Zusammengefunden haben sich die Radfahrer bereits im Jahr 2019. Nach dem Vorbild einer Fahrraddemonstration in Detroit kamen Bödeker und Co. auf die Idee, so eine Veranstaltung auch in Traunstein anzubieten. Und so gingen sie dann in den ersten »Slowroll«: Auf ihren Fahrrädern rollten sie eine Dreiviertelstunde langsam durch die Stadt. Der ersten Auflage ließen sie weitere folgen, Ende des vergangenen Jahres mussten sie eine durch die Pandemie bedingte Zwangspause einlegen. Mit der Zeit stießen sie mit ihren »Slowrolls« auf immer mehr Unterstützung. Zuletzt begaben sich rund 200 Radfahrer auf die kleine Reise durch die große Stadt. Und womöglich kommen nun wieder so viele Freunde und Förderer zusammen, wenn diese langsamen Rundfahrten weitergehen.
Nicht nur, aber gerade auch die Veranstaltung von »Slowrolls« steht ganz oben auf der Agenda der Radfahrer, die sich jetzt zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Vor kurzem haben sieben Gründungsmitglieder den »Traunstein Bicycle Club« in einer Versammlung im Offenen Raum Traunstein aus der Taufe gehoben. Klein ist der Verein, gering die Zahl der Posten. Vorsitzender ist Nils Bödeker, sein Stellvertreter heißt Ilja Frank. Und als Schatzmeisterin fungiert Vanessa Bödeker, die Frau von Nils. Wer mit dabei sein will, muss nichts zahlen. Ein Jahresbeitrag ist nicht zu entrichten.
Möglichst groß zu werden ist nicht das Ziel des neuen Vereins. »Wir wollen keine große Masse an Mitgliedern«, sagt Frank. Jeder, der beitreten will, sei willkommen. Doch überhaupt kein Problem entstehe, wenn jemand außen vor bleiben möchte. Und der stellvertretende Vorsitzende betont: »Wer beim 'Slowroll' mitradeln will, muss kein Mitglied sein.«
Waren die Radfahrer, die auf sich und ihre Interessen aufmerksam machen wollen, bislang lose zusammengeschlossen und auf die Veranstaltung von »Slowrolls« fokussiert, so gaben sie sich mit der Vereinsgründung einen festen Rahmen und auch ein Programm, das über einzelne Veranstaltungen hinausführt. Als Ziel setze sich der »Traunstein Bicycle Club«, so Frank, die Stadt Traunstein fahrradfreundlicher zu machen. Und Bödeker führt weiter aus, dass »wir eine wirkliche Fahrradwende brauchen«. Da und dort, eine rote Farbe auf die Straße zu bringen und damit dann einen Streifen für Radfahrer zu markieren, sei nicht ausreichend. Zu schaffen sei eine Infrastruktur, die das Radfahren sicherer macht. Wenn dieser Fall eintritt, dann steige auch die Zahl der Autofahrer, die ihr Fahrzeug stehen lassen und auf das Fahrrad umsteigen. Und nicht zuletzt fordert der Lehrer und Vater auch, die Schulwege sicherer zu gestalten. Gerade auch in diesem Bereich sieht er Nachholbedarf.
Der Vorsitzende und sein Stellvertreter betonen, dass sie keine ideologische Diskussion über das Fahrrad und das Auto führen wollen. Sie möchten, wie Bödeker ausführt, Überzeugungsarbeit leisten. So setze sich der Verein zum Ziel, darzustellen, dass das Rad »oft das beste und schnelleste Verkehrsmittel ist, um von A nach B zu kommen«. Und noch etwas unterstreicht Bödeker: Der »Traunstein Bicycle Club« wolle keine Konkurrenz zum Allgemeinen Deutschen Fahrradclub sein. Um die gemeinsame Sache voranzutreiben, denkt der Vorsitzende an kein Gegen-, sondern an ein Miteinander.
Nicht nur »Slowrolls« veranstalten will der neu gegründete Verein. Neben den langsamen Fahrten durch die Stadt – die erste nach der Corona-bedingten Zwangspause ist am kommenden Wochenende – möchte er auch andere Aktionen auf seine To-Do-Liste setzen.Um auf sich und ihre Interessen aufmerksam zu machen, können sich die Radfahrer etwa auch vorstellen, an einem Tag einmal zu zeigen, wie man einen Autoparkplatz auch nutzen kann – nämlich zum Aufstellen von Tischen und Stühlen, also für den Betrieb eines Cafés, oder aber einfach nur zum Abstellen von Fahrrädern.
pü