1977 in Traunstein geboren, begann Barbara Grubers erster Unterricht mit sechs Jahren hier an der Musikschule Traunwalchen, bevor sie im Alter von 13 Jahren bis zum Abitur als Jungstudentin ans Mozarteum Salzburg wechselte. 1996 wurde ihr im Schloss Pertenstein von Liselotte Orff die Carl-Orff-Medaille verliehen. Ihr weiteres Klavier-Studium nahm Barbara Gruber zuerst am Mozarteum Salzburg auf und schloss es in Wien an der Universität für Musik und darstellende Kunst mit Auszeichnung ab. Ihr Können stellte sie in Traunwalchen überwältigend mit empfindsamstem musikalischen Einfühlungsvermögen und technischer Brillanz unter Beweis.
Barbara Gruber blieb ihrem langjährigen Wohnort Wien treu und begann das Publikum mit zwei der größten Werke der Klavierliteratur von Ludwig van Beethoven und von Franz Schubert in den Bann zu ziehen. Das erste Werk des Abends war die Klaviersonate E-Dur op 109 von Beethoven, die drittletzte seiner 32 Klaviersonaten, die er 1820 Maximiliana Brentano widmete, der Tochter seiner Freunde Franz und Antonie Brentano. Barbara Gruber versteht es meisterhaft, die zarten Nuancen des schmetterlingsartigen Wechsels im Vivace-Adagio des ersten Satzes wunderbar herauszuarbeiten, und überzeugte fulminant im kontrastreichen Gegensatz des sofort anschließenden, sehr energischen Prestissimo des zweiten Satzes. Im letzten und dritten Variations-Satz Andante, molto cantabile ed espressivo verzauberte Barbara Gruber mit klanglich wunderschöner Anschlagkultur das gesangliche Thema und seine kontrastreichen Variationen.
Nach dieser großartigen Darbietung folgte eine Einführung in die letzte, erst posthum veröffentlichte B-Dur Sonate D 960 von Franz Schubert. Die besondere Programmeinführung, die Professor Dr. Hartmut Krones für den Wiener Musikverein geschrieben hat, trug Laura Stempfle Pacheco vor, die Schülerin von Barbara Gruber an der Musikschule Traunwalchen ist. Franz Schuberts große B-Dur Sonate D 960 mit ihren berühmten pianissimo Trillern im Bass des ersten Satzes hat insgesamt vier Sätze: Molto moderato, Andante sostenuto, Scherzo-Allegro vivace con delicatezza und Allegro ma non troppo. Barbara Grubers überwältigende Darbietung aller vier Sätze dieser 35-minütigen Klaviersonate von Franz Schubert wurde sehr verdient mit tosendem Applaus belohnt und war ein Beweis ihrer besonderen Beziehung zu Schubert. Viele Jahre wohnte sie in Wien unweit von Schuberts Wohnhaus.
Die B-Dur Sonate D 960 schrieb Franz Schubert im September 1828, kurz vor seinem Tod im November 1828. Sie wurde aber erst zehn Jahre später von Anton Diabelli veröffentlicht.
Nach diesen beiden Mammutwerken folgte ohne Pause das letzte Werk des Abends. Anna Zenz, eine weitere Schülerin von Barbara Gruber an der Musikschule Traunwalchen, präsentierte eine zweite Einführung von Prof. Dr. Hartmut Krones, diesmal über Fréderic Chopin, dessen Ballade II in B-Dur opus 38 Barbara Gruber anschließend äußerst ausdrucksvoll interpretierte. Die Ballade ist ein Charakterstück, das Stimmungshaftes und Zuständliches schildert. Das Konzert wird auf zahlreichen Wunsch hin nochmals zu hören sein, am Samstag, 28. Juni, um 11 Uhr im Pfarrsaal St. Oswald in Traunstein. fb