Die beiden wuchsen in Haschagen in Siebenbürgen auf, kennen sich schon seit dem Kindergarten und der gemeinsamen Schulzeit. »Wir haben uns schon immer gut verstanden und uns auch in der Schule gegenseitig geholfen«, erzählt das Jubelpaar. So war es ganz selbstverständlich, dass sie vor 65 Jahren heirateten und eine Familie gründeten.
Willi Schneider hat zwar keinen Beruf erlernt, ist aber sehr geschickt und vielseitig begabt. Neben der kleinen Landwirtschaft für den eigenen Bedarf, die er mit seiner Frau betrieb, arbeitete er in einer Messerfabrik, auf dem Feld in einem Kollektiv und war 30 Jahre lang Organist in der evangelischen Kirche in seinem Heimatort.
Schon als kleiner Bub ging er jeden Sonntag mit Freude in die Kirche und setzte sich neben seinen Onkel, der damals die Orgel spielte und es ihm beibrachte. Seine Frau Maria ist gelernte Damenschneiderin und verdiente ihr Geld ebenfalls mit der Arbeit in einer Fabrik. Willi Schneider war gleichzeitig der Sanitäter des Dorfs, in das nur einmal in der Woche eine Ärztin kam. Er hatte sich das notwendige Wissen von seinem Vater abgeschaut, der im Ersten Weltkrieg Sanitäter war. Mensch und Tier behandelte der vielseitige Mann und wurde zu jeder Tages- und Nachtzeit von den Dorfbewohnern um Hilfe gebeten: »Die Leute waren einfach froh, dass jemand da war, der ihnen helfen konnte.«
Es war nicht immer einfach in Rumänien, die Familie musste mit wenig auskommen und der 89-Jährige sagt heute rückblickend: »Es war gut dort in unserem schönen, sonnigen Siebenbürgen, aber hier ist es noch besser.« 1982 kam das Paar nach Traunreut, wo zu der Zeit schon ihre Tochter lebte. Der Sohn ist ebenfalls in der Stadt und kümmert sich liebevoll um seine Eltern, die im Alter verschiedene körperliche Gebrechen haben. Drei Enkel und eine Urenkelin machen die Familie komplett.
In den ersten Jahren in Traunreut arbeitete Willi Schneider bei der Firma Rinke und seine Frau war im Altenheim in Traunstein tätig. Aufgrund gesundheitlicher Probleme war der Ehemann aber schon bald erwerbsunfähig und musste in Frührente gehen. In der Freizeit beschäftigte sich Maria Schneider gerne mit Handarbeiten und hat viel genäht, zusammen mit ihrem Mann sang sie im Siebenbürger Chor und besuchte die Veranstaltungen der Landsmannschaft. An ihr Dorf in Rumänien denken beide noch gerne zurück. Bei späteren Besuchen dort stellten sie allerdings fest, dass es kein Leben mehr im Ort gab, nachdem alle Siebenbürger Sachsen wie sie selber ausgereist waren. »Jetzt ist da nichts mehr los.«
In den vergangenen 65 Jahren ist viel geschehen, »wir haben das alles irgendwie gemeistert«, meint Maria Schneider und fügt hinzu, dass ihr Mann immer gut zu ihr war und sie wiederum auch zu ihm. Da sie gerne dichtet, verfasste sie auch ein paar Zeilen zu ihrem Hochzeitsfest:
»Ein Leben lang zu zweit, was kann es Schöneres geben. Immer füreinander da zu sein, in einem ganzen Leben. In Freud und Leid, was immer auch geschah, wir waren nicht allein und einer für den anderen da. Nun sind wir beide alt geworden und wissen nicht, was kommen mag. Doch freuen wir uns an jedem Morgen auf einen schönen, neuen Tag.« mix