Das ist eines der Ergebnisse, die Björn Freitag von der Firma »energie.concept.bayern« aus Prien dem Gemeinderat vorstellte. Die gesamte Studie wurde vom Ökomodell Achental in Auftrag gegeben, wobei der Referent vor allem die Energiebilanz und die notwendigen Schlussfolgerungen für Marquartstein vorstellte.
Bürgermeister Andreas Dögerl erklärte, dass das neu erarbeitete Energiekonzept wegen des erklärten Ziels des Land-kreises, den Energiebedarf bis 2020 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, besonders wichtig sei. Das vor wenigen Jahren in Betrieb genommene Trinkwasserkraftwerk Katzberg in Marquartstein erzeugt den gesamten von der Hochplattenbahn benötigten Strom und sei damit eine vorbildliche Insellösung, so Dögerl. Auch das Staatliche Landschulheim, auf dessen Gelände derzeit ein Blockheizkraftwerk zur Versorgung aller Gebäude auf dem Schulgelände gebaut wird, sei wegwei-send. In die vorgelegte Energiebilanz sei es noch nicht mit ein-bezogen, da es voraussichtlich erst im Laufe dieses Jahres in Betrieb geht.
Nach den Worten von Björn Freitag liegt der Energiebedarf in Marquartstein beim Strom pro Kopf bei 3,1 MWh/a (Megawattstunden), im Achental bei 3,2 und in der Bundesrepublik bei 3,0. Bei der Wärme braucht Marquartstein 11,4 MWh/a, das Achental 10,6 und die Bundesrepublik 9,4.
Den relativ höheren Verbrauch bei der Wärmeenergie führte der Referent auf die vielen Heizungen älteren Baujahrs zurück. Bei energetischer Sanierung, effizienten Heizungsanlagen und, wenn der Nutzer die Temperatur um nur ein Grad niedriger halte, könnten in Marquartstein wahrscheinlich 825 000 MWh/a eingespart werden. Im Ort wird ein hoher Prozentsatz erneuerbarer Energien durch Biomasse erzeugt, rund 3664 MWh/a, das sind fast dreimal so viel als im übrigen Achental. Von der gesamten Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien wird in Marquartstein 47 Prozent erzeugt, im Achental 79,2 Prozent.
Einsparungen beim Strom sah der Referent, wenn die Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten umgerüstet wird und die Haushalte zunehmend auf energiesparende Geräte umschalten. Freitag sprach vom notwendigen »Weg der kleinen Schritte«. Bürgermeister Dögerl wies darauf hin, dass die Stromkosten pro Monat für die Straßenbeleuchtung beinahe 3000 Euro betragen. Die Gemeinde sei daher bereits dabei, alle Leuchten kontinuierlich umzustellen.
Freitag fuhr fort, dass der Austausch von Umwälzpumpen und alten Ölheizungen, ein hydraulischer Abgleich sowie sogenannte, kostengünstige »wehrlose Kleinkraftwerke« in fließenden Gewässern, eventuell im Kraftwerkauslauf Gränzmühle, wichtig seien. Damit sei keine zusätzliche Verbauung notwendig und Fische würden nicht behindert. Für wichtig hielt es Freitag auch, dass die Gemeinde in ihrer Vorbildfunktion einzelne »Leuchtturmprojekte« startet und mit gutem Beispiel vorangeht, etwa in dem bei Gemeindeanlagen die Energieeffizienz gesteigert wird. Vorgeschlagen wurden auch öffentlichkeitswirksame Thementage, Wanderausstellungen, die Einbindung lokaler Betriebe sowie der Schulen.
In der Aussprache bezeichnete Claudia Kraus die Umsetzung des Energiekonzepts in den nächsten sechs Jahren als vordringlichste Aufgabe. Den »Eiertanz der großen Politik« dürfe die Gemeinde dabei nicht mitmachen. Gabi Noichl und Josef Moritz sprachen die Wichtigkeit der Speichermöglichkeiten für Strom an. Moritz stellte fest, dass man auch bei 100-prozentig selbst erzeugtem Strom noch rund 50 Prozent der Kosten für die Bereitstellung der Energie zahlen müsse. Peter Lloyd meinte dazu, dass sich die Speichertechnik rasant entwickle.
Hans-Peter Butz sagte, »wenn man sparen möchte, muss man es sich erstmal leisten können«. Für wichtig hielt er es daher, den Verbrauchern plausible Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der Referent wies darauf hin, dass es viele Förderprogramme gebe und es sich für Verbraucher lohne, sich bei Energietagen zu informieren. gi