»A4U passt sehr gut ins Anforderungsprofil des Sonderpreises. Ein gemeinnütziger Verein, der sich als Aufgabe gemacht hat, ein Zeichen gegen Krieg und für den Frieden und die Solidarität zu setzen. Der Verein wirbt für Spenden und Hilfen für ukrainische Sportler«, sagte Helmut Radlmeier von der Stabsstelle Verbandskommunikation, Referent für kommunale Sportpolitik. Schirmherr der Veranstaltung war Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Der BLSV zählt 4,8 Millionen Mitgliedschaften in 11 500 Vereinen.
Steinigen nutzte den Abend zu einer Bilanz, fand nachdenkliche Worte und beeindruckte die Zuhörerschaft. »Auf die gemeinsam mit unseren Partnern geleistete Hilfe im Wert von fast fünf Millionen Euro können wir wirklich stolz sein«, sagte er. Aber: Ende März sei er zusammen mit Mitgliedern des Vereins in der Ukraine gewesen, einmal mehr »um Hilfsgüter zu übergeben, mit unseren Helfern vor Ort zu sprechen, nach unseren Projekten vor Ort zu sehen und Verantwortliche vor Ort davon zu überzeugen, den Kindern, die unter dem Krieg besonders leiden, durch Sport etwas Normalität, Selbstvertrauen und Zukunftsperspektive zu geben.« Es kündigte an, dass am 14. Juli nun auch in der Ukraine der erste Kindersporttag stattfinden werde.
Steinigen wörtlich: »Körperlich erschöpft und vor allem mental von den Eindrücken geprägt, haben wir mit den Menschen in der Ukraine auf die nächtlichen Luftangriffe aus Russland gewartet, die der tagtägliche Luftalarm ankündigt. Am Freitag, 31. März, haben wir nach Beginn des Luftalarms in Kiew gehört, wie die Luftabwehr arbeitet und uns alle geschützt hat. Am nächsten Abend hatten die Menschen in Kiew leider nicht mehr so viel Glück. Es gab in der Stadt wieder Tote und Verletzte durch einen massiven russischen Luftangriff, der leider nicht vollständig abgewehrt werden konnte. Inzwischen ist all das wieder der alltägliche, unfassbare Wahnsinn in fast allen Städten und Dörfern der Ukraine mit vielen Opfern.«
Steinigen habe auf der Reise durch die Ukraine in Bucha die Stätten unfassbaren Grauens gesehen, was die russische Besatzung für die Bevölkerung der Ukraine mit sich bringt. In der Kleinstadt mit rund 30 000 Einwohnern seien in 33 Tagen 509 Einwohner ermordet worden. Die russischen Soldaten hätten Listen mit Namen von Einwohnern abgearbeitet, seien von Haustür zu Haustür gegangen. 37 Einwohner seien nach Russland verschleppt worden. Von ihnen fehle jede Spur.
Am letzten Tag habe seine Gruppe auch die Kinder- und Jugendsportschule für Langlauf und Biathlon in Tschernihiw, das nur gut 60 km von der russischen Grenze entfernt liegt, besucht. Schule und Trainingsstätten seien bereits in den ersten Tagen nach Beginn des groß angelegten russischen Angriffskrieges vollständig zerstört worden. »Unser Verein unterstützt die Schule nun schon seit gut drei Jahren. Mein gemeinsames Training mit den Kindern musste am Samstagmittag wegen Luftalarm nach nur 30 Minuten abgebrochen werden, um die Kinder in Sicherheit zu bringen. Die Kinderaugen voller Angst, Trauer und Hoffnung, als wir uns verabschiedet haben, werde ich nie vergessen.«
Steinigen forderte: »Es darf keine Teilnahme von russischen Sportlern an internationalen Sportwettkämpfen geben, solange Russland diesen Krieg gegen die Ukraine, letztlich auch gegen Europa und uns alle führt, auch nicht als neutrale Sportler. Wir müssen gemeinsam verhindern, dass der internationale Sport von Russland für seine Kriegspropaganda missbraucht wird, wie das in der Vergangenheit regelmäßig geschehen ist und auch weiter erfolgen wird, wenn russische Sportler in den internationalen Sport zurückkehren.« Steinigen bat: »Setzen wir uns gemeinsam weiter für die bayerische Art zu leben und um sportliche Erfolge zu kämpfen ein, stehen wir gemeinsam für Empathie, Mitgefühl, Solidarität, Demokratie und Europa. Sport verbindet und hat eine große Kraft. Das zeigt auch dieser Abend mehr als deutlich. Aus großer Kraft erwächst aber auch große Verantwortung. Seien Sie daher engagiert und mutig.«
Der Verein Athletes for Ukraine hat über die geschilderte Reise einen Film erstellt, der bereits in Rosenheim und Wasserburg gezeigt wurde und große Resonanz fand. Am Montag, 25. Juli, um 19 Uhr wird er im Forum Chiemgau in Traunstein am Stadtplatz 32 im ehemaligen Sparkassengebäude nochmals gezeigt. Er heißt: »100 Stunden – eine Reise in die Wirklichkeit des Krieges«. kk