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Moderator Philipp Meikl (von rechts) im Gespräch mit Hans Utzmeier, Paul Obermeier, Franz Wimmer und Martin Reif, die nach der Wiedergründung des Vereins 1983 den Vorstand bildeten.
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Der Georgiverein beim Festzug zur Kirche mit der neuen Georgskerze, die Pfarrer Thomas Tauchert beim Festgottesdienst weihte. Im Anschluss ging es zum Festabend ins Bierzelt. (Fotos: Mix)

St. Georgius Verein feiert sein 100-jähriges Bestehen

Traunreut – Die Vorbereitungen liefen schon seit Monaten, jetzt ist es endlich soweit: Das Festwochenende zum 100-jährigen Bestehen des St. Georgius Vereins St. Georgen-Stein startete am Donnerstag mit dem Festabend im Zelt am Feuerwehrhaus in St. Georgen.


Davor gab es einen feierlichen Festgottesdienst mit Weihe der neuen Georgskerze in der Pfarrkirche. Diese wird beim Jubiläumsritt am Sonntag erstmals mitgeführt. Das große Zelt war gefüllt mit zahlreichen Gästen, die mit den Rosserern ihr Jubiläum feiern wollten.

Vorsitzender Martin Reif blickte zunächst auf die Geschichte des Vereins zurück, der am 5. April 1925 gegründet worden war. Nach Pausen während des Zweiten Weltkriegs und ab 1963 wurde der Verein 1983 wiedergegründet. Vereinszweck war und ist seit jeher die Durchführung des Georgiritts in »feierlicher und würdiger Weise«.

Schon lange ist der Georgiverein, so Martin Reif, »ein fester Bestandteil der Gemeinde«. Er wünschte sich: »Möge uns der Geist des Heiligen Georg auch in den kommenden 100 Jahren begleiten und junge Menschen begeistern, sich zu engagieren, damit die Tradition weiterlebt.«

Der österreichische Moderator Philipp Meikl interviewte im Anschluss auf der Bühne verschiedene Personen zur Geschichte des Vereins und des traditionellen Georgiritts. Ortsheimatpfleger Hans Danner erzählte von der Zeit der Entstehung des Ritts, der nochmal gut 200 Jahre älter ist als der Verein. Er habe nicht nur eine geistliche, sondern auch eine weltliche Seite. In der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg hätten die Menschen ständig in Angst gelebt vor einem weiteren Krieg sowie vor Naturkatastrophen und Missernten. Der Segen, der bei der Pferdewallfahrt erteilt wurde, habe ihnen in den schweren Zeiten Sicherheit und Zuversicht gegeben. Die weltliche Seite der Tradition sei die Bedeutung des Pferdes, das früher zur Arbeit auf dem Feld eingesetzt wurde und für den Bauern sehr wertvoll und wichtig war.

Paul Obermeier war 1983 die treibende Kraft und dann auch viele Jahre Vorsitzender, als der ruhende Verein wiedergegründet wurde. »Wir waren damals zwei Bauern und zwei Schmiede und dachten, das wär' doch was«, berichtete er. Zunächst habe man aber Geld sammeln müssen, um dann 1985 erstmals wieder einen Ritt durchführen zu können. Dieser habe sofort voll eingeschlagen, es seien 240 Pferde beteiligt gewesen.

Mädchen sprang für Bub als Engerl ein

Sein langjähriger Stellvertreter Hans Utzmeier erinnerte an die damalige Georgsfigur aus Gips, die Hans Lauber nach Pertenstein »verzogen« hatte und die sie sich zurückholten. Leider sei der Gips nicht sehr haltbar gewesen und die Figur habe jedes Jahr vor dem Ritt wieder ausgebessert werden müssen. Der langjährige Schriftführer Franz Wimmer war für die Aufstellung der Spitze des Ritts verantwortlich und somit auch für die Betreuung der Engerl, die damals nur von Buben dargestellt werden durften. Ein zunächst sehr forscher Bub habe eine Viertelstunde vor Beginn des Ritts plötzlich doch Angst vor dem großen Pferd bekommen. Kurzerhand sei ein Mädchen für ihn eingesprungen und seitdem dürfen auch Mädchen Engerl beim Georgiritt sein.

Als Schirmherr des Fests gratulierte Bürgermeister Hans-Peter Dangschat dem Georgiverein, der »etwas ganz Besonderes« sei. Er kenne den Ritt seit seiner Kindheit und sei von jeher fasziniert. Die Stadt unterstütze diese Tradition gerne, »weil es uns das wert ist«. Denn: »Eine Gesellschaft, die sich nicht auf ihre Werte besinnt, ist arm dran.«

Vertreter von mehreren umliegenden Georgi- und Leonhardivereinen nahmen am Festabend ebenso teil. Der Vorsitzende der Traunsteiner, Simon Schreiber, erzählte kurz von seinem 1891 gegründeten Verein, der in den zurückliegenden Jahren großen Zuwachs, auch von jungen Mitgliedern, bekommen habe. Eine sehr gute Freundschaft verbindet den Traunsteiner mit dem Steiner Georgiverein. Deshalb beteiligen sich die Rosserer aus der Großen Kreisstadt am Jubiläumsritt am morgigen Sonntag mit einer großen Fußgruppe, darunter Schwerttänzer und Landsknechte, aber auch mit Pferden und einer Ehrenkutsche. Simon Schreiber lud den Jubiläumsverein gleichzeitig zum Georgiritt von Traunstein zum Ettendorfer Kircherl am Ostermontag ein.

Festzug mit Ortsvereinen und Rosserern

Vor dem Festabend zelebrierte Traunreuts Stadtpfarrer Thomas Tauchert einen Festgottesdienst, bei dem er auch die neue Georgskerze des Vereins weihte. Der Geistliche ermunterte die Vereinsmitglieder, die schöne Tradition weiterhin zu pflegen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Chor Joy.

Anschließend stellten die beiden Vorsitzenden Martin Reif und Martin Michael Mayer eine Schale am Kriegerdenkmal nieder und gedachten der verstorbenen Vereinsmitglieder. Dazu spielte die Stadtkapelle. In einem Festzug, an dem auch die übrigen Ortsvereine mit Fahnenabordnungen beteiligt waren, ging es zum Bierzelt. Dort empfingen die Hörpoldinger Böllerschützen die Besucher mit mehreren Schüssen. Im Zelt sorgte die Feuerwehr Stein für den Ausschank und die Mädels des Dirndl- und Arbeitervereins bedienten die Gäste. mix

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