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Michaela Seubert liebt die Arbeit mit den Kindern. (Foto: Teresa Hain)

Aus den Werkstätten auf den ersten Arbeitsmarkt

Traunstein – »Ich habe schon immer davon geträumt, mit Kindern zu arbeiten«, sagt Michaela Seubert. Doch dass ihr Herzenswunsch in Erfüllung ging, und sie auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Anstellung in der städtischen Kindertagesstätte am Klosterberg bekam, hat sie sich hart erarbeitet. Denn bis vor Kurzem war sie noch in den Chiemgau Lebenshilfe-Werkstätten in der Südwerkstatt Haslach beschäftigt. Diesen bedeutenden Schritt habe sie selbst initiiert, so die Lebenshilfe. Denn sie habe schon lange den Wunschgehegt, eines Tages in einer festen Anstellung außerhalb der Werkstätten zu arbeiten.


 

Jobcoach begleitete Reifungsprozess

Michaelas Jobcoach Stefanie Überegger begleitete ihren Reifungsprozess über Jahre hinweg und organisierte unter anderem verschiedene Praktika in unterschiedlichen Kindergärten. »Interne Bildungsmöglichkeiten der Werkstätten waren ausgeschöpft, sodass dieser Schritt der folgerichtige war«, erklärt Stefanie Überegger.

Um Michaela auf den Wechsel in den Kindergartenbereich vorzubereiten, absolvierte sie beispielsweise auch eine halbjährige Hospitation einmal pro Woche in einer Sozialpflegeklasse an der Berufsschule 3 in Traunstein. »Das hat mir geholfen, meine Fähigkeiten im Umgang mit Kindern zu stärken«, sagt Michaela.

Mit der Stadt Traunstein wurde ein Arbeitgeber gefunden, der bereit war, diesen besonderen Weg mitzugehen und Michaela zu unterstützen – bei Weitem noch keine Selbstverständlichkeit. »Wir sind sehr stolz und froh, dass Michaela bei uns in der Kindertagesstätte am Klosterberg arbeitet«, sagt Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer dazu. »Sie ist ein fester Bestandteil des Teams und leistet hervorragende Arbeit. Die Stadt Traunstein hat sehr gute Erfahrungen damit gemacht, Menschen mit Behinderung an verschiedensten Stellen zu beschäftigen, zum Beispiel auch in der Stadtgärtnerei und im Bauhof. Sie sind eine Bereicherung in vielerlei Hinsicht«, so Hümmer.

Michaela freut's: »Ich bin sehr glücklich, dass die Stadt Traunstein mir diese Chance gegeben hat. Es war nicht immer leicht, aber ich wurde immer unterstützt«. Kindergarten-Leiterin Teresa Hain stellte sicher, dass mit ihrer Person eine konstante Begleitung und feste Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.

Zusätzlich half das Programm »Budget für Arbeit« dabei, den Schritt aus der Werkstatt auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dieses bietet neben finanziellen Anreizen auch die Sicherheit, dass Michaela im Notfall wieder in die Werkstatt zurückkehren könnte, was für den neuen Arbeitgeber ein gewichtiges Argument war, da so ein Schutz vor Arbeitslosigkeit bei unvorhergesehener Beendigung des Arbeitsverhältnisses gewährleistet ist.

Freude und Wertschätzung

In ihrer neuen Rolle arbeitet Michaela 30 Stunden pro Woche in der Krippe. Ihre Aufgaben reichen von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten bis zur Begleitung der Kinder, einschließlich Spielen und Vorlesen. Michaela genießt die Arbeit nicht nur, sie gibt ihr auch Selbstbestätigung. »Die Arbeit mit den Kindern gibt mir viel Freude und ich fühle mich wertgeschätzt«, meint sie dazu. »Michaela ist aus unserem Team nicht mehr wegzudenken«, betont Teresa Hain. Allerdings wäre es ihrer Meinung nach ohne ein funktionierendes Netzwerk nicht zu so einem positiven Ergebnis gekommen.

Für Jobcoach Stefanie Überegger war es eine sehr schöne Aufgabe, Michaela auf diesem Weg zu begleiten. Aber auch sie betont, dass dieser Erfolg ohne die Basis der vorherigen Beschäftigung in der Werkstatt nicht möglich gewesen wäre. »Es ist gerade die Aufgabe der dort angestellten Jobcoaches, Potenziale der Beschäftigten zu erkennen, zu fördern und geeignete Partner als Arbeitgeber zu finden, die bereit sind, Menschen mit Beeinträchtigung die dauerhafte Chance einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben«, erklärt sie.

Sie hofft, dass solche Übergänge in Zukunft vermehrt möglich sein werden. Dass das nicht unbegründet ist, zeigt sich am Beispiel einer weiteren Beschäftigten der Chiemgau Lebenshilfe-Werkstätten, die seit Kurzem bei der Bäckerei Kotter mit einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis im Verkauf tätig ist.

Michaela Seuberts Erfolgsgeschichte zeigt jedenfalls, wie Menschen mit Beeinträchtigung durch gezielte Unterstützung und den Willen zur Veränderung in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Sie ist ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Werkstätten, deren Jobcoaches und Arbeitgebern, die bereit sind, diesen inklusiven Weg zu gehen. fb

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