Nur gut 100 Zuschauer waren zu dem Derby gekommen. Dafür machte der Bayerische Ringer-Verband dem Kampf überraschend eine Aufwartung mit gleich drei Kampfrichtern – eine Maßnahme, die man beim Ringen sonst in der Bundesliga-Endrunde sieht. »Ich will so ein Derby der Gruppenoberliga Süd dadurch aufwerten«, betonte Mattenleiter Mustafa Durak – auch wen es zeitweise Unmut über Entscheidungen des Trios gab..
Den engagiert, aber von beiden Seiten immer fair geführten Mattenduellen, tat das aber keinen Abbruch. Einmal korrigierte TVT- Coach Petar Stefanov, der zusammen mit Stefan Pribil die Mannschaft betreute, eine Kampfrichterentscheidung, die zunächst zu Gunsten des TVT ausfiel, und auch Trostbergs Betreuer Johannes Batt widersprach dem Mattenleiter bei einer nicht gegebenen Wertung von Georg Rasumny (75 kg, Freistil) bei dessen Sieg in der letzten Sekunde gegen Ozari Saifi. Etwas unglücklich war die Niederlage des Ex-Trostbergers Manuel Kuliev (TVT) gegen Markus Zehentmaier (TSV, 66 kg, Freistil), der sich knapp mit 1:4 Punkten geschlagen geben musste.
Dies galt auch für den zweiten Traunsteiner Leichtgewichtler: Justin Flemmer (66 kg, Griechisch-römisch) kochte fünf Kilogramm ab, um dem gut 20 Jahre älteren Piotr Knec Paroli zu bieten, was ihm nach starkem Beginn zunehmend weniger gelang. Eine nicht ganz unstrittige Entscheidung des Mattenleiters brachte den Polen auf die Siegerstraße (Endstand 16:9 für Knec).
Stark war wiederum der ungarische Schwergewichtler Laszlo Egervari. Der Trostberger Kulilay Ersayin wehrte sich bei 35 kg Gewichtsunterschied tapfer, war aber beim 12:2 Punktsieg für den TVT-Athleten chancenlos. Den Trostberger Simon Garcorz legte Egervari in der ersten Aktion aufs Blatt.
Andreas Dik (86 kg) zeigte sich beim schnellen Freistil-Erfolg gegen Oziar Saifi mit einer Serie von Beinschrauben beim 16:0-Sieg (Technische Überlegenheit) bärenstark. Im Freistil bekam er es mit Trostbergs bestem Ringer, Jakob Rottenaicher, zu tun, der seinerseits schnell zum Erfolg kam.
Im Traunsteiner Lager zeigte man sich aber erleichtert, dass die lädierte Schulter des heimischen Ringers keine sechsminütige Belastung durchstehen musste. Jugendringer Tommy Dik (98 kg) konnte nicht punkten, zeigte aber mit mutigen Aktionen sein Potenzial. Am Ende der 14 Gewichtsklassen stand ein ungefährdeter 36:12-Erfolg für den TV Traunstein zu Buche, den der Verband gemäß seinem Regularium auf 51:0 korrigieren dürfte.
Trostbergs Abteilungsleiter Christian Philipp zog ein nüchternes Fazit: »Wir haben so aufgestellt, wie es möglich war. Das ist fast unsere beste Aufstellung. Wir haben faire Kämpfe gesehen. Traunstein hat verdient gewonnen.« TVT-Ringerchef Hartmut Hille freute sich über den Sieg seiner Truppe, die nun die Tabelle verlustpunktfrei anführt, zeigte sich aber von der Zuschauerresonanz nicht begeistert: »100 Zuschauer für ein Ringerderby sind natürlich schon enttäuschend.«
Ihren ersten Sieg in der Grenzlandliga feierten die Nachwuchsringer um das Betreuerduo Stefan Pribil und Petar Stefanov. Sie besiegten die Schüler des TSV Berchtesgaden mit 18:16. Den Erfolg fuhren Arbias Sadicu (32 kg, G), Kevin Rube (35 kg, F), Ervin Krasniqi (38 kg, Kampflos), Valentin Gustapfel (42 kg, F) und Rabie Almaaloul (67 kg, F). »Wichtig ist, dass wir als Mannschaft unseren ersten Sieg verbuchen konnten. Die Jungs brauchen natürlich auch Selbstvertrauen«, betonte Pribil. awi