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Ausführlich informierte das Traunsteiner Wochenblatt in der Ausgabe vom 24. Januar 1888 über das damals neue Wehrpflichtgesetz, in dem geregelt wurde, wer wie lang wo zu dienen hatte.
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Die Ausgabe des Traunsteiner Wochenblatts hat sich offenbar erhalten, da auf Seite 2 vom Maskenball der Feuerschützengesellschaft ausführlich berichtet wurde, was offenbar ein Mitglied des Vereins mit blauem Buntstift markierte.

Markus Hirtelreiter hat noch eine Zeitung vom 24. Januar 1888 – Hat jemand noch ältere Ausgaben?

»Im Anhang erhalten Sie einige Fotos von mir. Die Ausgabe vom 24. Januar 1888 habe ich vor dem Abbruch 2022 des Gasthofes Neue Post (Höck) in Siegsdorf im Fehlboden unter dem Dach mit vielen anderen Dokumenten aus der Zeit vor 1900 gefunden«, schreibt uns unser Leser Matthias Hirtelreiter aus Siegsdorf zu dieser alten Ausgabe des Traunsteiner Wochenblatts die er bis heute aufbewahrt.


Die Feuerschützengesellschaft (FSG) war ein eigenständiger Verein und hat den Vereinssport mit Feuerstutzen im Freien ausgetragen, erklärt Hirtelreiter dazu, die Schützengesellschaft (SG) Fortuna mit Gründungsjahr 1858 im Schützenlokal mit Zimmerstutzen. Hirtelreiter ist seit über 20 Jahren in der Vorstandschaft der SG Fortuna, aktuell als zweiter Kassier. »In der Kirchenstiftung Siegsdorf war ich die letzten Jahre als Kirchenpfleger tätig und habe auch privat Interesse an der Orts-, Kirchen- und Vereinsgeschichte, den Gebäuden mit Inventar und den Personen, die in der Vergangenheit den Ort mitgeprägt haben«, erklärt er auf Nachfrage. »Flohmärkte und Hausauflösungen werden von mir gerne als 'Jagdziel' aufgesucht.«

Die SG Fortuna Siegsdorf habe ihr Schützenheim im Keller des Siegsdorfer Festsaals – der, bis zur Schließung der Neuen Post, von dort aus bewirtschaftet wurde. Das Vereinsheim beziehungsweise der wöchentliche Schützenstammtisch befand sich seit 1953 im Gasthof, erklärt Hirtelreiter zur Geschichte. »Von der Gemeinde Siegsdorf als Eigentümer der Gebäude haben wir die Möglichkeit erhalten, vor dem Abriss uns nach Relikten aus der Vergangenheit umzusehen.«

Die Papiere, die dabei auftauchten, betreffen die Feuerschützengesellschaft und den Velozipedclub Siegsdorf, so Hirtelreiter weiter. Ein Teil der Dokumente sei inzwischen auf Kosten der Schützengesellschaft Fortuna Siegsdorf, mit der Hilfe eines Leader-Projekts und mit einem kleinen Zuschuss des Landkreises Traunstein gesichert und konserviert worden.

»Hervorheben möchte ich das Vereinsjubiläum der Feuerschützen 1890. Hier befindet sich neben der zum Jubiläum gestifteten Fahne sowie eines Festabzeichens seit November 2024 auch ein restauriertes Veranstaltungsplakat im Schützenheim der SG Fortuna in Siegsdorf. Es sind auch weitere handschriftliche Dokumente, die das Fest und dessen Ablauf betreffen, vorhanden.«

Die Ausgabe des Traunsteiner Wochenblatts hat sich offenbar erhalten, da auf Seite 2 vom Maskenball der Feuerschützengesellschaft ausführlich berichtet wurde, was offenbar ein Mitglied des Vereins mit blauem Buntstift markierte, mutmaßt Hirtelreiter. Darin lobt der Berichterstatter die Feuerschützengesellschaft als Gastgeber für den feinen Geschmack, »den die betreffende Gesellschaft bei der Dekoration und dem Arrangement zu Tage zu legen pflegt.« Die Hoffnungen der Gäste, so heißt es weiter, seien im hohen Grade übertroffen worden. Die sehr gut besetzte Musikkapelle Siegsdorf hob die freudige Feststimmung, besonders die der tanzlustigen Jugend »aufs höchste«. Bei den Masken verdienten auf Seiten der Damen die »reizende Fischerin«, auf Seiten der Herren die beiden Indianer den ersten Preis. »Allgemeines Lob wurde dem vorzüglichen Höllbräustoffe gezollt und demselben auch im reichlichen Maße zugesprochen.« Im Endeffekt kehrten wohl die meisten Besucher erst in den Morgenstunden wieder heim. Besonders hart traf es offenbar einen Bekannten des Autors, einen« Herrn Sch.«, der gegen 7 Uhr erst heim kehrte, »die Stiege in kühnem Anlaufe nehmen wollte, diese Vermessenheit jedoch mit einer ziemlich unsanften Rutschpartie retour büßen musste« und infolgedessen jetzt »einige liebliche blaue Vergissmeinnichte an diesen fidelen Abend« davon trug. »'s Bier war halt gar so gut und d'Gsellschaft so zünfti', war seine für sich gemurmelte Entschuldigung«, endet der Bericht.

All das hätten die heutigen Leser des Traunsteiner Tagblatts niemals erfahren, hätte nicht Markus Hirtelreiter diesen alten Zeitungsausschnitt mit der Redaktion geteilt. Mit unserer nächsten Folge endet die Serie alter Zeitungsausgaben, die unsere Leser noch im Original aufbewahrt haben, voraussichtlich. Denn noch älter dürfte nur noch ein weiterer Ausschnitt vom 14. Juli 1861 sein – es sei denn, es hätte noch jemand eine ältere Ausgabe im Familienarchiv. Sollte das der Fall sein, schicken Sie uns bitte ein Foto davon an die Lokalredaktion unter der E-Mail-Adresse lokales@traunsteiner-tagblatt.de und erzählen Sie uns Ihre Geschichte dazu. coho

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