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Die Chöre der Carl-Orff-Grundschule Traunwalchen sowie des Heidenhain-Gymnasiums Traunreut, der Euregio Oratorienchor Altötting und Sopranistin Eva Maria Amann verzauberten das Publikum. (Foto: Rasch)

»Carmina Burana« im Schloss Pertenstein mit Euregio Oratorienchor und Schulchören

Der Applaus wollte gar nicht mehr enden, so begeistert war das Pertensteiner Publikum von der Aufführung der »Carmina Burana« des Euregio Oratorienchors Altötting und der Schulchöre Traunwalchen und Traunreut. Die szenische Kantate von Carl Orff in der Fassung für zwei Klaviere, Glockenspiel, ein umfangreiches Schlagwerk, drei Solisten und einen herausragenden Chor war heftig umjubelt. »Fulminant«, schwärmte die Traunreuter Kulturreferentin Stephanie Gampert-Strasshofer unter stehenden Ovationen und Bravorufen.


Die Schulaufführung der »Carmina Burana« in den 1980er Jahren war in der Pertensteiner Reithalle über die Bühne gegangen. Nur wenige Meter davon entfernt, war nach über 40 Jahren jetzt das Obergeschoß des Marstalls, alias Orff-Festspielhaus in spe, Spielstätte für die Klavierfassung des bekanntesten Werks des großen bayerischen Komponisten. Nach Carl Orff ist auch die Traunwalchner Schule benannt, aus der die Protagonisten stammten, welche die »Carmina Burana« als großes Musik- und Tanztheater aufführten – darunter Tissi Georg und Tanja Thaler, die damals als Kinder bei dem Orff-Spektakel auf der Bühne standen. Sie leiten inzwischen die Chöre der Grundschule Traunwalchen und des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums Traunreut.

Dass die Kinder und Jugendlichen auch heute diese Kultur der Schönheit und Wahrheit erleben dürfen, wie der ehemalige Leiter der Sing- und Musikschule Traunwalchen und frühere Vorsitzende des Vereins Orff '95, Markus Lentz, eingangs erklärte, ist mit ein Verdienst der beiden Musikerinnen. Aus den beiden Schulchören bildeten sie Projektchöre und studierten mit ihnen Teile der anspruchsvollen Komposition ein, um den Euregio Oratorienchor Altötting bei der Aufführung zu unterstützen. Die Aufführung im gut temperierten Marstallsaal war insgesamt eine Meisterleistung aller Beteiligten, des Chors sowie der Solisten und der Instrumentalisten, die eine maßgebliche Rolle spielten.

Ein »goldenes Händchen« am Dirigentenpult und Führungsqualitäten bewies dabei auch der Musikalische Leiter, der seinem Namen alle Ehre machte. André Phi-lipp Gold regelte die Dynamik der Orff´schen Musik mit Präzision und großer Hingabe. Gut zu beobachten war, mit welch belebtem Ausdruck in den Augen die Sänger und Instrumentalisten bei der Sache waren.

Das Werk, das sich durch seine eingängigen Melodien und kraftvollen Rhythmen erklärt, verlangt hohe Disziplin, der jeder Einzelne nachkam: Die Chöre, die brillanten Pianistinnen Afrodi Stein-Stylianidou und Eva Barbarino, das Schlagwerkensemble unter der Leitung von Anno Kesting sowie die Solisten Eva Maria Amann (Sopran), Bonko Karadjov (Bass) und Stephan Schlögl (Tenor).

Die Grundlage des Werks bilden mittelalterliche Gedichte in altdeutscher und lateinischer Sprache, die die Freuden und Leiden des Lebens, insbesondere Liebe, Glück und Schicksal thematisieren und die Orff zu einer szenischen Kantate vertont hat. 24 Lieder verarbeiteteer zu einem einzigartigen Chorwerk, das keine durchgängige Handlung hat.

Gegliedert in einen Eingangsteil (»O Fortuna«) und drei Hauptteile, dabei beschreibt der erste Teil das Erwachen des Frühlings und die aufkeimende Liebe. Der zweite Teil handelt von einem opulenten Gelage in einer Taverne, bei dem ein Schwan verzweifelt versucht, dem Kochtopf zu entkommen. Der dritte Teil greift das Liebeswerben des ersten Teils wieder auf. Eingerahmt wird das Werk von dem berühmten Chor »O Fortuna«, der Anrufung der Schicksalsgöttin. Gabi Rasch

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