2014 hat die Stadt den Rufbus auf die Reise geschickt. Jeder Bürger kann im Vorfeld einer Fahrt anrufen und sich anmelden, dass er an einer der Haltestellen zusteigt. Die Stadt betreibt den Rufbus nicht selbst, sondern beauftragt ein Unternehmen. Schon seit einiger Zeit bietet die Firma Hogger in Freilassing den Service an. Mitte Dezember läuft der Vertrag aus, dann ist der Rufbus von der Stadt neu zu vergeben. Die Einnahmen decken sich nicht mit den Ausgaben. Jahr für Jahr fährt die Stadt nach Angaben aus der Verwaltung ein Defizit in Höhe von rund 50 000 Euro ein.
Die Stadtratsfraktion SPD/Die Linke hatte beantragt, das Angebot zu erweitern und die Attraktivität zu verbessern. Der Ausschuss für Mobilität, Umwelt und Nachhaltigkeit beauftragte eine Arbeitsgruppe, das System auf den Prüfstand zu stellen.
Das Gremium tagte und beschloss mehrheitlich eine Reihe von Empfehlungen. Die Arbeitsgruppe legte der Stadt grundsätzlich nahe, das bedarfsorientierte Rufbussystem beizubehalten. Neben der Optimierung einzelner Haltestellen sei eine weitere Station in Traunstein-Süd einzurichten. Die Betriebszeiten seien zu erweitern, Rufbusfahrten seien zusätzlich in der Früh von 7 bis 8 Uhr sowie in der Mittagszeit von 12 bis 14 Uhr sowie am Samstag auch von 12 bis 13 Uhr anzubieten.
Die Arbeitsgruppe regte an, die Tarife zu runden und vom Erwachsenen nicht mehr 1,70 Euro, sondern zwei Euro sowie von Kindern und Jugendlichen statt 0,90 Euro künftig einen Euro zu verlangen. Weiter empfahl sie, dass die Reservierung nicht mehr wie bisher mindestens eine Stunde vor der Abfahrt erfolgen muss, sondern auch noch 30 Minuten vorher ausgesprochen werden kann. Und nicht zuletzt empfahl die Arbeitsgruppe auch, im Betrieb die Elektromobilität zu berücksichtigen. Ein Anteil von 60 bis 70 Prozent erscheine realistisch.
Der Ausschuss übernahm die Empfehlungen der Arbeitsgruppe – und er ergänzte sie. So beschloss er auch die Einführung einer Jahreskarte zum Preis von 36,5 Euro. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU) sagte, dass sich dieser Preis ergebe, wenn man einen Tarif von zehn Cent pro Tag zugrunde lege. Alle Änderungen im System treten mit der Neuvergabe des Rufbusses Mitte Dezember in Kraft.
Die Stadt geht nun an eine Ausschreibung und Vergabe der Verkehrsleistung für die nächsten drei Jahre. Weil sich die Richtlinien ändern, droht ein Verlust der staatlichen Förderung. Manfred Bulka, der Leiter des Ordnungsamts, führte aus. dass sich die Bestimmungen für die Bezuschussung geändert hätten. Um weiterhin in den Vorteil einer Förderung zu kommen, müsse die Stadt den Rufbus auch samstags, sonntags und feiertags durchgängig fahren lassen. Rund 30 000 Euro pro Jahr stünden der Stadt an Förderung in Aussicht – Einnahmen, die aber wieder verloren gehen würden, wenn die Stadt die Betriebszeiten ausweiten würde. Bulka sah keinen Bedarf, den Rufbus auch am Wochenende und Feiertagen fahren zu lassen.
Dr. Patrick Nepper (Bündnis 90/Die Grünen) regte an, Kinder und Jugendliche kostenlos im Rufbus mitfahren zu lassen. So könne man auch das Interesse in dieser Altersgruppe wecken. Wenn Kinder und Jugendliche einsteigen, dann fahren laut Nepper auch Erwachsene mit – und dann komme unterm Strich im Falle einer Befreiung der jungen Fahrgäste nicht weniger, sondern sogar mehr in die Kasse. Der Oberbürgermeister zeigte sich überrascht. Er berichtete, dass in der Runde der Fraktionssprecher von Seiten der Grünen eine Befreiung »vehement« abgelehnt worden sei.
Simon Steiner (Traunsteiner Liste) sagte, dass er nach wie vor ein festes Taktsystem mit Fahrten jede halbe Stunde mit einem Bus bevorzuge, der bis zu 20 Bürger mitnehmen kann. Trotzdem stimme er der Fortsetzung des Projekts in Form eines Busses zu, der zu rufen ist. Schließlich erfolgen nun laut Steiner »erhebliche Verbesserungen« im System. Mit den Änderungen erwarte er nun jedoch, dass die Auslastung – mit 10 500 Mitfahrer pro Jahr beziehungsweise 33 pro Tag sei sie zurzeit noch nicht allzu hoch – »erheblich steigt«.
Hümmer ergänzte, dass die Debatte über das Rufbussystem mit dem heutigen Tag keineswegs zu Ende sei. Vielmehr seien weitere Verbesserungen in Erwägung zu ziehen – etwa auch, dass man den Rufbus nicht mehr nur per Telefon, sondern auch per App bestellen kann.
Peter Forster (SPD/Die Linke) freute sich sehr, wie er sagte, dass das Projekt Rufbus weitergehe. »Viele Anregungen von uns sind aufgenommen worden«, verwies er auf den Antrag seiner Fraktion. Die Arbeitsgruppe werde weiter tagen.
»Wir werden weitere Verbesserungen anstoßen müssen«, sagte dritter Bürgermeister Sepp Kaiser (UW). Auch er sprach sich für eine Fortsetzung des Projekts aus. Gleichwohl dürfe man jedoch nicht meinen, dass man in Traunstein einen Öffentlichen Personennahverkehr wie in einer Großstadt schaffen könne.
Klaus Schneider (CSU) riet davon ab, die Fahrten mit dem Rufbus für Kinder und Jugendliche »billig oder kostenfrei zu machen«. Denn dann ergebe sich die Gefahr, dass der Rufbus »zum Schulbus mutiert«.
pü