunsteiner Stadtrat sitzen 30 Räte, davon nur neun Frauen«, sagt Monika Stockinger (SPD/Die Linke). »Das Thema 'Starke Frauen – Starke Kommunen' ist uns immens wichtig, deshalb auch unsere fraktionsübergreifende Veranstaltung.« Auf den Listen der Parteien und Vereinigungen der vergangenen Kommunalwahl habe es durchaus viele kompetente und wählbare Frauen gegeben. Deshalb verstehe sie nicht, warum es nur so wenige in den Stadtrat geschafft haben. »Wenn Frauen Frauen wählen würden, sollten wir doch zumindest mehr Frauen in die Kommunalpolitik bringen«, betont Stockinger. Trotz gleichen Bildungsniveaus würden sich viele Frauen ein Amt in der Kommunalpolitik nicht zutrauen. »Frauen hinterfragen sich selbst viel kritischer als Männer, obwohl das gar nicht nötig wäre.«

Ulrike Hoernes (Traunsteiner Liste) ist der Meinung, dass in allen politischen Gremien möglichst gleich viele Frauen wie Männer vertreten sein sollten. »Frauen haben zu einigen Themen eine andere Einstellung als Männer, sie machen auch andere Erfahrungen im Beruf und in der Familie. Es ist wichtig, dass Frauen ihre Meinung einbringen und die Themen, die ihnen am Herzen liegen, voranbringen.« Hoernes will anlässlich der Kommunalwahlen im kommenden Jahr mehr Frauen motivieren, für den Traunsteiner Stadtrat zu kandidieren. Dafür brauche es auch keine besonderen Kenntnisse. Wichtig seien Interesse an der Sache sowie Offenheit und Lust, sich für Traunstein und seine Bürger zu engagieren.

»Wo die Ursachen dafür liegen, interessiert mich«

Susanne Deckert (Initiative Traunstein) bedauert, dass im Stadtrat nur ein Drittel der Sitze durch Frauen besetzt ist. »Wo die Ursachen dafür liegen, interessiert mich. Darüber möchte ich gerne am 26. September mit den Besucherinnen sprechen und auch darüber, warum es sich lohnt, kommunalpolitisch aktiv zu werden«, betont Deckert. Auch sie sagt: »Demokratie lebt von Vielfalt. Je mehr unterschiedliche Perspektiven in eine Entscheidungsfindung einfließen können, desto weiser wird die Entscheidung sein.«

Federführend mitorganisiert wird die Veranstaltung von Grünen-Stadträtin Helga Mandl. KR

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