Bildtext einblenden
Einige Wellenreiter verfolgten die Diskussion im Stadtrat: Über die Bezuschussung des Projekts freuten sich auch (von links) Janina Kroiss, Benjamin und Isabelle Wolf mit ihren Kindern Laurin und Nikolai (jeweils vorn) sowie Christoph Schmid. (Foto: Pültz)

Stadt stellt Zuschuss in Höhe von 250.000 Euro in Aussicht

Traunstein – Die Stadt greift dem Verein Chiemgau Welle unter die Arme: Sie stellt ihm für die künstliche Surfwelle, die er im untersten Teil des Mühlbachs bauen will, einen Zuschuss in Höhe von 250.000 Euro in Aussicht. Mit 25:3 Stimmen hat der Stadtrat die Unterstützung beschlossen. Er sieht das Projekt »Eine Welle für den Chiemgau« als »imageprägenden Bestandteil einer positiven Stadtentwicklung«. Der Verein will die stehende Welle in den nächsten zwei Jahren errichten und rechnet damit, dass sie 750.000 Euro kostet.


An eine Reihe von Bedingungen hat der Stadtrat seine Finanzspritze gekoppelt. So hat er festgehalten, dass der Verein als Bauherr und Betreiber auftreten muss – womit also die Stadt außen vor ist. Außerdem erwartet das Gremium, dass eine Betriebsverpflichtung für die Dauer von mindestens 20 Jahren nach der Fertigstellung vorliegt. Der Verein habe vorab ein schlüssiges Betriebskonzept vorzulegen, das Fragen zur Freistellung der Stadt von Folgelasten und von Verkehrssicherungspflichten, zur Risikoanalyse einschließlich Haftung und zu einer möglichen Rückbauverpflichtung klärt. Die Stadt stellt dem Verein die Grundstücksfläche, die er an der Einmündung des Mühlbachs in die Traun benötigt, im Wege eines Erbbaurechts zur Verfügung.

Der Bau der Welle sei ein »großes Projekt«, das die Finanzkraft des Vereins übersteigt, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU). Das Vorhaben falle – wie der Oberbürgermeister die vorherrschende Meinung in den Fraktionen zusammenfasste, die das Projekt vorab erörtert hatten – nicht in den Bereich der klassischen Sportförderung, sondern sei vielmehr ein städtebauliches Projekt. Die Welle könne imageprägend für Traunstein sein. Und weiter meinte Hümmer: Die Welle biete die Möglichkeit zu unterstreichen, dass Traunstein eine moderne Stadt sein wolle. 250.000 Euro sind laut dem Rathauschef zwar viel Geld, überfordern die Stadt aber nicht.

Auch Konrad Baur (CSU) sah in der Welle ein Projekt der Stadtentwicklung, das das Image von Traunstein »deutlich voranbringt«. Und auch er meinte, dass sie gut zur modernen Stadt Traunstein passe. Baur schlug vor, dass sich die Stadt künftig über den Campus Chiemgau und die Welle – über Projekte, die in die Zukunft weisen – definiere. Der Mühlbach bleibe ein Werkskanal, ein »technisches Bauwerk«. Und Baur sagte auch: »Wir wollen keine Außenstelle des Schwimmbads machen.«

Gegen eine Förderung des Vorhabens in Höhe von 250.000 Euro stimmten Simon Steiner und Ulrike Hoernes (beide Traunsteiner Liste) sowie Denis Holl (SPD/Die Linke). Steiner kritisierte, dass »so viel Geld« allein an einen Verein gehe. Er sah auch die Gefahr, dass der Verein womöglich nicht in der Lage sein werde, den Betrieb sicherzustellen – und dass dann die Stadt in die Bresche springen müsse. Auch gab er zu bedenken, dass das Reiten auf einer künstlichen Welle eine Randsportart sei. Sie erfahre momentan einen hohen Zuspruch, doch die Begeisterung werde wieder abflachen. Steiner forderte, dass die Stadt ihre freiwilligen Leistungen an sozialen Notwendigkeiten orientiert, und schlug vor, Strom- und Gaszuschüsse auszugeben.

»Die Welle ist ein wesentliches Imageprojekt, ein Teil unserer Zukunftsperspektive«, sagte Dr. Patrick Nepper (Bündnis 90/Die Grünen). Sie gebe Traunstein einen Impuls – und sie bringe nicht zuletzt auch Lebensgefühl in die Stadt. 250.000 Euro seien viel Geld, doch die Stadt habe keine Folgelasten zu stemmen. »Das Projekt hilft Traunstein, sich modern darzustellen« – womit das Geld gut ausgegeben sei. Holl sagte hingegen, dass ein Projekt, das eine so hohe Bezuschussung durch die Stadt erfährt, dann auch möglichst viele Bürger erreichen sollte. Doch so ein breites Interesse sei nicht gegeben.

Peter Forster (SPD/Die Linke) kritisierte, dass sich die Stadt erst jetzt dazu habe durchringen können, das Projekt, das schon seit einigen Jahren läuft, zu bezuschussen. Wenn die Stadt weiterhin so zögerlich verfahre, dann drohe die Gefahr, dass ihr Zuschuss gerade einmal die Steigerung abdeckt, die die Baukosten erfahren. Hümmer entgegnete, dass die Frage der Bezuschussung »nie jemand bis 2020 zur Entscheidung gebracht hat«.

Wie andere lobte auch zweite Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner (Bündnis 90/Die Grünen) den Verein, der das Projekt gut ausgearbeitet habe. Wenn Traunstein eine zukunftsfähige Stadt sein wolle, dann müsse sie auch den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen, stellte sie sich hinter die Bezuschussung. Nils Bödeker (SPD/Die Linke) war sich sicher, dass die Welle einen »wesentlichen Eckpunkt der Stadtentwicklung« markieren und sie »positiv beeinflussen« werde. Er hoffte, dass der Zuschuss der Stadt reicht, damit die Planung der Welle Wirklichkeit wird.

Susanne Deckert (Initiative Traunstein) sah in der Welle nicht eine einzelne Maßnahme, die wenigen zugute kommt, sondern vielmehr den ersten von mehreren Schritten hin zur Erschließung der Gewässer in Traunstein. Für Hans Zillner (CSU) war das schlüssige Betriebskonzept entscheidend.

Robert Sattler (SPD/Die Linke) sagte, dass die Stadt auch schon anderen Randsport unterstützt habe, als sie den Neubau der AKG-Turnhalle bezuschusste.

Mehr aus der Stadt Traunstein