Ruhpolding: Biathlet Marco Groß lernte Freundin Lena Häcki bei Junioren-WM kennen
Bildtext einblenden
Die beiden Biathleten Lena Häcki und Marco Groß haben sich bei der Junioren-WM 2014 kennen und lieben gelernt. Sie wollen bald beide im Weltcup starten. (Foto: Wukits)

Zweimal Silber und ein Goldstück

Wenn am heutigen Mittwoch der Biathlon-Weltcup in Ruhpolding mit dem Sprint der Frauen beginnt, ist es für die Schweizerin Lena Häcki ein Heimspiel. Die 24-Jährige aus Engelberg wohnt seit geraumer Zeit zusammen mit ihrem Freund Marco Groß in Ruhpolding. Dadurch gehört die Chiemgau-Arena auch zu einem von ihr häufig genutzten Trainingsareal.


»Kennengelernt haben wir uns bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2014 in den USA«, erinnert sich Marco Groß. Damals gewann er in Presque Isle zwei Silbermedaillen und quasi als Draufgabe sicherte er sich privat sein Goldstück. Die beiden Sportler ergänzen sich ideal, erzählen sie in trauter Einigkeit. Auf der einen Seite die temperamentvolle Schweizerin, auf der anderen Seite der ruhende Pol Marco Groß.

Ideal ist für Häcki auch die Verbindung zu Marcos Vater, dem ehemaligen Weltklasse-Biathleten Ricco Groß als Schwiegervater in spe. »Wenn ich mir da keine Tipps holen würde, wäre das fasst schon fahrlässig«, meint sie lachend. In dieser Saison haben die Ratschläge wohl besonders gefruchtet. Häcki erreichte mit dem dritten Platz in der Verfolgung von Le Grand Bornand ihren ersten Podestplatz im Weltcup. Zuvor hatte sie mit der Schweizer Staffel in Östersund den zweiten und Hochfilzen den dritten Rang.

»Ich habe einen guten Sommer ohne Probleme gehabt. Bei einem Leistungstest im Herbst habe ich gemerkt, dass es läuft. Ich habe da alle persönlichen Rekorde pulverisiert. Nun musste ich das alles nur noch auf den Schnee bringen« – was ihr offensichtlich gelungen ist.

Begeistert ist die ehrgeizige Biathletin von ihrer Trainerin Sandra Flunger, die aus Österreich zu den Schweizer Frauen kam. »Sie fordert viel, hört aber auch gut zu. Vor allem funktioniert das von Frau zu Frau, obwohl ich früher auch mit männlichen Trainern immer gut zurechtgekommen bin.« Das große Ziel von Lena Häcki ist in dieser Saison die Weltmeisterschaft in Antholz, dort geht sie gerne an den Start. Auf längere Sicht peilt sie eine Medaille bei Olympia an. »Das ist mein großer Traum«, gibt sie zu.

Verfolgung und Massenstart taugen ihr

Angefangen hatte die Biathlon-Karriere der Engelbergerin im Schwimmverein. Eine Freundin ihrer Mutter hatte den Verein Nordic Engelberg gegründet und Mitglieder gesucht. »Sie hat mich bei einem Testwettkampf beim Schwimmen gesehen und bemerkt, dass ich eine große Ausdauer habe. Sie hat mich gefragt, ob ich Lust zum Langlaufen hätte und so bin ich schließlich beim Biathlon gelandet. Es hat mir gleich großen Spaß gemacht«, erinnert sie sich.

Im Laufe der Zeit wurden der Massenstart und die Verfolgung ihre Lieblingsdisziplinen – und das trotz viermal Schießen. »Ich galt früher als Harakiri-Schützin, das habe ich verbessert. Meine Stärke ist aber das Laufen. Ich mag den Kampf Frau gegen Frau. Du weißt, an welcher Stelle du bist und wenn du vor dir jemand einholst, gewinnst du einen weiteren Rang.«

Häcki ist bekannt für ihre Kraft in der Loipe und ihren unbändigen Willen. Was sie noch in den Griff bekommen will, ist mehr Konstanz am Schießstand. Um sich immer weiter zu verbessern, trainiert sie so oft wie möglich in Ruhpolding. Ihre Trainerin Sandra Flunger wohnt im benachbarten Saalfelden und kommt oft in die Chiemgau-Arena. Dazu absolviert Häcki auch Einheiten mit den deutschen Damen. »Die haben mich gut aufgenommen und wir sind auch außerhalb der Loipe befreundet. Konkurrentinnen sind wir erst, wenn es an den Start geht«, sagt sie.

Mit ihrem Partner Marco Groß genießt sie die wenige Freizeit, so oft es geht. »Im Winter ist abschalten wichtig, im Sommer genießen wir die freien Tage und gehen unserem Hobby, dem Motorradfahren, nach«, verrät Marco Groß. Sportlich bewundert der 24-Jährige die enorme Lauffähigkeit seiner Freundin. »Dafür kann ich ihr beim Schießen helfen und Tipps geben.«

»Langsam wird es Zeit«

So würden sie gerne beide einmal gemeinsam bei einem Weltcup starten. »Langsam wird es Zeit«, meint Marco und erzählt den steinigen Weg vom Deutschlandpokal über den IBU-Cup bis in den Weltcup. »Wenn du gute Rennen und das nötige Glück hast, kann das sehr schnell gehen und du bekommst deine Chance.« Er fügt aber hinzu, wie schwer es sei, an den etablierten Herren im deutschen Team vorbeizukommen.

Mut macht ihm Lena: »Der Marco ist ein Top-Biathlet, er muss es nur konstant zeigen. Dann kann es wirklich schnell gehen, dass er mit mir im Weltcup läuft.« Zum Schluss lüftet die Schweizerin noch ein Geheimnis, das möglicherweise den Deutschen Skiverband aufhorchen lässt. »Da meine Mutter Deutsche ist, habe ich sowohl einen schweizer als auch einen deutschen Pass.« SHu