Jetzt geht Firmenchef Armin Wagner einen ganz neuen Weg: Der 59-Jährige stellt erstmals ein privates Biathlon-Team namens »Bioteaque Racing Team« auf die Beine, geht schon am morgigen Samstag an den Start und präsentierte seine Pläne jüngst am Firmensitz in Wolkersdorf vor gut zwei Dutzend Jugendlichen und deren Eltern. Zur Mannschaft werden bis zu 20 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren gehören.
»In einigen Jahrgängen laufen wir im Biathlon hinterher, das will ich ändern. Wir arbeiten nicht gegen die Verbände, sondern mit ihnen«, sagte Wagner bei der Präsentation seiner Pläne. Im Leistungssport gehe es oftmals über Privatteams, auch im Biathlon, ergänzte der sportbegeisterte Unternehmer. Er sei eben erst aus Norwegen zurückgekehrt, habe sich dort ein solches Modell angesehen und sei restlos begeistert. »Die Rahmenbedingungen stehen, wir können loslegen«, rief er voller Begeisterung den Jugendlichen zu. Vorbild sei unter anderem das private Bora-hansgrohe-Team im Radsport.
Einen großen Unterstützer hat Wagner schon gewinnen können. Es ist Herbert Hochreiter, Vorsitzender des Vereins »Biathlon Idee« und Vorstandsmitglied des Skiclubs Ruhpolding. »Wir stehen voll hinter dem Projekt, unterstützen das private Team mit Vollgas, brauchen aber auch die Eltern dazu, ohne die es nicht geht«, sagte Hochreiter, der auch innerhalb seiner Vereine nur positive Stimmen höre.
Wagner wolle für die Nachwuchssportler seines Teams alle Kosten übernehmen. Man kümmere sich um Training und Trainingslager, um Waffen, Munition, aber auch um Kleidung und eine gewisse Absicherung, sollte es für die jungen Sportler später mal nicht ganz nach oben reichen. »Wir wollen auch die Erfahrung großer Sportler nutzen«, kündigte Wagner an. Er habe sehr positive Gespräche mit Michi Greis, Fritz Fischer und anderen »Ehemaligen« geführt und sei in seiner Idee bestärkt worden.
Wagner nannte auch seine Grundprinzipien. So stehe der Teamgeist im Vordergrund, nur er könne Spitzenleistungen fördern. Er wolle mündige Sportler entwickeln durch Eigenständigkeit, einen gesunden Ehrgeiz entwickeln, harte Arbeit sehen, um Ziele zu erreichen, Professionalität fördern und Vertrauen schaffen, in sich selbst und ins Team. Ganz oben stünden Partnerschaft und Schule und eine professionelle und leistungssportgerechte Betreuung mit Diagnostik, Trainingssteuerung, Physiotherapie, Mentaltraining und Ernährungsberatung. »Wir haben optimale Trainingsbedingungen am Stützpunkt Ruhpolding und vielfältige Trainingsmöglichkeiten in der Region«, betonte Wagner.
Auch das Betreuer-Team stehe bereits. So habe er mit Thomas Baumgartner einen absoluten Profi als Teamchef gewinnen können. Der 41-jährige Ruhpoldinger war selbst Biathlet, dann Schülertrainer in Ruhpolding und kommt nach jahrelanger erfolgreicher Arbeit beim Westdeutschen Skiverband und in Sachsen wieder nach Ruhpolding zurück. »Tom hat in Sachsen ein erfolgreiches Team aufgebaut, immer unter dem Aspekt, dass Kinder die beste Ausbildung bekommen sollen«, sagt Wagner über Baumgartner, der an der Uni Leipzig ein Master-Studium absolviert hat.
Fest zum neuen Privatteam wird auch ein Sportwissenschaftler gehören: Dr. Manfred Düring von »Sports Innovated«. Der 53-Jährige arbeitete jahrelang für RB Salzburg und am Olympiastützpunkt Berchtesgaden, ist seit 25 Jahren im Profisport zu Hause und will sich um die sportmedizinischen Aspekte und die Leistungsdiagnostik kümmern. Und mit Barbara Patz aus Inzell, einer Biathlon-Lizenz-C-Trainerin und studierten Medizinerin, hat Wagner eine weitere Expertin gewinnen können, die auch im Eisschnelllauf zu Hause ist.
Alois Reiter, Leiter am Bundesstützpunkt Ruhpolding in der Chiemgau-Arena, der bei der Präsentation anwesend war, meinte: »Grundsätzlich ein gutes Projekt, es muss aber ein gesundes Miteinander mit dem Verband sein.«
Beim Deutschen Skiverband sieht man Wagners Initiative positiv, aber auch leichte Kritik ist herauszuhören. »Grundsätzlich begrüßen wir natürlich jede Initiative und Idee, die unseren Nachwuchsathletinnen und -athleten zugute kommt und den Skisport unterstützt«, teilte Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied im Deutschen Skiverband, auf Anfrage mit. Aber: »Es wäre im ersten Schritt vielleicht hilfreich gewesen, wenn insbesondere der Bayerische Skiverband (BSV), der für diesen Altersbereich zuständig ist, vorab in die Überlegungen mit einbezogen worden wäre. Die Initiatoren betonen ja, dass das Projekt im engen Austausch mit dem zuständigen Verband umgesetzt werden soll.« Von daher werde sich der BSV zeitnah einen Gesamtüberblick verschaffen und dann das weitere Vorgehen im Detail besprechen. kk