Ein rundes musikalisches Erlebnis

Von der ersten bis zur letzten Minute ein wunderschönes musikalisches Erlebnis war das Konzert zum zehnjährigen Bestehen der »Collegia Musica Chiemgau« mit dem Titel »Unaufhörlich – Highlights aus zehn Jahren«.

An drei Orten wurde es aufgeführt – in der Konzertrotunde Bad Reichenhall, der Kirche St. Laurentius in Obing und St. Nikolaus in Übersee, jeweils sehr schöne Aufführungsorte mit guter Akustik, die den passenden festlichen Rahmen boten. Unter der Leitung von Elke Burkert, die nach ihrer Karriere als Schulmusikerin, Konzertsängerin und weltweiten Konzertreisen, unter anderem als Mitglied der Bayreuther Festspiele, vor zehn Jahren die »Collegia Musica Chiemgau« gegründet hatte. Ihr erstes Konzert fand damals im »Dom des Achentals«, also Übersee, statt.

Alle Konzerte des Orchesters waren durchwegs erfolgreich, was sich im stürmischen Applaus und den Presseberichten spiegelte. BR II Klassik zeichnete 2022 ein Konzert im Herkulessaal in München auf. All das, obwohl die hervorragenden Musiker des Orchesters, die Elke Burkerts Ruf zu einem neuen Projekt aus ganz Bayern bis aus Bochum und Innsbruck folgen, immer nur eine geringe Aufwandsentschädigung zu erwarten haben – dafür umso mehr Freude beim gemeinsamen Musizieren.

Das zeigte sich auch bei dem letzten der drei Jubiläumskonzerte im Überseer Dom. Das Konzert begann strahlend, triumphierend mit der barocken Symphony Nr. 5, opus 2, D-Dur des Engländers William Boyce (1711 bis 1779). Offenbar sehr gut einstudiert, spielte das gut 30 Frau/Mann starke Orchester in voller Harmonie, technisch perfekt, dass es ein reines Vergnügen war zuzuhören. Auch die Bläser waren völlig eingebettet, ohne irgendwo zu stark hervorzutreten. Es folgte Bernhard Henrik Crusells (1775 bis 1838) Andante pastorale und Rondo aus seinem Klarinettenkonzert f-Moll, Nr. 2. Als Solistin glänzte die Klarinettistin Franziska Wallner, die in Traunstein aufgewachsen ist und 2011 den Jugendförderpreis der ARTS-Kulturfördervereinigung erhalten hat. Heute leitet sie das Career Center der Universität Mozarteum, wo sie angehenden Künstlern hilft, sich auf ihr Berufsleben vorzubereiten.

Eine ruhige Serenade für Streicher des selten gespielten russischen Komponisten Wassili Sergejewitsch Kalinnikow (1866 bis 1901) folgte. Er war nach einem Leben in ärmlichen Verhältnissen schon mit 35 Jahren an Tuberkulose gestorben. Sein Musikstudium musste er aus Geldmangel abbrechen, obwohl sich Tschaikowski und Rachmaninow sehr für ihn eingesetzt hatten.

Dumpf, dramatisch erklang das Adagio nach keltischen Motiven für Violoncello und Orchester von Max Bruch (1838 bis 1920). Yorick Alexander Abel aus Brüssel, Sohn einer kubanischen Mutter und eines deutschen Vaters, der bereits in großen Konzertsälen Europas, Nord- und Südamerika aufgetreten war, spielte das Violoncello mit Bravour, so dass begeisterter Applaus folgte.

Nicht zuletzt der hervorragenden Akustik in der Überseer Pfarrkirche ist es zu verdanken, dass Ludwig van Beethovens sehr bekannte Romanze für Violine und Orchester in F-Dur wunderbar einheitlich klang, Solistin war hier die in London lebende Violinistin Julia Burkert-Milone, die oft bei Aufnahmen für Rundfunk und Fernsehen zu hören ist. In Antonio Vivaldis Piccolo Concerto C major RV443 war die großartige Laura Amerstorfer auf der Piccoloflöte zu hören. Mit unglaublich langem Atem spielte, tirillierte und juchzte sie mit der Flöte, wobei sie auch starken bis zu dramatischen Empfindungen Ausdruck verlieh.

Das rund 75 Minuten lange Konzert ohne Pause endete so strahlend triumphierend wie es begonnen hatte: mit Johann Baptist Vanhals «Sinfonia »Comista« in C – Dur. Kühn, fantasievoll, klangmächtig bis lyrisch zog das Orchester noch mal alle Register seines Könnens. Als der letzte Ton verklungen war, dauerte die Stille nur kurz und nicht enden wollender Beifall und Bravorufe setzten ein. Die Zuhörer erhoben sich von den Plätzen und an den strahlenden Gesichtern von Interpreten, Dirigentin und Besuchern war abzulesen, dass sie sich auf künftige Konzertprojekte freuen.

Christiane Giesen

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