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Wer je versucht hat, mit Handschuhen Knöpfe zu schließen, kann möglicherweise erahnen, wie sich Demenzbetroffene fühlen müssen. Bei der Mitmach-Ausstellung im Mehrgenerationenhaus in Traunreut konnten die Besucher selbst diese Erfahrungen machen. (Foto: Stadt Traunreut)

Demenz begreifen: Großes Interesse an der Mitmach-Ausstellung im Mehrgenerationenhaus

Traunreut – Sie leisten viel, oft still und im Verborgenen: pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Für sie war die Mitmach-Veranstaltung im Zuge der Bayerischen Demenzwoche, im Mehrgenerationenhaus in Traunreut ein seltener Moment des Austauschs und eine Gelegenheit, Verständnis und Wissen zu vertiefen.


Rund 30 Interessierte, darunter viele pflegende Angehörige, erhielten von Susanne Aicher vom Pflegestützpunkt des Landkreises Traunstein, Einblicke in die unterschiedlichen Formen der Erkrankung. Besonderes Augenmerk legte Aicher auch auf die Abgrenzung zwischen Demenz und normaler Altersvergesslichkeit. Letztere schränke das Leben kaum ein, bei ersten Anzeichen sei eine neurologische Abklärung aber immer ratsam. Denn eine frühe Demenz-Diagnose bringe klare Vorteile, da Medikamente und Therapien oft besser wirken, je früher sie verabreicht werden beziehungsweise beginnen.

Die Fragerunde, in der Angehörige offen über ihre Sorgen sprachen, erwies sich als überaus wertvoll. »Die vielen Fragen und persönlichen Geschichten haben deutlich gemacht, wie wichtig der Austausch untereinander ist. Daher braucht es dringend solche Angebote, denn sie vermitteln Wissen, schaffen Verständnis und machen den Angehörigen Mut, weil sie sehen, dass sie nicht alleine sind mit ihren Sorgen und Problemen«, resümierte Nathalie Bickel, Quartiersmanagerin der Stadt Traunreut und Ansprechpartnerin zu allen Fragen des Älterwerdens.

Die Gäste konnten sich des weiteren an acht Stationen in die Lebenswelt Demenzkranker einfühlen und alltagsnahe Herausforderungen erproben. Ob das Anziehen einer Schürze mit groben Handschuhen, das Sortieren von Murmeln mit verzerrtem Blick durch einen Spiegel oder das Merken und Wiedergeben einfacher Begriffe: Schon vermeintlich einfache Tätigkeiten wurden durch die verzerrte Wahrnehmung zu fast unüberwindbaren Aufgaben. Frust, Angst und Verunsicherung – Gefühle, die viele Menschen mit Demenz täglich begleiten – wurden auf diese Weise nachvollziehbar.

Abschließend unterstrich Nathalie Bickel noch einmal die Bedeutung guter Strukturen um den Wohnort Betroffener. Denn neben der Erkrankung selbst sei es vor allem die Einsamkeit, die Betroffene wie Angehörige belaste. Viele schämten sich und zögen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Umso wichtiger sei es, Räume zu schaffen, in denen man sich austauschen könne.

Am kommenden Mittwoch startet im Mehrgenerationenhaus die achtteilige Seminarreihe »Hilfe beim Helfen«. Bis 19. November erhalten pflegende Angehörige immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr praxisnahes Wissen, Tipps für den Alltag und Gelegenheit zum Austausch. Die Teilnahme an der Seminarreihe ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich, unter der Telefonnummer 08669/85 71 60. fb

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