Für die Auszeichnung sind mindestens zehn Siege aufS-Niveau gefordert. »Es war toll, dass ich letztes Jahr einige S-Siege holen konnte. 2025 lief ebenfalls gut und ich habe die letzten nötigen Erfolge für das Reitabzeichen geschafft«, freut sich die 23-Jährige. Und lobt das Turnier und die Organisatoren: »Ich komme gerne hierher. Es gibt super Bedingungen für Reiter und Pferde, und das Umfeld ist unglaublich schön.« Praktisch auch: »Es sind nur gut zwei Stunden Anfahrt.«
Sportlich lief es 2024 auf Gut Ising ebenfalls hervorragend. Mit ihrem Wallach Just Perfect gewann Ritzinger eine S*-Prüfung sowie eine Prüfung der Klasse S** - Intermediaire I. Mit dem Zwölfjährigen »habe ich meine meisten Siege geholt. Ziel ist es, mit ihm noch sicherer zu werden und im nächsten Jahr vorwiegend auf Drei-Sterne-Niveau anzutreten.« Mit dem gleichaltrigen Immerdale »ging es im Vorjahr unglaublich schnell nach vorne. Er ist noch nicht so erfahren, da ist noch Potenzial da«, blickt die 23-Jährige zuversichtlich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihren Top-Pferden.
Sophia Ritzinger war schon als Kind im heimischen Stall in Bergsdorf dabei. Ihr Vater Thomas und ihre Mutter Monika Gillmaier-Ritzinger unterstützten sie von Beginn an, »auch jetzt ist meine Mama praktisch bei allen Turnieren ganz dabei. Mein Papa versucht, zumindest immer für ein oder zwei Tage zu kommen«, berichtet sie.
Monika Gillmaier-Ritzinger »ist früher bis S-Dressur geritten«, berichtet Sophia Ritzinger. So wuchs sie sehr bald in die Pferdesportszene hinein. Ihre Eltern halfen ihr auch dabei, indem sie ihr gute Ponys zur Verfügung stellten. Als sie »etwa mit 14 oder 15 Jahren« es mit den Ponys bis in den Bundeskader geschafft hatte, »habe ich gemerkt, dass ich wirklich auf diesem hohen Niveau reiten will.«
Da die Noten in der Schule »ganz gut« waren, »habe ich für Turniere die notwendigen Befreiungen bekommen.« Zudem lernte sie zwei Jahre lang in Münster beim ehemaligen Nachwuchsbundestrainer Oliver Oelrich. Sie ging daheim in die Schule, in der »freien« Zeit ging es – meist per Flugzeug – nach Münster. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat: Ritzinger entwickelte sich im Sport und in der Schule gut. Inzwischen studiert sie Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen (Schweiz).
Nachdem es zwischenzeitlich einige Wechsel bei den Trainern gegeben hatte, wird sie nun von Ludwig Zierer weiter ausgebildet. Auch von Andreas Hausberger (ehemaliger Chef der Spanischen Hofreitschule in Wien) lernte sie viel. Die Zusammenarbeit mit Zierer läuft schon länger, und »mit ihm macht das Training Spaß«, lobt die 23-Jährige. Sie ergänzt: »Er spricht die Fehler nicht einfach an, sondern erklärt einem ganz genau, wie man es besser machen kann.« Das sei motivierend, und man könne daraus viel lernen. »Ich bin meistens zweimal die Woche bei ihm zum Training. Es sind nur rund 30 Minuten Fahrt von uns aus.«
Das lässt sich zeitlich ebenso gut einrichten wie mit dem BWL-Studium: »Zum Glück kann man einige Sachen online machen.« Allgemein gelte es, sich die Zeit gut einzuteilen. »Aber das lernt man, wenn man mit Pferden aufwächst«, lacht Ritzinger. Wenn sie zu Hause ist, »reite ich meist zwei bis drei Pferde am Vormittag«, hinzu komme Stallarbeit und Organisation. Der Nachmittag gehört zum größten Teil dem Studium.
Um diese Abwechslung ist die 23-Jährige sehr froh: »Ich bewundere alle Profis die 'nur' mit Pferden arbeiten. Mir ist es aber lieber, das als Hobby auf hohem Niveau zu betreiben und noch etwas anderes zu machen. So freue ich mich richtig auf die Arbeit mit den Pferden, und auch der Druck ist nicht so hoch.« Zugleich ist ihr ein körperlicher Ausgleich wichtig: »Ich spiele hobbymäßig Golf, mache Pilates und gehe im Winter Skifahren. Das bringt einem viel fürs Körpergefühl.«
Und ihre sportlichen Ziele? Zwar würde sie Europameisterschaften oder sogar eine Olympia-Teilnahme »gerne mitnehmen. Aber im Erwachsenenbereich gibt es fast nur Profis, da ist das schwer zu erreichen«, sieht sie die Aussichten realistisch. Wichtiger sei es, »mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln und mit jungen Pferden, die auch Potenzial haben, zu arbeiten.«
Großes Potenzial hat auch Sophia Ritzinger. Doch unabhängig davon, ob sie in der Zukunft tatsächlich auf internationalen Titelkämpfen erfolgreich sein wird oder nicht: »Gold« hat sie schon mal ... Walter Hohler