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Die Informationsveranstaltung, zu der die Energieagentur Südostbayern und das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel Vertreter ihrer Trägerlandkreise beziehungsweise ihrer Eigentümergemeinden eingeladen hatten, war sehr gut besucht. (Foto: Energieagentur Südostbayern)

Wärmeversorgung nachhaltig und zukunftsfähig gestalten

Teisendorf – Warum sollten auch kleinere Kommunen die Wärmeversorgung nachhaltig und zukunftsfähig für ihre Bürger gestalten? Mit dieser Kernfrage beschäftigte sich die Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung, zu der die Energieagentur Südostbayern und das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel Vertreter ihrer Trägerlandkreise beziehungsweise ihrer Eigentümergemeinden vor Kurzem nach Teisendorf eingeladen hatten.


Bettina Mühlbauer, Geschäftsführerin der Energieagentur Südostbayern, und Michael Perkmann, 1. Vorstand des Regionalwerkes Chiemgau-Rupertiwinkel, konnten zahlreiche Vertreter der Kommunen im »Wieninger Braugasthof« begrüßen, die den Ausführungen der Referenten folgten.

Den Auftakt machte Dr. Ulrich Buchhauser, Leiter der Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK), mit einer Einordnung der kommunalen Wärmeplanung als Instrument von Klimaschutz, Reduzierung von Treibhausgasen und Wärmewende. Ein großer Teil der Treibhausgasemissionen wird in Bayern durch die Bereitstellung von Wärme erzeugt. Eine Kombination zentraler und dezentraler Wärmeerzeugung stellt eine Möglichkeit dar, die benötigte Wärme für Heizung, Warmwasser und auch für Prozesswärme nachhaltiger aus erneuerbaren Energien zu erzeugen und somit Versorgungssicherheit für den Endkunden mit Klimaschutz zu kombinieren, so Dr. Buchhauser in seinen Ausführungen. Um das systematisch steuern zu können, bedürfe es der kommunalen Wärmeplanung.

Die Gesetzeslage zum Wärmeplanungsgesetz, welches derzeit nicht abschließend vom Deutschen Bundestag verabschiedet ist, ordnete anschließend Harald Rapp, Leiter des Bereichs Stadtentwicklung der AGFW, des Spitzenverbandes für die Kraft-Wärme-Kopplung, (Fern-)Wärme und Kälte, ein.

Mit dem Wärmeplanungsgesetz muss die Bundesrepublik den nationalen Gesetzesrahmen für die Umsetzung des Europäischen Klimaschutzgesetzes schaffen. Die Europäische Union möchte mit dieser bindenden Verpflichtung für ihre Mitgliedsstaaten Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Die Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes erfolgt im Anschluss auf Landesebene. Im Rahmen der Unsicherheit, was die Umsetzungsregeln im Freistaat Bayern betrifft, sollten die Kommunen bereits beginnen, sich mit der Erarbeitung der Varianten für eine ökologische, ökonomische, sozial verträgliche und versorgungssichere Wärmelösung zu beschäftigen und diese gegeneinander abzuwägen, appellierte Harald Rapp eindringlich an die Vertreter der Landkreise und Kommunen. Anschaulich stellte er auch dar, wie die kommunale Wärmeplanung als Instrument auf die Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eingesetzt werden kann. So schlug er den Bogen zur Kernfrage, warum auch kleine Kommunen aktiv in die Wärmeplanung im Gemeindegebiet eintreten sollten: Die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes treffen alle Bürger vollkommen unabhängig von der Gemeindegröße des Wohnortes.

Jedoch unterstrich er nochmals, dass die kommunale Wärmeplanung nicht mit der konkreten Planung eines Ortswärmenetzes verwechselt werden darf.

Über den aktuellen Stand der Wärmeplanung in der Region informierten Bettina Mühlbauer und Michael Perkmann. Sowohl Energieagentur Südostbayern als auch das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel sehen die Region auf einem idealen Stand, was die Ausgangsbasis für eine kommunale Wärmeplanung angeht. Energienutzungspläne der Landkreise, die zum Teil bereits detaillierte Daten, auch der Kommunen, aufzeigen, können mit Informationen aus dem Geografischen Informationssystem (GIS) in Einklang gebracht werden und somit die Kommunen bei der Bestandsanalyse ihrer Wärmeplanung unterstützen.

Michael Perkmann betonte, die Bestandsdaten dringend zu nutzen, womit eine komplette Neuerhebung der Daten im Rahmen der Wärmeplanung nicht notwendig wird. Aus dem EU-geförderten Wärmenetzprojekt ENEREGIO SOBOS (Energieregion Südostbayern-Oberösterreich-Salzburg), welches das Regionalwerk federführend bearbeitet, berichtete er, dass die Region auf einem »Datenschatz« sitzt, der die kommunale Wärmeplanung vereinfacht und der Startschuss sofort fallen könnte. Hierzu skizzierte Bettina Mühlbauer kurz, welche Fördermöglichkeit es aktuell für die kommunale Wärmeplanung gibt und wie das weitere Vorgehen hierzu sein sollte.

Um den Punkt, wie die Kommunen mit diesem »Datenschatz« umgehen können, drehte sich der Beitrag von Klaus Gottschalk, geschäftsführender Gesellschafter von »netCADservice« aus Freilassing, und Sebastian Osenstetter, Standortleiter von RIWA in Kolbermoor. Da die kommunale Wärmeplanung ein lebendes Dateninstrument sein soll und keine Studie, die in einem Archiv verstaubt, stellten die beiden Referenten die Softwarelösung vor, die die beiden Unternehmen gemeinsam entwickelt haben.

Die Kernkompetenz von »RIWA« ist das eigens entwickelte Geografische Informationssystem (GIS) auf Kartenbasis, mit dessen Hilfe die Daten nicht nur verwaltet werden können, sondern auch erfasst, visualisiert und analysiert. Hinzu kommt die Kompetenz von »netCADservice« aus dem Bereich der Nah- und Fernwärmeversorgung und den damit verbundenen Anforderungen der Energieversorger.

Die gemeinsame neue Softwarelösung soll es den beteiligten Akteuren möglich machen, nach der räumlichen Analyse von Bedarfen und Potenzialen konkrete Szenarien zu entwickeln. Nach der Ausweisung von Fokusgebieten auf Quartiers- oder Ortsteilebene lassen sich direkt Umsetzungsmaßnahmen für eine bestimmte Art der Wärmeversorgung ableiten.

Zum Abschluss der Informationsveranstaltung bekundeten viele der Anwesenden bereits ihr Interesse, konkret in die kommunale Wärmeplanung einzusteigen, vollkommen unabhängig von der Kommunengröße und einer möglichen Verpflichtung. fb

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