Entsprechend abwechslungsreich und unterhaltsam verlief auch der von Heinz Dauhrer launig moderierte Abend, angefangen mit dem Song »When I Grow Too Old to Dream« aus dem Jahr 1934, bei dem neben Heinz Dauhrer auch Posaunist Butch Kellem und Gitarrist John Brunton als Sänger hervortraten. Mit »On the Sunny Side of the Street« folgte das erste Stück, dem einst Louis Armstrong zu großer Popularität verholfen hatte, und das Schaffen von »Satchmo« stand denn auch im Mittelpunkt des Konzerts.
So erklangen neben dem »Basin Street Blues« noch »Do You Know What It Means to Miss New Orleans?«, wunderbar einfühlsam interpretiert von Butch Kellem, und »C‘est si bon«, zu dem Heinz Dauhrer erzählte, wie die Rechte an dem Chanson an Louis Armstrong gefallen waren. Ein amüsantes Zwischenspiel lieferten die fünf Musiker mit dem verjazzten »Dschungelbuch«-Hit »Probier‘s mal mit Gemütlichkeit«, mit einem flotten Calypso entführten sie nebenbei in die Karibik, und beim Song »Honeysuckle Rose« fragte Heinz Dauhrer das Publikum, ob es wüsste, was hinter dem Titel steckt. Tatsächlich ist der Song ein fröhlich frivoles Stückchen Musik aus dem Jahr 1929 mit so eindeutigen Textzeilen wie »Don‘t buy sugar/You just have to touch my cup«. Mit dem hervorragend interpretierten Peggy Lee-Titel »Why Don‘t You Do Right?« bewies Gitarrist John Brunton dann, dass er auch als Solosänger bestehen kann, und mit dem Stück »Sandu« erinnerte die Band schließlich an Clifford Brown, der als eines der größten Jazz-Talente seiner Zeit angesehen wurde, 1956 aber im Alter von 25 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Schade nur, dass sich mit dem Song »In A Shanty In Old Shanty Town« dieses so herrlich swingende Konzert dann dem Ende zuneigte. Aber immerhin, als Krönung drehte Schlagzeuger Hermann Roth noch einmal richtig auf und lieferte ein Weltklasse-Solo, und der bereits eingangs erwähnte, ungemein stimmige Dreigesang mit Heinz Dauhrer, Butch Kellem und John Brunton brachte mit dem Evergreen »Bei mir bist du schön« die Herzen der Zuhörer noch mal zum Schmelzen.
Wolfgang Schweiger