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Klazz Brothers & Cuba Percussion eine grandiose Verbindung. (Foto: Benekam)

Intermusikalische Kommunikation

In mehrfacher Hinsicht grenzüberschreitend war das Konzert der Klazz Brothers & Cuba Percussion. Die unter dem Titel »Classic Meets Cuba« durch Deutschland tourenden Spitzenmusiker sind Träger des Jazz Award, des Klassik Echo und wurden sogar für den Grammy nominiert. Mit über 500 Konzerten begeistern sie weltweit und schienen bei ihrem Auftritt im K1 kein bisschen müde.


Elegant in weiße Anzüge gekleidet boten sie dem Publikum Swing-, Afro- und Latin-Jazz, gespickt mit der Vielfalt rhythmischer Melodik kubanischer Musik, der in den meisten Nummern Klassiker europäischer Musikgeschichte zugrunde liegen. Frontmann und Entertainer erster Güte war Kilian Foster (Bass), der mit tatkräftiger Unterstützung seiner Bandkollegen Bruno Böhmer Camacho (Piano), Tim Hahn (Drums), Alexis Herrera Estevez (Timbales) und Elio Rodriguez Luis (Congas) durch den Abend führte.

Mit einem Salsa-Rhythmus, gemixt mit Bach’schen Klavierklängen, stellten die Musiker klar, dass Salsa zu Unrecht als Unterhaltungsmusik verkannt wird. Die zweite Nummer, der Edvard Griegs »Peer Gynt Suite« als musikalisches Grundgerüst diente, versetze die Zuhörer gefühlsmäßig in die Welt des Dschungels. Von Stimmen und Instrumenten imitierte Klänge schienen die reichhaltige Tierwelt des Regenwaldes auf die K1-Bühne zu zaubern.

Beethovens »Mondscheinsonate« war Inspiration zu dem musikalischen Meisterstück, in dem der Wechsel zwischen leiser klassischer Musik und heißen, mitreißend getrommelten Salsa-Rhythmen grandios gelang. Die Musiker gaben außerdem eine Demonstration über den Ablauf einer gemeinsamen Probe, bei der die Unterschiedlichkeit ihrer Herkunft, ihrer Wurzeln und ihres Temperaments überdeutlich wurde: Im gemeinsamen »Probieren« entstand eine »Urwald-Fraktion« und eine »Klassik-Fraktion«, die zunächst gegeneinander anspielten, sich zu überspielen versuchten, schließlich aber doch über eine »intermusikalische Kommunikation« mit »integrativem Hintergedanken« zu einem Miteinander fanden. Urkomisch, hoch virtuos und grenzüberschreitend.

So wurde auch die Grenze zwischen Musiker und Zuhörer aufgehoben: Nachdem das Eis im K1-Publikum erst einmal gebrochen war, trauten sich viele auf die Bühne, wo sie zusammen mit den Künstlern selbst zu Musikern und Salsa-Tänzern avancierten.

Mit der Nummer »Dynamitas« ging es ebenso witzig-spritzig weiter und die beiden kubanischen Drummer gaben eine hochexplosive Kostprobe an ihren Instrumenten gleich einem »Duo Infernale«. Besonders ulkig und kreativ war Drummer Alexis Estevez, dem es gelang, Tschaikowskys »Russischer Tanz« auf ein Triangelspiel umzuarrangieren.

Auch Vivaldis »Vier Jahreszeiten« war vor musikalischer Umgestaltung nicht sicher, wurde vom wilden kubanischen Rhythmus infiziert und war nur noch im Ansatz zu erahnen. Bei dem unterhaltsamen Konzert wurde deutlich, wie gute Musik verbindet – Musiker, Zuhörer, Völker und Zeiten. Die fünf Ausnahmetalente, jeder Einzelne an seinem Instrument genial, fanden eine gemeinsame Sprache, die jeder verstand. Erst nach mehreren Zugaben und tanzenden Ovationen endete das Konzert wie ein ausgelassenes Fest. Kirsten Benekam

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