»Ist das schon etwas für die Zeitung«, fragt die Seniorin, noch bevor sie ihren dicken Ordner mit den vielen Gedichten öffnet. Sie zeigt ihre Gedichte, in denen sie unter anderem ihre Heimat Mietenkam beschreibt und auch dem Mietenkamer Maibaum ein Gedicht widmet.
In perfekter Handschrift, fast schon malerisch, sind die Gedichte niedergeschrieben und dies von einer Frau, die ihr Leben lang gearbeitet, aber auch die Gesellschaft geliebt hat. Anna Selbertinger unterstützt ihre ältere Schwester, besucht sie immer wieder und dann wird natürlich auch auf das Leben und das Gedichteschreiben zurückgeblickt.
Schon früh musste Elisabeth Schmaus lernen, was es heißt, hart und viel zu arbeiten. Mit 16 Jahren trat sie in das Lebensmittelgeschäft der Mutter ein und übernahm dieses später. »Viel Zeit ist mir nicht geblieben, denn im Geschäft gab es immer viel zu tun«, so erzählt sie. Geschäftsschluss gab es praktisch nicht, denn, wenn jemandem noch etwas fehlte, dann bekam dieser das eben noch. Da musste die eigene Familie zurücktreten. Eine Bürde war es zudem, zwei Kindern als alleinerziehende Mutter in der damaligen Zeit gerecht zu werden. Geheiratet hat sie nie. »Den, den ich wollte, der wollte mich nicht und die anderen wollte ich nicht«, erklärt sie. Eine stolze und selbstbewusste Haltung. Das Einzige, was die Geschäftsfrau heute bereut, ist, wenig Zeit für die Kinder gehabt zu haben.
40 Jahre führte sie den Lebensmittelladen in Mietenkam. Sie erinnert sich noch gut an das Kleben von Lebensmittelkarten, die während des Zweiten Weltkrieges und noch bis 1950 ausgegeben wurden, um die Versorgung der Bürger zu gewährleisten. Nach Ladenschluss saß man mit der Familie in der Küche und klebte diese Karten, damit man auch wieder neue Waren erhielt. In späteren Jahren war es ein Buch am Tresen, das wichtig war, denn hier wurden die Kunden notiert, die anschreiben ließen und ihre Schuld dann mit dem nächsten Lohn beglichen. Schon damals gab es also einen bargeldlosen Warentransfer.
Vieles könnte die geistig fitte Seniorin erzählen, doch wirklich wichtig ist ihr, dass ihre Gedichte bleiben. »Manche malen, andere basteln, ich kann halt dichten«, so sagt sie. Die Verse reimen sich und haben zudem meist einen humorvollen Inhalt, wie das Gedicht vom »Gockel und seinen Hennen«, das Elisabeth Schmaus aufsagen kann. Ihr Beitrag zur 900-jährigen Geschichte der Gemeinde ist ihr Gedicht »Mein Grassau«, in dem sie der Landschaft, dem gemeindlichen Leben, den Bürgermeistern, den Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung eine Liebeserklärung macht. »Wir hatten das Glück, immer gute Bürgermeister gehabt zu haben«, lobt sie. »Grassau ist einfach schön und meine geliebte Heimat«, fügt sie hinzu. tb