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Das stand am 18. August 1922 in der Zeitung

Traunstein. Der Singvögel Abschied. Ein Zustand der Erregtheit überkommt in diesen Tagen unsere Vogelwelt.


Obgleich für alle der Tisch noch reichlich gedeckt ist, erwacht in ihnen der Wandertrieb. Und ehe wir es denken – sind sie von hinnen! In großen unzählbaren Scharen und in ungeordnetem Zuge ziehen die meisten unserer Sänger fort. Wenn trotz der großen Vogelheere, die unseren Erdteil überfliegen, doch nur verhältnismäßig wenig vom Zuge bemerkt wird, so liegt das in der Hauptsache darin, daß die meisten Vögel in bedeutender Höhe oder bei Nacht reisen.

Lange hat man geglaubt, alle Vögel zögen eine Strecke fort, um dann auszuruhen, dann wieder eine Strecke und so weiter, bis sie an ihrem Ziele angelangten. Dies ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Der Zug geht ohne Aufenthalt fort, wenn es auch vorkommt, daß hier und da einmal eine Reisekolonie rastet. Dabei entwickeln die Tierchen eine Fluggeschwindigkeit, die uns fabelhaft erscheint. Es ist nachgewiesen worden, daß Schwalben an einem einzigen Tage die Reise von hier nach Afrika gemacht haben.

Interessant für uns bleibt die Beobachtung der Durchzüge von nordischen Gänsen, von Kranichen, Wildenten, Tauchern, durch die bestimmte Anordnung der Wanderzüge. Kraniche ziehen immer in der bekannten Hackenform dahin, Wildenten in gerader Linie nebeneinander, Taucher in gerader Linie hintereinander.