Nachdem die bisherige Eindeckung mit sogenannten Biberschindeln, teilweise auch stärkeren Kirchenbibern, die über 70 beziehungsweise 50 Jahre lang Wind und Wetter getrotzt hatte, war eine komplette Dachsanierung unausweichlich. Dass die Arbeiter bisher ganze Arbeit leisteten, das zeigt inzwischen schon von Weitem der helle Schindelmantel aus Lärchenholz, der vom Kirchbichl herab in alle Himmelsrichtungen grüßt. Bei einer Dachneigung von 45 Grad und einer Gesamtfläche von 1250 Quadratmetern sicher kein leichtes Unterfangen; Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Auf ebener Fläche wären es von der Größe her vergleichsweise immerhin zwei Tennisplätze. Bis es allerdings so weit war, ist viel Wasser die Traun hinunter geflossen. Angegangen wurde die Dachsanierung bereits im September vergangenen Jahres, nach der Winterpause konnte sie erst Mitte März wieder fortgeführt werden. Im Zuge des Rückbaus der Bibereindeckung galt es zuerst, die vielen zu Tage getretenen Schäden am Dachstuhl zu restaurieren und auszubessern. Sie wurden nach und nach im Verlauf der Rückbauarbeiten sichtbar, wie Remigius Bachmann erklärte.
So mussten die Binderknoten- und Fußpunkte der betroffenen Sparren, wie es in der Fachsprache heißt, großzügig verstärkt, ein Gratsparren an der Nordostseite des Dachstuhls erneuert sowie weitere Reparaturen vorgenommen werden. Außerdem erhielt das neue Dach nach historischem Vorbild auf beiden Seiten Belüftungsgauben, wie sie noch auf alten Fotos zu sehen sind. Zur besseren Inspektion des Dachstuhls wurden für die Zukunft zusätzliche Laufwege erstellt.
Durch die Traufbelüftung und die Belüftungsgauben kann nun wieder ein ausreichender Luftwechsel im Dachstuhl stattfinden, um das Abtrocknen der Lärchenschindeln nach einem Regen auch von der Innenseite zu unterstützen. Ihre Lebensdauer schätzt Remigius Bachmann erfahrungsgemäß auf etwa 50 Jahre. Vorteilhafte Synergieeffekte erreichte man Bachmann zufolge dadurch, dass alle Arbeiten aus einer Hand ausgeführt und so unnötige Zeitverzögerungen vermieden werden konnten. Zudem wurde der Wiederverwertung von Baumaterial Rechnung getragen: Ein großer Teil der bisherigen Bibereindeckung soll für ein Projekt im Diözesanmuseum in der Domstadt Freising wieder verwendet werden. Dazu wurden die Biberplatten vorsichtig abgenommen und mittels dreier Lkw-Ladungen zu je 30 Paletten nach Freising geliefert, um dort eine neue Bestimmung zu bekommen. Wieder an ihrem angestammten Platz montiert ist die restaurierte, kreuzbekrönte Kugel an der Walmspitze.
Auch wenn der geistliche Schutz des Namenspatrons, des heiligen Georg, von wesentlicher Bedeutung ist: Jetzt trägt die neue »profane Behütung« in Form eines soliden Daches wieder dazu bei, dass die bauliche Existenz der Pfarrkirche auf dem Kirchbichl auf Jahrzehnte hinaus gesichert ist.
ls