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Beate Rutkowski dankte Georg Hermannsdorfer für seinen Vortrag. (Foto: C. Rutkowski)

Landwirtschaft und Naturschutz haben dieselben Ziele

Zu Beginn der Jahreshauptversammlung des Bund Naturschutz (BN) Traunstein im Gasthaus Sailer-Keller würdigte Traunsteins zweite Bürgermeisterin Walburga Mörtl-Körner das vielfältige Engagement der Kreisgruppe zum Schutz der Lebensgrundlagen und lobte die gute Zusammenarbeit mit dem BN beim Traunsteiner Apfelmarkt.


Landtagsabgeordneter Dr. Martin Brunnhuber verband die Arbeit des BN mit Erinnerungen aus seinem Leben. Die Großeltern hätten noch in der Kendlmühlfilzen Torf gestochen, heute sei es ein Naturschutzgebiet. Und bei seinen Skitouren am Geigelstein wäre er jedes Mal dankbar für die Verhinderung der Skischaukel und eines überbordenden Alpentourismus'.

Kreisvorsitzende Beate Rutkowski würdigte zu Beginn ihres Jahresrückblicks Alois Glück, der sich als Vorsitzender des ersten Umweltausschusses im Landtag, als Vater des Bergwaldbeschlusses, bei der Rettung des Geigelsteins und als Vermittler beim Bienen-Volksbegehren große Verdienste für den Natur- und Umweltschutz erworben hätte und über 50 Jahre Mitglied der Kreisgruppe gewesen sei. Anschließend malte sie ein buntes Bild vielfältiger Aktivitäten. »Die Schwerpunkte unserer Kreisgruppenarbeit waren im vergangenen Jahr die Themen Wasser, Landwirtschaft und vor allem der Arten- und Biotopschutz«, berichtete Rutkowski.

Dabei seien diese Bereiche untrennbar miteinander verbunden. Landwirtschaft und Naturschutz hätten dieselben Ziele. »Auch die Bauern sind auf eine intakte Umwelt angewiesen, nicht gegeneinander, sondern miteinander müssen wir arbeiten, denn Artenvielfalt und Klimaschutz sind ohne die Bodenbewirtschafter nicht zu schaffen.« betonte sie. Gemeinsam mit der Ökomodellregion, dem Landschaftspflegeverband oder mit dem Ernährungsrat Traunstein versuche die Kreisgruppe, regionale Vermarktung und Wertschöpfung zu unterstützen wie zum Beispiel durch den Traunsteiner Apfelmarkt. Gleichzeitig sollen die »wirklich wichtigen Probleme« der Landwirtschaft benannt werden. Rutkowski dankte in diesem Zusammenhang dem Bauernverband Traunstein und dem Maschinenring für die gemeinsame Ablehnung der sogenannten »Neuen Gentechnik«.

Die jährlichen Artenschutzmaßnahmen für Amphibien in Marquartstein, Vachendorf, Traunreut, Hart und Schnaitsee wurden wieder mit Dutzenden Helfern über mehrere Wochen durchgeführt. Die Maßnahmen zur Landschaftspflege in den Kalkquellmooren Maisentalmoos und Moosmühle am Tachinger See oder im Ödmoos bei Traunstein würden zunehmend mit Jugendgruppen und Schulklassen umgesetzt, vor allem mit dem P-Seminar des AKG Traunstein und mit der Grundschule Taching.

Der Flächenverbrauch und die damit verbundene Naturzerstörung, besonders durch viele geplante Straßenbauvorhaben in Trostberg, Tacherting, Matzing, Chieming oder Seebruck oder die Umfahrung Altenmarkt, seien ein riesiges Problem, sagte Rutkowski. »Dafür müssten Hunderttausende von Euro investiert werden und das in einer Zeit, in der uns das Geld für den Ausbau der Bahn und die Verbesserung im ÖPNV fehlt und das Deutschlandticket immer wieder auf der Kippe steht. Der Bundesverkehrswegeplan ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend überarbeitet werden« forderte die Kreisvorsitzende.

Europawahl wichtig für den Naturschutz

Abschließend rief sie zur Teilnahme an der aus ihrer Sicht sehr wichtigen Europawahl auf. »Sei es die Natura-2000-Richtlinie, die unsere FFH- und Vogelschutzgebiete, viele seltene Arten und vor allem auch unsere Moore schützt. Sei es die Wasserrahmenrichtlinie, die unsere Gewässer und Grundwasserkörper schützt, oder die gemeinsame Agrarförderung, die Geld für Landschaftspflege und Bodenschutz gibt. Seien es die Regelungen für die Gentechnik oder zum internationalen Klimaschutz oder auch die Vorgaben für den Einsatz chemischer Stoffe. Ohne die rechtlichen Vorgaben der EU wäre der Schutz der Natur kaum möglich«, betonte Rutkowski. Auch die Demokratie stünde auf dem Spiel, denn in vielen Ländern würden Parteien und Gruppierungen immer stärker, die Abschaffung der EU zum Ziel haben und sich deshalb ins Parlament wählen lassen wollen.

Nach dem Rechenschaftsbericht durch Schatzmeisterin Ursula Steiner wurde in einer Nachwahl für den freien Platz im Kreisgruppenvorstand einstimmig Klaus Herold aus Traunstein gewählt. Er ist seit Jahrzehnten im Bund Naturschutz aktiv, angefangen bei den Renaturierungsarbeiten in der Kendlmühlfilzen bis zu Pflanzaktionen im Bergwald. Damit ist der Vorstand nach dem Tod von Hermann Eschenbeck wieder komplett. Im nächsten Frühjahr finden dann turnusgemäß die Neuwahlen statt.

Im Hauptvortrag des Abends zeigte Ingenieurbiologe Georg Hermannsdorfer mit vielen Bildern ungewöhnliche und kostensparende Möglichkeiten zur Bachrenaturierung im Landkreis. Uferbepflanzung oder Uferbefestigung mit Naturmaterialien wären Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit den Kommunen auch von aktiven Mitgliedern des BN mit umgesetzt werden könnten. fb

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