Gänsehautgefühl unter altem Gewölbe: Zwei gut besuchte Benefizkonzerte des »Trio SurMonte« und des Duos »Carovana Mediterranea« zusammen mit Harfenistin Maria Wadispointner im O.R.T., dem »Offenen Raum« an der Traunerstraße in Traunstein, erbrachten eine vierstellige Summe für die Kinderkrebshilfe Berchtesgadener Land und Traunstein
Es war ein sehr poetisches, farbenreiches Konzert, aufgelockert durch den Wechsel der Besetzungen, mit Stücken und Menschen, die gleichermaßen Unikate sind und in keine Schublade passen. Der erste und der zweite Teil wurde jeweils vom »Trio Surmonte« eingerahmt. Es war ein Genuss, den drei Herren zuzuschauen: Andreas Schillinger aus Surberg, Zither- und Gitarrenbauer aus Leidenschaft und der sportlichste und asketischste der drei Musiker, entlockte ernst und konzentriert seiner Diskantzither in Psalterform und seiner eine Quart tiefer gestimmten Altzither fast sphärische Klänge.
Der spezielle Sound seiner selbst gebauten Prachtstücke ist dem gut abgelagerten Tonholz aus Fichte und Eiche zu verdanken und wurde durch einen Tonabnehmer dezent verstärkt. Ursprünglich in der bairischen Volksmusik daheim, spielt er seit seinem 14. Lebensjahr Zither, und war 20 Jahre mit der »Obermooser Musi« unterwegs.
Ganz anders ist der Werdegang und auch das Erscheinungsbild von Stefan Starzer aus Lauter, der mit zwölf Jahren autodidaktisch mit dem Gitarrenspiel begonnen hatte und über 20 Jahre mit der christlichen Liedermacherin Kathi Stimmer aufgetreten war. »Zwei Welten« hieß passenderweise das zweite Stück – den ersten Teil hat der Zitherspieler und den zweiten der Gitarrist komponiert. Der Dritte im Bunde, Franz Schuhegger aus Waging, kam dann im lässigen »Blues in E« auf seine Kosten, mit einem sehr temperamentvollen Part am Cajón zu den feingliedrigen Läufen an Zither und Gitarre. Es ist unglaublich, welche klanglichen Facetten und rhythmischen Nuancen Schuhegger diesem simpel wirkenden quaderförmigen Instrument entlockt.
Anders als seine Kompagnons war er als Schlagzeuger in seiner Jugend mit diversen Bands im Bereich Rock, Bluesrock und Latinrock unterwegs, »on fire« durch Deep Purple und Santana, und bevorzugt mittlerweile unter anderem Soul, Funk und groovigen Jazz. Sein Schmunzeln und sichtliches Genießen des Spiels begeisterten.
Seinen musikalischen Seelenverwandten, den aus Ligurien stammenden Wahl-Südtiroler Eduardo Rolan-delli, hat Stefan Starzer vor fünf Jahren in einem Bildungshaus in München kennengelernt. Seither treffen sich die beiden alle drei Monate zum Musikmachen. Edis Ansagen, die immer mit »Ein Lied in (….)er Sprache« begannen und mit der charmanten Übersetzung einiger Zeilen endeten, zogen in Bann ebenso wie die Bühnenpräsenz des Duos, das seine Musik zelebrierte.
Mit seiner warmen, ausdrucksvollen Stimme sang Edi ebenso hingebungsvoll auf spanisch von der verrückten Liebe der Jugend wie auf italienisch von der Poesie des Regenbogens (L'arco baleno) – filigranste Musik und reinste Poesie auf zwei Gitarren – oder auf französisch von der »Zeit zum Leben«. Unter die Haut gingen besonders das nach der Coronazeit brandaktuelle Lied über die Freiheit, die Georg Danzer 1979 mit einem seltenen, oft gefürchteten, im Zoo eingesperrten und sich durchs Eingesperrtsein in Luft auflösenden Tier verglich, und ein mystisches Ave Maria: In der alten katalanisch-sardischen Sprache mit Hall in Stefan Starzers Gitarre und einem kehligen Timbre in Rudis Gesang war es wie eine Liebeserklärung und ein Seufzer aus tiefstem Herzen.
Höhepunkte waren auch die Auftritte der Harfenistin Maria Wadispointner aus Anger, Schwester von Schillinger, die öfter bei den Salzburger Adventsserenaden und bei den »Wirtshausmusikanten« beim Hirzinger spielte. Sie überzeugte in kraftvoll-ausdrucksstark dargebotenen Solostücken wie »Nord« von Kathrin Unterrainer, »La Strada« oder »Flower«, aber auch zusammen mit dem Trio; zum Beispiel im keltisch wikenden »Maitanz« von Monika Stadler. Das Trio verbandelte sich auch mit Edi, etwa in einem originellen italienischen Lied über vergebliche Bemühungen, die passende Rose zu schenken.
Fast philosophisch wurde es am Ende mit dem von einem minimalistisch hausenden Rabbi erzählenden Instrumentalstück »Auf der Durchreise« von Stefan Starzer. Mit den raffinierten Rhythmen im ungeraden Takt der fetzigen »Polkaalpanisch«, die dem Zitherspieler beim Wandern in den albanischen Alpen eingefallen ist, und einer Zugabe von allen Fünf gemeinsam klang der zauberhafte Abend in Traunstein aus.
Veronika Mergenthal


